Das Flüstern der Nacht
Krieger könnten mich töten?« Jardir lachte schallend. »Und wenn hundert Nanji in den Schatten lauerten, so brauchte ich dennoch keine Leibwachen.« Er stemmte die Spitze seines Speeres in den Boden und warf sich in die Brust, um einen Angriff herauszufordern. »Ich bin der Shar’Dama Ka !«, brüllte er in dem Gefühl, die unanfechtbare Wahrheit zu verkünden. »Richtet eure Waffen gegen mich, wenn ihr euch traut!«
Die Nanji kamen auf ihn zu, doch nun erkannte Jardir, dass sie zögerten. Allein seine Persönlichkeit machte sie schon nervös. Die Speere in ihren Händen zitterten, und sie warfen einander flackernde Blicke zu, als seien sie unsicher, wer von ihnen den ersten Schlag führen sollte.
»Greift an oder kniet nieder!«, brüllte Jardir. Er riss den Speer des Kaji in die Höhe, das glänzende Metall fing das Sonnenlicht ein und schien vor Energie zu sprühen.
Einer der Nanji-Krieger ließ seinen Speer fallen und sank auf die Knie. »Verräter!«, kreischte sein Kamerad neben ihm, wirbelte herum und versuchte, ihn mit seiner Waffe zu erstechen, doch der dritte Nanji war schneller, preschte vor und rammte dem Angreifer seinen Speer in die Brust.
Hinter sich hörte Jardir ein leises Knirschen. Das Flüstern von Sandalen auf Zeltleinwand. Da er die Nanji-Taktik kannte, drehte er sich blitzschnell um und entdeckte den wahren Attentäter, der hinter ihm auf der Spitze des Pavillons kauerte. Dieser Aufpasser hätte den tödlichen Schlag führen sollen, während Jardir von den drei anderen abgelenkt wurde.
Ihre Blicke begegneten sich, doch Jardir sagte nichts, sondern wartete ab. Wenige Sekunden später warf der Mann seinen Speer auf den Boden, sprang mit einem Salto hinterher und warf sich Jardir zu Füßen.
Jardir ging zu dem getöteten Mann, zog den Speer aus dessen Rücken und hielt ihn hoch, damit jeder ihn sehen konnte. »An dieser Waffe klebt nicht das Blut eines khaffit !«, rief er. »Das ist das Blut eines Kriegers, des ersten kha’Sharum ! Ich werde seinen Schädel lackieren und ihn meinem Thron hinzufügen, damit ich ihn niemals vergesse!« Er ließ seinen Blick über die khaffit schweifen. »Will jemand vortreten und seinen Platz einnehmen?«
Ein seltsames Stöhnen erklang, ein verzerrter, keuchender Laut, und der sieben Fuß große Hüne pflügte sich nach vorn, um vor
Jardir niederzuknien. Andere folgten rasch seinem Beispiel, und es entstand ein gewaltiges Gedränge und Geschiebe, weil so viele Männer gleichzeitig vor Jardir auf die Knie sinken wollten. Während Jardir einen nach dem anderen mit dem Speer des Kaji berührte, ergriff Abban die Gelegenheit zu einer Ansprache.
»Diejenigen unter euch, die zu alt oder zu krank sind, um einen Speer zu tragen, brauchen sich keine Sorgen zu machen!«, schrie er. »Frauen und Kinder, habt keine Angst! Der Erlöser braucht nicht nur Sharum , die ihn in seinem Wirken unterstützen! Er benötigt fleißige Leute, die Netze knüpfen und Schmiede, die Speerspitzen anfertigen. Für die kha’Sharum -Pavillons wird Leinwand gebraucht, und die Krieger müssen verköstigt werden. Wer dazu beitragen will, Krasias Ruhm zu mehren und seiner Familie Ehre zu machen, der soll sich morgen früh in meinem Pavillon einfinden!«
Jardir runzelte unmutig die Stirn, denn ihm war klar, dass Abban nicht nur zum Gelingen des Krieges beitragen, sondern auch von billigen Arbeitskräften profitieren wollte, aber er hütete sich, ihm zu widersprechen. Er brauchte jede helfende Hand, wenn er in einem Jahr aufbrechen wollte.
Als Jardir fortfuhr, Männer mit der Speerspitze zu berühren und sie zu kha’Sharum zu ernennen, fing die Menge an, seinen Namen zu skandieren. Bald donnerte der Ruf durch den Basar und hallte in der ganzen Stadt wider.
»Jardir! Jardir! Jardir!«
»Das hast du meisterhaft eingefädelt«, raunte Abban ihm ins Ohr, nachdem er den letzten khaffit in den Stand eines Kriegers erhoben hatte. »Du hast zehntausend Sharum und doppelt so viele Sklaven gekauft, und als einzige Gegenleistung hast du ihnen ein bisschen Selbstachtung geschenkt.«
»Ist das alles, was du mit deinem Krämerherzen darin siehst?«, erwiderte Jardir und warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ein günstiges Geschäft?«
Abban hatte zumindest den Anstand, beschämt dreinzublicken, doch Jardir bezweifelte, dass es ehrlich gemeint war.
Am nächsten Tag trafen zweitausend Männer bei den Exerzierplätzen ein, noch während die Stämme damit beschäftigt waren, khaffit’sharaji
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