Das Flüstern der Nacht
Renna ihn. »Wenn Dad uns erwischt, ist der Horc los.«
Cobie nickte und schaute nervös zu der Tür, die das Haus mit der Scheune verband.
»Wie ist das so, ein Kurier zu sein?«, erkundigte sich Renna.
»Na ja, ich bin ja gar kein richtiger Kurier«, gab Cobie zu. »Ich habe keine Lizenz von der Gilde in den Freien Städten, und selbst wenn ich eine hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht so verrückt, draußen bei den Dämonen zu schlafen. Aber für den alten Vielfraß zu arbeiten ist auf jeden Fall besser als auf dem See Fische zu fangen. Das hab ich immer gehasst.«
»Wenn das stimmt, was man sich so erzählt, dann hast du dich nie viel mit Fischen beschäftigt«, erwiderte Renna.
Cobie lachte. »Ja, stimmt schon. Ich habe mich lieber mit Gart und Willum herumgetrieben und allen möglichen Unfug angestellt, aber dann haben sich die beiden verlobt und hatten keine Zeit mehr für irgendwelchen Blödsinn. Wenn man in einem Boot draußen auf dem Wasser sitzt, darf man nicht lachen. Das verscheucht die Fische.«
»Wie kommt es, dass du niemals versprochen wurdest?«, wollte Renna wissen.
Cobie zuckte mit den Schultern. »Mein Dad sagte, die Väter der Mädchen glaubten nicht, dass ich jemals sesshaft werden und für
eine Ehefrau und Kinder sorgen könnte. Ich schätze, er hat wohl Recht gehabt. Ich habe immer lieber im Gemischtwarenladen rumgehangen statt zu arbeiten. Wenn es unbedingt sein musste, ging ich auch fischen, aber ich hatte nie genug Kredits, um das ganze Bier zu bezahlen, das ich trank. Dein Dad hat den Nagel auf den Kopf getroffen, als er behauptete, der alte Rusco hätte angefangen, mich mit Besorgungen loszuschicken, damit ich meine Schulden tilgen konnte. Aber als die Sprecherin ihn dann fragte, ob ich auch Nachrichten übermitteln dürfte, schlug er mir vor, in dem kleinen Kabuff hinter dem Laden zu bleiben, um ständig erreichbar zu sein.«
Nicht ohne einen gewissen Stolz fuhr er fort: »Die Leute behandeln mich jetzt mit Respekt, weil ich im Dienste des Sprengels stehe. Sie laden mich zum Essen ein und bieten mir an, bei ihnen zu übernachten, wenn der Rückweg zu weit ist, um noch vor Einbruch der Dunkelheit in Stadtplatz anzukommen.«
»Ich stelle mir das schön vor«, schwärmte Renna, »durch die ganze Gemeinde zu reisen und ständig die Leute zu sehen. Ich kriege hier überhaupt niemanden zu Gesicht.«
Cobie nickte. »Jetzt verdiene ich mehr als ich vertrinke, und wenn ich genug Kredits gespart habe, kaufe ich mir ein eigenes Pferd und ändere meinen Namen in Cobie Kurier. Vielleicht baue ich mir auch ein Haus in Stadtplatz und kriege Söhne, die dann meine Arbeit übernehmen, wenn ich alt werde.«
»Denkst du, du könntest dich jetzt häuslich niederlassen und eine Familie ernähren?«, fragte Renna. Cobie konnte man nicht als ansehnlich bezeichnen, aber er war ein rechtschaffener, starker Mann mit guten Zukunftsaussichten. Allmählich fand sie sich damit ab, dass Arlen vermutlich niemals zurückkommen würde, um sie zu holen, und das Leben musste weitergehen.
Cobie nickte und sah ihr in die Augen. »Ja, ich glaube, dass ich das könnte, wenn ich ein Mädchen fände, das mich nimmt.«
Renna beugte sich vor und küsste ihn auf den Mund. Cobie bekam große Augen, doch er erholte sich schnell von seiner
Verblüffung, erwiderte den Kuss und zog sie in seine starken Arme.
»Ich weiß, wie eine Frau ihrem Mann Wonne bereitet«, flüsterte Renna und zog ihr Hemd herunter, um ihre Brüste zu entblößen. »Ich habe Beni und Lucik oft dabei zugesehen. Ich wäre dir eine gute Ehefrau.« Cobie stöhnte und liebkoste mit den Lippen ihren Busen, während seine Hände ihre Beine hinaufwanderten.
Hinter ihnen ertönte ein krachender Lärm, und beide erschraken.
»Was zum Horc geht hier vor?!«, grölte Harl, packte Renna bei den Haaren und zerrte sie von Cobie herunter. In der freien Hand hielt er sein Jagdmesser mit der langen, rasiermesserscharfen Klinge. Er setzte Cobie die Spitze an die Kehle und schleuderte Renna zur Seite.
»Wir … wir haben nur …«, stotterte Cobie und wich so weit wie möglich zurück, aber sein Rücken traf auf die Wand des Verschlages, und er konnte sich nirgendwohin flüchten.
»Für wie einfältig hältst du mich eigentlich, Junge?«, brüllte Harl. »Ich weiß doch, was ihr ›nur‹ gemacht habt! Glaubst du, weil ich dir hinter meinen Siegeln Zuflucht gewähre, kannst du hingehen und meine Tochter benutzen wie irgendeine angieranische Hure? Ich sollte dir
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