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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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die Bestie stürzte, rammte er ihr mehrere Male seine Fäuste gegen die Kehle.
    Im nächsten Moment schnellte er wieder in die Höhe, warf sich auf einen Flammendämon und riss ihm mit einem einzigen Ruck den Unterkiefer ab. Dann holten die Holzfäller ihn ein; mit ihren Schilden fingen sie die Flammenstöße ab und hackten die Dämonen in Stücke als würden sie Holz spalten.

    Wonda und die Bogenschützen verfolgten eine andere Taktik. Mehrere Dutzend Yards entfernt hielten sie ihre Pferde an und schossen auf die Winddämonen, die in Schwärmen den Himmel füllten. Ein Horcling nach dem anderen krachte herunter, die ledrigen Körper gespickt mit gefiederten Pfeilschäften.
    Rojer rutschte von seinem Pferd, ließ es bei den Bogenschützen zurück, klemmte sich die Fiedel unters Kinn und fing zu spielen an noch während er zu dem kleinen Zirkel rannte. Ähnlich wie Leeshas Tarnumhang verbarg seine Musik ihn wirkungsvoll vor den Horclingen, als er sich durch ihre Reihen schlängelte, und der größte Vorteil bestand darin, dass er sich nicht auf langsame Bewegungen beschränken musste. Wenig später stand er im Zirkel und änderte seine Melodie; nun schrammte er mit dem Bogen über die Saiten und entlockte dem Instrument die grellen, unharmonischen Töne, die die Dämonen von der Familie fernhalten würden.
    Die junge Frau schrie, während rings um sie her gekämpft wurde und schwarzes Dämonenblut durch die Nacht spritzte. Ihre Eltern bemühten sich nach Kräften, ihr beizustehen, doch aus ihren ungeschickten Versuchen ging klar hervor, dass sie von Geburtshilfe nichts verstanden.
    »Sie braucht fachkundige Hilfe!«, brüllte Rojer. »Wir müssen sie zu einer Kräutersammlerin schaffen!«
    Der Tätowierte Mann löste sich aus dem Tumult mit den Dämonen und eilte sofort an Rojers Seite. Er trug lediglich ein Lendentuch, das kaum etwas von seinem tätowierten und mit Dämonenblut besudelten Körper verbarg. Erschrocken wichen die Rizoner vor ihm zurück, doch die Gebärende war so mit ihren eigenen Nöten beschäftigt, dass sie ihn gar nicht wahrnahm.
    »Bring mir meinen Kräuterbeutel!«, befahl der Tätowierte Mann, kniete sich neben die junge Frau und tastete mit überraschend sanften Bewegungen ihren geschwollenen Leib ab. »Die Fruchtblase ist geplatzt, und die Wehen folgen in kurzen Abständen.
Die Zeit reicht nicht, um sie zu einer Kräutersammlerin zu bringen.«
    Rojer rannte zu Schattentänzer, doch der Hengst tobte und war dabei, zwei Flammendämonen in den Matsch aus Schlamm und Schnee zu stampfen. Eingehüllt in seinen Tarnumhang, begann Rojer erneut zu fiedeln. Und genau wie die Horclinge ließ sich auch das wilde Pferd von Rojers eigentümlicher Magie beruhigen; bald stand es friedlich da und Rojer konnte den kostbaren Kräuterbeutel vom Sattelzeug lösen.
    Rasch brachte er ihn dem Tätowierten Mann, der sich sofort daranmachte, Kräuter in feines Pulver zu zermahlen und es dann mit Wasser zu vermischen. Die Angehörigen der jungen Frau hielten Abstand und beobachteten völlig schockiert die Szene, während die Holzfäller sämtliche Dämonen in ihrer Umgebung vernichteten.
    »Weißt du überhaupt, was du da tust?«, fragte Rojer nervös, als der Tätowierte Mann versuchte, der stöhnenden Frau seinen Trank einzuflößen.
    »Zu meiner Kurierausbildung gehörte auch, dass ich sechs Monate lang bei einer Kräutersammlerin in die Lehre ging«, erzählte der Tätowierte Mann. »Ich habe gesehen, wie sie Kindern auf die Welt half.«
    »Du kennst Geburtshilfe nur vom Sehen ?!«, quiekte Rojer.
    »Möchtest du lieber der Frau beistehen?«, fragte der Tätowierte Mann und schaute kurz zu ihm hoch. Rojer erbleichte und schüttelte den Kopf. »Dann spiel deine verdammte Fiedel und halte die Dämonen zurück, während ich hier arbeite.« Rojer nickte, legte den Bogen an und fiedelte los, als ginge es um sein Leben.
    Stunden später, der Lärm der Kämpfe war längst verhallt, klang ein schriller Schrei durch die nächtliche Stille. Lächelnd betrachtete Rojer das plärrende Baby.
    »Jetzt kannst du nicht mehr widersprechen, wenn die Leute dich den Erlöser nennen«, meinte er. »Du hast diese Frau wirklich aus größter Not erlöst.«

    Der Tätowierte Mann strafte ihn mit einem wütenden Blick ab, den Rojer nur mit einem übermütigen Lachen quittierte.

    Leesha trug das dampfende Tablett die Treppe hoch, und ihr Herz klopfte vor Nervosität. Bereits zweimal hatte Leesha mit dem Gedanken gespielt, sich Marick

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