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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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und umklammerte mit beiden Händen ihren Hals.
    Renna schlug mit aller Kraft um sich, aber Harl hatte sich an ihr festgekrallt und gab nicht nach. Blut rann an seinem Arm hinunter und tropfte auf ihr Gesicht, während sie vergeblich nach Luft rang. Sie sah den Wahnsinn in den Augen ihres Vaters und wusste, dass er sie töten würde.
    Wieder huschte ihr Blick zu Cobie, aber er stand immer noch reglos am selben Fleck. Es gelang ihr, seinen Blick aufzufangen, und sie flehte ihn wortlos an.
    Mit einem jähen Ruck schien Cobie wieder zu sich zu kommen und bewegte sich auf sie zu. »Das ist genug!«, brüllte er. »Du wirst sie noch umbringen!«
    »Jetzt hab ich genug von dir , Junge!«, keuchte Harl. Eine Hand löste er von Rennas Hals, mit der anderen packte er sein Messer, während Cobie näher kam. Als Cobie die Arme nach ihm ausstreckte, wirbelte Harl herum und stieß ihm die Klinge zwischen die Beine.
    Cobies Gesicht lief hellrot an, und in schierem Entsetzen starrte er auf das Messer, an dem ein Schwall Blut entlangströmte. Er holte Luft, um zu schreien, aber dazu gab Harl ihm keine Gelegenheit mehr; er zog das Messer heraus und bohrte es in sein Herz.
    Cobies Finger schlossen sich um den Griff, der aus seiner Brust herausragte; seine Lippen bewegten sich noch in einem stummen Protest, ehe er tot umfiel.

    Harl wälzte sich von Renna herunter und stand auf, während sie schwach keuchend auf dem Boden liegen blieb. Ungerührt beugte er sich über Cobie und holte sich sein Messer zurück. »Ich hab dich mehr als einmal gewarnt, Junge«, knurrte er, während er die Klinge an Cobies Hemd abwischte. »Du hättest besser auf mich hören sollen.«
    Er steckte das Messer wieder in das Futteral, doch kaum war es drin, da riss Renna es heraus und rammte es in seinen Rücken. Immer und immer wieder stach sie zu, schreiend und weinend, während Blut auf ihr Gesicht spritzte und ihr Kleid durchtränkte.

20
    Raddock Advokat
    333 NR - Sommer
     
     
    K einen Augenblick zu früh wurde Jeph Strohballen damit fertig, die Siegel an der Veranda zu kontrollieren. Seine Familie war bereits im Haus; die Kinder wuschen sich vor dem Abendessen, Ilain und Norine arbeiteten in der Küche. Er schaute in die Ferne, als die letzten Sonnenstrahlen verschwanden und die Hitze aus dem Boden nach oben stieg und für die Dämonen den Weg aus dem Horc freimachte.
    Sobald die stinkenden grauen Nebel emporkrochen, ging er hinein, obwohl es noch eine Weile dauern würde, bis die Horclinge eine feste Gestalt annahmen. Wenn es um Dämonen ging, vermied Jeph jedes Risiko.
    Gerade als er die Tür schließen wollte, hörte er einen heulenden Laut; verstört hob er den Kopf. Ein Stück weiter die Straße entlang rannte jemand in Richtung des Hofs und schrie dabei pausenlos.
    Jeph griff nach seiner Axt, die immer neben der Tür lag, und eilte hinaus, so weit es die Verandasiegel erlaubten; nervös beobachtete er die Horclinge, die sich im Hof verfestigten. Er dachte an seinen ältesten Sohn, der nicht gezögert hätte, ins Freie zu laufen und dem Fremden zu helfen; aber Arlen war seit vierzehn Jahren tot, und Jeph hatte nie einen solchen Mut gehabt.

    »Sei stark und lauf, so schnell du kannst!«, brüllte er. »Eine Zuflucht ist nahe!« Beim Klang seiner Stimme sahen die Horclinge, die immer noch mehr Rauch als Fleisch waren, zu ihm hin, und Jeph festigte seinen Griff um die Axt. Die Sicherheit seiner Siegel würde er nicht verlassen, aber wenn ein Dämon zu nahe kam, wollte er auf ihn einhacken, um den Weg freizumachen.
    »Was ist los?«, rief Ilain von drinnen.
    »Alle bleiben im Haus!«, brüllte Jeph zurück. »Egal, was ihr hört, ihr rührt euch nicht vom Fleck!«
    Er zog die Tür ins Schloss und spähte wieder die Straße hinunter. Die schreiende Person war mittlerweile näher gekommen. Es war eine Frau in einem blutdurchtränkten Kleid, die rannte, als ginge es um Leben oder Tod, was sogar stimmte. Sie hielt etwas in der Hand, aber Jeph konnte nicht erkennen, was es war.
    Horclinge griffen nach ihr, als sie an ihnen vorbeihetzte, aber ihre Krallen waren noch nicht fest genug und hinterließen nur Kratzer, anstatt ihren Körper zu zerfleischen. Die Frau schien es nicht einmal zu merken - aber sie schrie sich ja ohnehin schon die Seele aus dem Leib.
    »Schneller!«, feuerte Jeph sie nochmals an, in der Hoffnung, die schwachen Worte könnten ihr frische Kraft verleihen.
    Und dann war sie im Hof und fast schon auf der Veranda. Jeph erkannte sie in dem

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