Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
Vom Netzwerk:
Raddock und richtete das Messer auf ihn. »Das Mädchen hat meinen Verwandten getötet und ihren eigenen Dad! Zur Strafe sollen die Horclinge sie holen!«

    Schockiert schaute der Tätowierte Mann auf Renna, und schlagartig kehrten die Erinnerungen zurück. Die Ehespiele, die sie und Beni mit ihm auf dem Heuboden spielen wollten; sie sagten, sie hätten sie gelernt, indem sie Ilain zusammen mit ihrem Vater beobachteten. Ilains heimliche, flehende Bitte an Jeph, sie mitzunehmen. Die grunzenden Laute, die mitten in der Nacht aus Harls Schlafkammer gedrungen waren.
    Das alles fiel ihm wieder ein, doch nun betrachtete er es aus der Perspektive eines erwachsenen Mannes und nicht aus dem Blickwinkel eines naiven Jungen. Entsetzen packte ihn, gefolgt von einer unbändigen Wut. Seine Hand griff schneller zu als Raddock reagieren konnte; mit einem sharusahk -Griff packte er seinen Arm und drehte ihn so um, dass der Alte zu Boden ging und ihm dabei das Messer aus den Fingern rutschte.
    Der Tätowierte Mann hob die Klinge auf und hielt sie in die Höhe. »Wenn Renna Gerber ihren Dad umgebracht hat«, donnerte er, »dann hat er sie zu dieser Tat getrieben!«
    Er setzte dazu an, Rennas Fesseln durchzuschneiden, aber mehrere Männer der Fischer-Sippe, angeführt von Garric, griffen ihn mit ihren dünnen Speeren an. Kurzerhand rammte er das blutige Messer in den Pfahl und stellte sich der Meute.
    Das folgende Gerangel konnte man nicht als einen Kampf bezeichnen, dann hätte man den Fischer-Männern zu viel Ehre angetan. Sie waren stämmige Kerle, aber keine Krieger. Der Tätowierte Mann hingegen war ein geschulter Kämpfer und stärker als die ganze Bande zusammen. Nur seinem Großmut hatten sie es zu verdanken, dass keiner von ihnen eine bleibende Verletzung davontrug, als er einen nach dem anderen zu Boden schleuderte.
    »In meiner Gegenwart wird niemand von den Horclingen geholt!«, schrie er. »Ich nehme Renna mit, und dagegen könnt ihr nichts machen, verflucht nochmal!«
    Man hörte einen dumpfen Knall, und als er in die Richtung blickte, weiteten sich seine Augen in ungläubigem Staunen. Da
stand Jeorje Südwächter, und er hatte sich seit dem letzten Mal, als der Tätowierte Mann ihn gesehen hatte, kaum verändert, obwohl das mehr als sechzehn Jahre zurücklag und Jeorje damals schon über neunzig Jahre alt gewesen war.
    » Wir können vielleicht nichts dagegen unternehmen«, rief er und deutete mit seinem Stock auf eine bestimmte Stelle im Boden, »aber ich schätze, wir sind nicht die Einzigen, mit denen du es zu tun bekommst, Junge. Möge der Fluch über euch beide kommen!«
    Der Tätowierte Mann folgte mit seinem Blick dem Stock und sah, dass Jeorje Recht hatte. Überall auf dem Platz waberten Nebelfetzen empor, und einige Horclinge nahmen bereits eine konkrete Gestalt an. Die Fischer, die noch am Boden lagen, fingen gellend an zu kreischen und robbten hinter die Siegel zurück.
    In Jeorjes Zügen lag ein grimmiges Lächeln, das seine selbstgerechte Genugtuung widerspiegelte, doch der Tätowierte Mann zuckte nicht mit der Wimper. Stattdessen zog er seine Kapuze herunter und sah dem Fürsorger des Weilers Südwache ungerührt ins Gesicht.
    »Ich bin schon mit Schlimmerem fertiggeworden, alter Mann«, knurrte er und streifte sein Gewand ab. Die Leute stießen gedämpfte Schreie aus, als sie seinen tätowierten Körper sahen.
    Wie immer bildeten die Flammendämonen die Vorhut. Einer sprang Renna an, aber der Tätowierte Mann packte ihn beim Schwanz und schleuderte ihn quer über den Platz. Als ihn dann der nächste Horcling angriff, flammten seine eintätowierten Siegel auf und die Krallen der Bestie glitten von ihm ab. Bevor der Horcling zubeißen konnte, riss er ihm die Kiefer auseinander und der Dämon spuckte ihm seinen Feuerspeichel direkt in die Augen.
    Die Siegel auf seinem Gesicht glühten kurz, sogen die Energie des Angriffs in sich auf und verwandelten die Gluthitze in eine harmlose kühle Brise. Die ganze Zeit über verstärkte sich das
Glimmen der Siegel, die seine Handflächen bedeckten, bis er die Schnauze des Horclings zerquetschte und ihn achtlos zur Seite warf.
    Danach formte sich ein Baumdämon aus und griff Schattentänzer an; der Hengst bäumte sich auf und zertrampelte ihn mit funkensprühenden Hufen.
    Ein schrilles Kreischen zerriss die Luft; gerade noch rechtzeitig warf sich der Tätowierte Mann herum, schnappte sich den herabstoßenden Winddämon, nahm dessen Schwung auf und schmetterte ihn mit

Weitere Kostenlose Bücher