Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
Vom Netzwerk:
Strecke, für die sie im Labyrinth viel mehr Zeit gebraucht hätten, wurde auf den Mauerkronen binnen Minuten zurückgelegt, und die Sharach-Einheit rückte schnell in ihr Blickfeld. In dem Hinterhalt wüteten über ein Dutzend alagai und schnitten sämtliche Fluchtwege ab. Mindestens die Hälfte der Sharach lagen
am Boden, und die übrigen waren ziemlich in Bedrängnis geraten; Rücken an Rücken, Schild an Schild versuchten sie sich zu verteidigen, während die Dämonen von allen Seiten auf sie einstürmten.
    Mannhaft wehrten sie sich gegen die Übermacht der alagai , und dieser Anblick zerriss Jardirs krasianisches Herz. Er würde nicht zulassen, dass in dieser Nacht noch mehr dal’Sharum starben.
    »Haltet durch, Sharach!«, brüllte er. »Die Kaji kommen euch zu Hilfe!« Er war der Erste, der seinen Greifhaken im Mauerwerk verankerte, ein Tau hinabließ und sich mit zwei gewaltigen Sätzen blitzschnell in den zwanzig Fuß tiefer liegenden Hinterhalt abseilte. Ohne auf seine Männer zu warten, stürzte er sich mit vorgerecktem Schild in das Getümmel und knallte ihn einem Sanddämon in den Rücken. Die Siegel flackerten auf und der Dämon wurde von den Sharach weggeschleudert, die zusehends schwächer wurden.
    Jardir schenkte der halbbetäubten Kreatur keine Beachtung, sondern griff mit seinem Speer den nächsten Dämon an und trieb ihn mit einer Reihe von Stößen zurück, wobei er präzise auf die schwächsten Stellen in seiner Panzerung zielte. Hinter ihm erklang das Kriegsgeschrei seiner fünfzig Kameraden, die wie eine Woge die Wand herunterströmten, und er wusste, dass er Rückendeckung bekam.
    »Everam hat voller Stolz zugesehen, wie ihr euch behauptet habt, Bruder!«, rief Jardir dem Sharach kai’Sharum zu, dessen weißer Schleier vom Blut gerötet war. »Versorgt jetzt eure Verwundeten! Wir beenden, was ihr so glorreich begonnen habt, und sorgen dafür, dass die Sharach weiterkämpfen können!«
    Der dritte Dämon, den Jardir attackierte, schwenkte herum, schnappte mit dem Maul nach seinem Speer und zersplitterte das Holz. Der Aufprall brachte Jardir aus dem Gleichgewicht, und die Bestie verhakte eine Kralle in den Rand seines Schilds. Ein Ruck
des sehnigen Arms und die Gurte des Schilds rissen. Jardir fiel zu Boden und wich seitwärts aus, als die Kreatur auf ihn losging. Einen Moment lang befand sich der Dämon im Vorteil, doch der Sharach kai’Sharum sprang ihn von der Flanke her an und drängte ihn von Jardir weg.
    »Die Sharach kämpfen bis zuletzt, mein Bruder!«, schrie der kai’Sharum , doch der Sanddämon schlug zurück; sein Schwanz peitschte unter der Deckung des Kriegers hindurch und fegte ihn von den Beinen. Dann straffte der alagai die Muskeln und setzte zum Todessprung an.
    Fieberhaft blickte Jardir in die Runde. Alle seine Krieger kämpften, und keine Waffe lag in seiner Reichweite.
    Ich wurde geboren, um durch die Krallen der alagai zu sterben, erinnerte er sich, entblößte in einem wilden Knurren die Zähne und schnellte auf die Füße; mitten in der Luft fing er den Sanddämon ab, als der sich auf den Sharach kai’Sharum stürzte.
    Der Dämon war wesentlich stärker als er, doch er kämpfte instinktiv, ohne die brutale Kunst des sharusahk zu kennen. Jardir umklammerte seinen Arm, vollführte eine Drehung, lenkte den Schwung des Angreifers um und schleuderte ihn fünfzehn Fuß weit in die Dämonengrube, die sich in der Mitte des Hinterhalts befand. Heulend stürzte der alagai hinein, gefangen, bis die Sonne aufging und ihn für immer von dieser Welt brannte.
    Noch ein Sanddämon stürmte auf ihn zu, aber Jardir versetzte ihm einen kräftigen Hieb gegen den Hals, trat in seine Kniekehlen, packte das Scheusal und brachte es zu Fall. Sich geschmeidig hin und her windend, versuchte er, den Zähnen und Klauen auszuweichen, während er die Kraft des sich wehrenden alagai dazu nutzte, sie gegen ihn einzusetzen.
    Die scharfkantigen Panzerschuppen des Dämons schnitten durch seine Kleidung und zerfetzten seine Haut; seine Muskeln schrien vor Schmerz, als sie bis zum Äußersten angespannt wurden, aber Zoll für Zoll arbeitete sich Jardir immer weiter hinter den Dämon,
bis er den gewünschten Halt fand, und dann stand er auf. Er war größer als die Bestie, und indem er seine Arme unter ihre Achselhöhlen schob und in ihrem Nacken verschränkte, konnte er sie mühelos hochheben. Der alagai strampelte und kreischte, doch Jardir wirbelte ihn durch die Luft, wobei er die krallenbewehrten

Weitere Kostenlose Bücher