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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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wir anderen uns beraten.«
    »Im Obergeschoss habe ich für dich eine Kammer hergerichtet«, fügte Smitt hinzu. »Stefny wird sie dir zeigen.«
    Kaum hatte der Kurier sich entfernt, da zog sich der Tätowierte Mann wieder die Kapuze über den Kopf. »Das Tageslicht schwindet. Wenn noch mehr Leute draußen unterwegs sind, muss ich dafür sorgen, dass sie den nächsten Sonnenaufgang erleben.«
    Leesha nickte. »Nimm Gared mit und alle Holzfäller, die reiten können.«
    »Hol deinen Umhang«, wandte sich der Tätowierte Mann an Rojer. »Du kommst mit uns.« Rojer nickte eifrig, und sie steuerten auf den hinteren Ausgang zu.
    »Du wirst Bannzeichner brauchen«, erklärte Erny, schob seine Brille zurück, die wieder auf die Nasenspitze gerutscht war, und erhob sich von seinem Platz. »Ich werde euch begleiten.«
    Elona sprang auf die Füße und hielt ihn am Arm fest. »Du wirst nichts dergleichen tun, Ernal!«
    Erny blinzelte. »Dauernd wirfst du mir vor, ich sei feige. Und jetzt willst du, dass ich mich verstecke, obwohl Menschen meine Hilfe brauchen?«
    »Du beweist mir gar nichts, indem du dich umbringen lässt«, legte Elona los. »Seit Jahren hast du nicht mehr auf einem Pferd gesessen.«

    »Sie hat Recht, Dad«, pflichtete Leesha ihrer Mutter bei.
    »Du hältst dich da raus!«, warnte Erny. »Von mir aus kannst du die ganze Stadt herumkommandieren, aber ich bin immer noch dein Vater.«
    »Zum Streiten ist jetzt keine Zeit«, mischte sich der Tätowierte Mann ein. »Kommst du nun mit oder nicht?«
    »Er bleibt hier!«, bestimmte Elona.
    »Ich komme mit!«, erklärte Erny. Er entzog ihr seinen Arm und folgte den Männern nach draußen.

    »Dieser Idiot!«, keifte Elona, sobald die Tür zugefallen war. Alle anderen tauschten verdutzte Blicke.
    »Bleibt ruhig hier, solange ihr wollt«, bemerkte Smitt. »Ich muss wieder nach vorn in die Schankstube.« Er, Stefny und Jona hasteten hinaus und ließen Leesha mit ihrer vor Wut schäumenden Mutter allein zurück.
    »Es wird schon gutgehen, Mutter«, meinte Leesha. »Wer mit Rojer und dem Tätowierten Mann zusammen ist, dem kann nichts passieren. Nirgendwo auf der Welt wäre man sicherer.«
    »Dein Vater ist nicht mehr der Kräftigste!«, wütete Elona. »Er kann nicht mehr reiten wie ein junger Mann, und er wird sich eine Erkältung holen, die ihn umbringt! Seit ihn letztes Jahr der Schleimfluss erwischt hat, war er nie mehr der Alte!«
    »Nanu, Mutter!« Leesha dachte nicht daran, aus ihrer Verwunderung einen Hehl zu machen. »Das klingt ja gerade so, als seist du ernsthaft um ihn besorgt.«
    »Diesen Ton verbitte ich mir!«, fauchte Elona. »Natürlich mache ich mir Sorgen um ihn. Schließlich ist er mein Ehemann. Wenn du wüsstest, wie es ist, dreißig Jahre lang verheiratet zu sein, würdest du nicht solchen Blödsinn von dir geben.«

    Leesha lag eine freche Erwiderung auf der Zunge. Am liebsten hätte sie ihrer Mutter all die fürchterlichen Dinge vorgehalten, die sie Erny im Laufe der Jahre angetan hatte, nicht zuletzt den wiederholten Ehebruch mit Gareds Vater Steave, doch die Aufrichtigkeit, die in Elonas Stimme mitschwang, hielt sie davon ab.
    »Du hast Recht, Mam, es tut mir leid«, sagte sie stattdessen.
    Elona starrte sie fassungslos an. »Ich habe Recht? Hast du gerade gesagt, dass ich Recht habe?«
    »Ja, du hast dich nicht verhört.« Leesha deutete ein Lächeln an.
    Elona breitete die Arme aus. »Komm her zu mir, Kind, ich will dich an mein Herz drücken, solange der Friede zwischen uns dauert.« Leesha lachte und umarmte ihre Mutter.
    »Ihm wird nichts zustoßen«, versicherte sie dann, um nicht nur Elona, sondern auch sich selbst zu beruhigen.
    Elona nickte. »Du hast natürlich Recht. Er mag ja zum Fürchten aussehen, aber deinem tätowierten Freund ist kein Dämon gewachsen.«
    »Ausnahmsweise sind wir mal einer Meinung - bereits das zweite Mal an diesem Abend -, und Dad ist nicht hier, um sich darüber zu wundern«, kicherte Leesha.
    »Wenn wir es ihm erzählen, wird er uns nicht glauben«, meinte Elona. Mit einem Taschentuch tupfte sie an ihren Augen herum, und Leesha gab vor, es nicht zu sehen.
    »War das vorhin der Marick, auf den du damals ein Auge geworfen hattest?«, erkundigte sich Elona. »Mit dem du nach Angiers durchgebrannt bist?«
    »Ich hatte nie ein Auge auf ihn geworfen, Mutter«, stellte Leesha richtig.
    Elona zog ein spöttisches Gesicht. »Dieses Märchen kannst du jemandem erzählen, der dich nicht kennt. Die ganze Stadt wusste,

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