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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Jardir vor, wie er den Ersten Krieger umbrachte, egal, ob die Herausforderung gerecht war oder nicht; aber ein solches Verbrechen würde seine Ehre beschmutzen und ihn vermutlich nicht nur sein Leben, sondern auch sein Vermächtnis kosten.
    In diesem Moment erscholl ein Horn und riss Jardir aus seinen Grübeleien. Das Signal verriet ihm, dass es sich um einen Hilferuf handelte.
    »Aufpasser!«, brüllte er, und die beiden Aufpasser seiner Einheit, Amkaji und Coliv, schnellten nach vorn. Im Nu steckten sie ihre Leitern zusammen und hetzten zur Wand. Kaum hatte Amkaji die Leiter angelehnt, da sauste Coliv auch schon hinauf, jeweils drei Sprossen auf einmal nehmend; noch ehe sein volles Körpergewicht einen Fuß belasten konnte, hob er ihn auch schon wieder an. Schnell erreichte er die Mauerkrone und überblickte das Terrain. Im nächsten Moment gab er Jardir ein Zeichen, er könne ohne Risiko hochklettern.
    Als Jardir das Kommando über seine Einheit übernahm, war er den Aufpassern zunächst mit Misstrauen begegnet, denn sie gehörten einem anderen Stamm an, den Krevakh. Doch mittlerweile kannte er ihren Charakter, und Amkaji und Coliv brachten für ihn die gleiche bedingungslose Loyalität auf und kämpften genauso hingebungsvoll im alagai’sharak wie die Krieger seines eigenen Stammes. Die Krevakh dienten den Kaji, dem Stamm, mit dem sie schicksalhaft verbunden waren, mit
derselben Opferbereitschaft, mit der die Nanji den Majah dienten.
    Das Gesetz sah vor, dass die beiden Aufpasser Tag und Nacht mit Jardirs Einheit vereint waren, denn die Aufpasser hatten eine besondere Ausbildung in der Handhabung ungewöhnlicher Waffen und Kampftechniken durchlaufen und besaßen Fertigkeiten, ohne die kein kai’Sharum auskam. Sie waren Akrobaten, Informationsbeschaffer und Meister des Überraschungsangriffs.
    Und sie beherrschten das Meucheln.
    Während Amkaji die Leiter hielt, flitzten Jardir und Shanjat auf die Mauerkrone. Coliv hielt Jardir sein Sehrohr hin.
    »Sharach-Stamm, vierte Ebene«, erklärte er und deutete in die Richtung.
    »Finde mehr heraus«, befahl Jardir und nahm ihm das Glas ab. Coliv rannte los, wobei er geschickt auf der schmalen Mauer balancierte. Aufpasser trugen weder Speer noch Schild, die sie hätten behindern können, und in Windeseile verschwand Coliv aus dem Blickfeld.
    »Die Sharach sind ein kleiner Stamm«, bemerkte Shanjat. »Sie schicken knapp zwei Dutzend Krieger in den alagai’sharak . Nur ein Dummkopf würde eine so kleine Einheit in der vierten Ebene postieren.«
    »Ein Dummkopf wie der Sharum Ka «, legte Jardir nach.
    Kurz darauf kehrte Coliv zurück. »Ein Rudel alagai hat sie angegriffen und die Grube umgangen«, berichtete er. »Viele Krieger liegen am Boden, und mit Verstärkung können sie nicht rechnen, denn alle Einheiten, die nahe genug wären, um ihnen zu helfen, sind selbst in Kämpfe verwickelt. In wenigen Minuten sind sie erledigt.«
    Jardir knirschte mit den Zähnen. »Nein, das sind sie nicht«, widersprach er. »Die Männer sollen sich bereithalten.«
    Shanjat legte eine Hand auf seinen Arm. »Der Sharum Ka hat uns befohlen, die zehnte Ebene zu bewachen«, ermahnte er
ihn, doch als Jardir nickte, ohne sich dazu zu äußern, grinste er breit.
    »Wir können die vierte Ebene niemals rechtzeitig erreichen, kai’Sharum «, warf Coliv ein, während er mit seinen scharfen Augen das Labyrinth erforschte. »Überall wird gekämpft. Der Weg ist versperrt.«
    »Lasst Taue herunter«, ordnete Jardir an. »Die Männer sollen auf die Mauer klettern.«

    Sie jagten über die Mauerkronen wie nie’Sharum ; fünfzig ausgewachsene Krieger in voller Kampfmontur. Selbst für barfüßige, gelenkige Jungen, die nichts außer ihren Bidos trugen, war dies ein riskantes Unterfangen; noch viel gefährlicher war es für Männer in Sandalen und schwer gepanzerten Gewändern, die außerdem noch Speer und Schild mit sich herumschleppten.
    Aber diese Leute waren Kaji- dal’Sharum , Jardirs Elite. Furchtlos turnten sie über die Wälle, jauchzten vor Vergnügen, wenn sie von einer Mauerkrone zur nächsten sprangen, fühlten sich in dem Nachtwind, der ihre Gesichter peitschte, wie Knaben, und waren dennoch bereit, wie Männer zu sterben.
    Jardir, der vorneweg rannte, empfand dieses Hochgefühl mehr als jeder andere. Der Sharum Ka würde rasen vor Zorn, aber eher sollte Nie ihn holen, als dass er tatenlos zusähe, wie ein ganzer Stamm ausstarb, nur um die Eitelkeit des Ersten Kriegers zu schonen.
    Eine

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