Das Flüstern der Nacht
voller Wucht auf den Boden. Mit einem gezielten Fußtritt und einem von Donner begleiteten Lichtblitz drückte er ihm die Kehle ein.
Zwei weitere Baumdämonen stürzten sich auf ihn; den ersten trat er in den Bauch und schleuderte ihn mit einem Ausbruch von Magie von sich weg, bevor er sich den anderen packte. Er blockierte einen seiner Arme mit einem sharusahk -Griff, zerrte mit aller Kraft daran und trennte den Arm glatt vom Rumpf ab. Den Arm warf er Jeorje Südwächter zu, doch der Körperteil prallte von dem Zirkel des Fürsorgers ab.
Drei Flammendämonen fielen über den verkrüppelten Baumdämon her, und schon bald war der schreiende Horcling von Flammen verhüllt. Die anderen Baumdämonen rappelten sich wieder auf und schienen sich auf einen neuen Angriff vorzubereiten; aber der Tätowierte Mann fletschte knurrend die Zähne und die Bestien blieben auf Abstand.
»Er ist der Erlöser!«, schrie jemand aus der Menge. Viele griffen den Ruf auf und manche sanken sogar auf die Knie, doch der Tätowierte Mann runzelte nur unwillig die Stirn.
»Ich bin nicht hier, um Menschen zu erlösen, die ein Mädchen ungeschützt der Nacht aussetzen!«, brüllte er. Er lief zu Renna, zog das Messer aus dem Pfahl und zerschnitt ihre Fesseln. Sie brach in seinen Armen zusammen, und für einen flüchtigen Moment trafen sich ihre Blicke. In Rennas Augen kehrte Leben zurück
und sie schüttelte den Kopf wie jemand, der glaubt, das Opfer einer Sinnestäuschung zu sein. Kommentarlos hob der Tätowierte Mann sie auf Schattentänzers Rücken.
»Diese Hexe hat meinen Sohn ermordet!«, kreischte Garric Fischer.
Der Tätowierte Mann drehte sich um; er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie oft Cobie Fischer ihn verprügelt hatte, als er noch ein Junge war. »Dein Sohn war ein Rüpel und keine Horclingspisse wert«, rief er, während er sich hinter Renna in den Sattel schwang. Sie schmiegte sich an ihn wie ein Kind und fröstelte trotz der milden Nachtluft.
Er ließ den Blick über die Ansammlung von Menschen schweifen und musterte die vielen entsetzten Gesichter. Er entdeckte seinen Vater, der Ilain Gerber fest umschlungen hielt, und eine neue Woge des Zorns brodelte in ihm hoch. Nichts hatte sich verändert, wenn Jeph tatenlos zusehen konnte, wie Renna an einen Pfahl gebunden und der Nacht geopfert wurde, obwohl er über Harls Scheußlichkeiten genauso gut Bescheid wusste wie er.
»Ich kam hierher, um euch beizubringen, wie man gegen Horclinge kämpft!«, rief er den Leuten zu. »Aber wie ich sehe, bringt Tibbets Bach immer noch ausschließlich Feiglinge und Dummköpfe hervor!«
Er wollte schon losreiten, doch etwas nagte noch an ihm; zum Schluss musterte er noch einmal die versammelten Dörfler, bereit, ihnen eine letzte Chance zu geben.
»Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, die Horclinge lieber töten wollen, als ihnen ihre Nachbarn zum Fraß vorzuwerfen, sollen morgen vor der Abenddämmerung hier auf mich warten!«, rief er. »Wenn keiner kommt, dann soll der Horc euch alle holen!«
In diesem Moment sah Jeph ihn an, doch es war klar, dass er ihn nicht erkannte. »Renna Gerber gehört zu meiner Familie«, rief er, womit er die Blicke aller auf sich zog. »Nehmt Zuflucht
auf meinem Hof, er liegt an der Straße in nördlicher Richtung! Renna kennt den Weg!« Der Tätowierte Mann brauchte keine Wegbeschreibung zu Jephs Hof, doch er nickte und wendete Schattentänzer nach Norden.
»Was?! Du kannst dieser mörderischen Hexe doch kein Obdach gewähren, Jeph Strohballen!«, regte sich Raddock Advokat auf. »Der Rat hat entschieden, was mit ihr geschehen soll!«
»Wie gut, dass ich kein Ratsmitglied bin!«, brüllte Jeph zurück. »Die Nacht sei mein Zeuge, wenn du oder jemand anders vor meinem Hof auftaucht und Renna zurückholen will, dann wird es noch mehr Blutvergießen geben, aber nicht zu knapp!«
Raddock wollte etwas erwidern, doch in der Menge machte sich Unmut breit; nervös schaute er sich um, nicht sicher, auf wessen Seite die Leute standen.
Der Tätowierte Mann schnaubte durch die Nase, trieb Schattentänzer im Galopp vom Platz und die Straße entlang zum Hof seines Vaters.
Während des gesamten Ritts verhielt sich Renna sehr still; an ihn gelehnt, klammerte sie sich an sein Gewand. Ein paar Dämonen stürmten auf sie zu, aber Schattentänzer wich ihnen aus, legte noch mehr Tempo vor und lief den Horclingen einfach davon. Zweimal trampelte der Hengst Dämonen auf der Straße nieder, ohne auch nur eine Spur
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