Das Flüstern der Nacht
auf den Rücken. »Jetzt bist du bereit für die alagai , du Ratte!«
Die Wirkung des Couzi trat schnell ein, und Jardir sah alles durch glasige Augen. Als die Sonne sank, füllte sich das Labyrinth mit Schatten. Jardir beobachtete, wie sich der Himmel zuerst rot färbte, dann violett, und schließlich ganz dunkel wurde. Er konnte spüren, wie draußen vor der Stadtmauer die alagai aus dem Boden aufstiegen, und ihn überlief ein Schauer.
Großer Kaji, Speer des Everam, betete er, wenn ich wirklich, nach so vielen Jahrhunderten, ein Nachfahre von dir bin, aus deinem Geschlecht stamme, dann gib mir den Mut, dir und meinen Ahnen Ehre zu machen.
Schon bald hörte er das Horn des Sharak , und es folgte eine Antwort von Männern, die die Steinschleudern auf der äußeren Mauer bedienten. Allmählich hallten die Schreie der alagai durch das Labyrinth. »Achtung!«, gellte ein Ruf von oben, und Jardir glaubte, Shanjats Stimme zu erkennen. »Anlocker kommen! Vier Sanddämonen und ein Flammendämon!«
Jardir schluckte trocken. Der Ruhm war nahe.
»Oot!« Schreiend rannten die Anlocker so schnell sie konnten durch den Hinterhalt. Oben entzündeten die Aufpasser Ölfeuer vor auf Hochglanz polierten Metallspiegeln, und Licht ergoss sich über das Gebiet.
Die Sanddämonen galoppierten im Pulk, mit lang heraushängenden Zungen, die über Reihen aus rasiermesserscharfen Zähnen geiferten. Sie waren groß wie ein Mann, wirkten jedoch kleiner, wenn sie sich geduckt auf allen vieren bewegten. Ihre langen Krallen schrammten über den Sand und die Steine des Labyrinthbodens, und ihre stacheligen Schwänze peitschten unablässig durch die Luft. Ihre Panzer aus scharfen Schuppen wiesen nur wenige verletzliche Stellen auf.
Der Flammendämon war zierlicher, nicht größer als ein kleiner Junge, hatte heimtückische Krallen und legte ein erschreckendes Tempo vor. Seine Augen und das Maul glühten in einem orangeroten Licht, und aus seinem Unterricht kannte Jardir die verheerende Wirkung des Feuerspeichels. Gegenüber dem Hinterhalt gab es ein Wasserbecken, in dem die Krieger versuchen würden, die Bestie zu ertränken.
Wieder einmal verspürte Jardir beim Erscheinen der alagai einen unbändigen Hass. Diese Ungeheuer überzogen Ala wie eine Pest, Nies Verderbtheit war an die Oberfläche gedrungen und hatte sie verseucht. Und heute Nacht würde er dazu beitragen, diese Scheusale unter Qualen in den Abgrund zurückzuschicken.
»Halt!«, warnte Hasik, als er merkte, wie er sich verkrampfte. Jardir nickte und zwang sich dazu, sich zu entspannen. Der Couzi
wirkte immer noch in ihm und wärmte ihn in der nächtlichen Kälte.
Die alagai , die sich auf die Anlocker konzentrierten, flitzten an ihnen vorbei. Zwei der Monster rannten direkt auf die Plane, die die Dämonengrube bedeckte, und purzelten kreischend hinein. Die anderen Sanddämonen blieben kurz vor dem Rand stehen, aber der Flammendämon wieselte um die Grube herum und sprang dem langsameren Anlocker auf den Rücken. Er schlug dem Mann seine Krallen ins Fleisch und biss ihn fest in die Schulter. Der Krieger wurde zu Boden gerissen, aber er gab keinen einzigen Schmerzenslaut von sich.
»Jetzt!«, brüllte der kai’Sharum und führte den Angriff aus dem Hinterhalt an.
Aus Jardirs Kehle entlud sich der Kampfschrei, er stimmte ein in das Gebrüll der anderen Krieger, seinen Brüdern in der Nacht, und gemeinsam mit ihnen stürmte er vor. Von hinten attackierten sie die beiden Sanddämonen und stießen sie in die Grube.
Der kai’Sharum machte eine Drehung, schleuderte seinen Speer und stieß so den Flammendämon vom Rücken des Anlockers herunter. Der andere Anlocker schleifte ihn in den Schutz der Siegel und bemühte sich nach Kräften, den Blutstrom zu stillen.
Ein Schrei ertönte, und als Jardir herumwirbelte, sah er, dass der Sanddämon, der zuerst in die Grube gestürzt war, am Rand Halt gefunden hatte, wo die Plane seine Klauen vor den Siegeln schützte. Mit Leichtigkeit schwang er sich aus der Grube heraus und biss dem nächsten Krieger das Bein am Knie ab. Der Mann schrie auf, als er gegen seine Kameraden geschleudert wurde und sich in der Schildwand eine Lücke öffnete. Kreischend stürzte sich der Dämon in die Bresche.
»Schild hoch!«, rief Hasik und Jardir schaffte es gerade noch rechtzeitig, seinen Schild in die Höhe zu reißen, ehe das volle Gewicht des Dämons ihn traf. Er wurde umgeworfen, doch sofort blitzten die Siegel auf und jagten den alagai zurück. Der
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