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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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gleiten und ging zu dem altmodischen Telefon mit Wählscheibe hinüber. »Donovan.«
    »Hier ist Marks.«
    Elaine Marks, die bei der Zeitung die Aufträge verteilte. »Wir haben eine Story für dich. Ein Obdachlosenheim ist abgebrannt.«
    »Was ich schreibe, verkauft sich nicht mehr.« Sein Tonfall klang bockig wie der eines Kindes.
    »Diese Story willst du bestimmt übernehmen.« Ihre kühle, klare Stimme erinnerte ihn an seine Mutter.
    »Wieso? Selbst wenn es Brandstiftung war, wen kümmert schon ein abgebranntes Obdachlosenheim?«
    Elaine lachte ohne jegliches Mitgefühl. »Meine Güte, bist du heute Abend zickig.«
    »Wenn man dir dein Gehalt um vierzig Prozent kürzen würde, Süße, würde dir das Lachen auch vergehen.« Die Herabstufung war bitter und lag ihm im Magen wie verdorbene Milch.
    Elaine senkte ein wenig die Stimme. »Hör mit dem Gezeter auf. Die Story könnte es richtig in sich haben.«
    »Dann erzähl.«
    »Ich habe vor ein paar Minuten einen Hinweis vom Schauplatz bekommen. Hinter dem Wohnheim haben die Cops eine ermordete Frau gefunden.«
    Donovan bohrte einen Daumennagel in das Etikett auf der Bierflasche. »Wieso sollte mich das interessieren? Es werden dauernd irgendwelche Mädchen ermordet.«
    Elaine murmelte ein Schimpfwort. »Oh Mann, danach schuldest du mir eine Flasche vom weltbesten Champagner.«
    »Spuck’s aus, Elaine.«
    »Das Opfer hatte ein seltsames Brandmal auf dem Bauch.«
    »Ein Brandmal?« Connor ließ die Flasche sinken, die er gerade an die Lippen geführt hatte. Vor Aufregung krampfte sich sein Magen ein wenig zusammen. »Was für ein Brandmal?«
    »Einen vierzackigen Stern, Baby.«
    Eine ganze Weile sagte Connor gar nichts, während sein Geist durch die Vergangenheit jagte. Der Mord im Wohnheim der Studentinnenverbindung war Anlass der Artikelserie gewesen, die ihm vor zehn Jahren den Durchbruch verschafft hatte. Auf einen Schlag hatte er nicht mehr über Bagatelldelikte berichtet, sondern eine eigene Kolumne mit seinem Namen darunter gehabt. Die Einzelheiten der Story waren erste Sahne gewesen: eine moderne Dalila mit Stipendium, die ihren reichen Lover umgebracht und dann das Verbindungswohnheim abgefackelt hatte, um die Spuren zu verwischen. Sie hatte behauptet, vergewaltigt worden zu sein, doch Freundinnen hatten bezeugt, dass sie und der junge Mann ein Paar gewesen waren. Die kleine Dalila war wütend geworden, als ihr Liebhaber die Beziehung beendet hatte. Das Gericht hatte das Mädchen schließlich zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
    »Du erinnerst dich doch an den Stern, oder?«, fragte Elaine.
    »Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Story mit der Geschichte damals zusammenhängt?«
    »Ich weiß es nicht. Wohl nicht sehr wahrscheinlich, aber wen kümmert das schon? Du bist doch schlau. Zumindest kannst du einen Zusammenhang behaupten und damit ein bisschen Aufruhr stiften. Jedenfalls würde es nicht schaden. Nach allem, was ich so höre, braucht deine Kolumne dringend ein bisschen Sex und Drama.«
    Connor wühlte in den Papieren auf seinem Schreibtisch, bis er einen Stift fand. »Ich kümmere mich darum.«
    »Guter Junge.«
    »Gib mir die Adresse.«
    Es war nach Mitternacht, als Lenny Danvers auf das Backsteingebäude aus der Kolonialzeit starrte, ein Haus mit dunklen Fenstern, hohen Buchsbaumsträuchern und in der ordentlichen Kieseinfahrt zwei Zeitungen, die niemand hereingeholt hatte. Größe und Lage des Hauses besagten: Geld. Die Zeitungen signalisierten: verreist . Und die Buchsbaumsträucher boten Schutz und Deckung . Stundenlang war er auf der Suche nach genau dieser Kombination durch die Gegend gefahren.
    Die anderen Häuser in der Straße wirkten still und dunkel, doch um sicherzugehen, stellte er den gemieteten Saab in einiger Entfernung ab und lief dann zu dem Haus zurück, das er gerade ausgekundschaftet hatte. Rasch glitt er hinter die großen Sträucher und inspizierte die Fenster auf Anzeichen für eine Alarmanlage.
    Viele Reiche hatten Alarmanlagen, aber es verblüffte ihn, wie oft sie die Stadt verließen, ohne sie zu aktivieren. Vielleicht dachten sie, ihre hübschen reichen Viertel seien vor Leuten wie ihm sicher, aber soweit er wusste, schützte ein unsichtbarer Zaun die besseren Stadtteile nicht vor seinesgleichen.
    Er zog einen Keil aus seiner dunklen Jacke und schob ihn unter das Fenstersims. In wenigen Sekunden würde er wissen, ob es eine Alarmanlage gab. Für den Fall, dass sie losging, hatte er nahe genug geparkt, um das Viertel

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