Das Flüstern der Nacht
zu beherrschen.«
»Trotzdem sollten wir triumphieren«, beharrte Jayan. »Wir haben gesiegt, ohne eigene Verluste beklagen zu müssen.«
Auf der anderen Seite des Zimmers prustete Abban, der an seinem winzigen Schreibpult hockte.
»Hast du dem etwas hinzuzufügen, khaffit ?«, erkundigte sich Jayan.
»Nein, mein Prinz«, antwortete Abban hastig und blickte von seinen Geschäftsbüchern auf. Er stemmte seine Körperfülle in die Höhe, stützte sich mit der Krücke ab, deren Elfenbeinbügel ein Kamel darstellte, und verbeugte sich tief. »Ich habe nur gehustet.«
»Nein, bitte.« Jayan ließ nicht locker. »Verrate uns, was dich so amüsiert.«
Abbans Blick huschte zu Jardir, und der nickte.
»Es mögen zwar keine dal’Sharum gefallen sein, mein Prinz, aber es hat doch wesentliche Verluste gegeben. Ich spreche hier von den entstandenen Kosten für Proviant, Kleidung, Unterkünfte und Transport. Eine so große Armee wie die unsere zu unterhalten ist über alle Maßen teuer. Auch wenn dein Vater über die Reichtümer aller zwölf Stämme verfügt und außerdem auf Everams Füllhorn zurückgreifen kann, so ist sein Reichtum doch nicht unerschöpflich.«
Asome nickte. »Im Evejah heißt es: Ist die Geldbörse eines Mannes leer, fassen seine Feinde Mut. «
Jayan lachte. »Wer würde es wagen, gegen unseren Vater aufzubegehren? Und warum sollte der Shar’Dama Ka überhaupt für irgendwas bezahlen? Wir haben dieses Land erobert. Wir können uns nehmen, was unser Herz begehrt.«
Abban wiegte bedenklich seinen Kopf. »Das ist zwar richtig«, entgegnete er, »aber ein ausgeraubter Händler hat kein Kapital mehr, um sein Lager neu zu füllen. Man kann einem Kerzenmacher alle Kerzen wegnehmen, aber wenn man ihm nicht zumindest die Kosten für deren Herstellung ersetzt, wird man eines Tages im Dunkeln sitzen, wenn die letzte heruntergebrannt ist.«
Jayan schnaubte abfällig durch die Nase. »Kerzen sind gut für schwächliche khaffit -Schreiberlinge, die ihre Schriftrollen anbeten. Für einen Krieger, der in der Nacht kämpft, sind sie wertlos.«
»Nehmen wir andere Beispiele: Lass uns von Holz und Metall für Speere reden«, fuhr Abban geduldig fort, als belehre er ein Kind. »Von Tuch für Uniformen und gebranntem Ton für die Panzerung. Leder und Öl für Sattelzeug. Diese Dinge tauchen nicht plötzlich aus der leeren Luft auf, und wenn wir jetzt jedes Saatkorn und jede Ziege stehlen, bleibt in einem Jahr nichts mehr übrig, um unsere Bäuche zu füllen.«
»Dein Ton gefällt mir nicht, Schweinefresser!«, knurrte Jayan.
»Schweig und hör dir an, was er zu sagen hat«, befahl Jardir. »Der khaffit bietet dir Weisheit, mein Sohn, und du bist gut beraten, wenn du sie annimmst.«
Jayan warf seinem Vater einen bestürzten Blick zu, dennoch verbeugte er sich hastig. »Natürlich, Vater«, murmelte er, aber er funkelte Abban wütend an.
Jardir musterte Asome, der die ganze Zeit über schweigend dagestanden hatte. »Und du, mein Sohn?«, fragte er. »Was hältst du von den Worten des khaffit ?«
»Der Unwürdige hat Recht«, räumte Asome ein. »Unter den Damaji gibt es immer noch welche, die deinen Aufstieg ablehnen. Sie würden jede Entbehrung, die ihre eigenen Stammesleute dulden müssen, zum Anlass nehmen, Zwietracht zu säen.«
Jardir nickte. »Und wie würdest du vorgehen, um dieses Problem zu lösen?«, wollte er wissen.
Asome zuckte die Achseln. »Ich würde die unloyalen Damaji töten und durch neue ersetzen, ehe sie zu dreist werden«, erklärte er.
»Dadurch würde erst recht Hader entstehen«, meinte Jardir. Sein Blick wanderte zu Abban.
»Es wäre viel zu teuer, unsere gesamte Armee in der Stadt unterzubringen«, erläuterte Abban. »Deshalb muss man sie auf die umliegenden Weiler verteilen.« Jardirs Söhne sahen den dicken Händler entgeistert an.
»Wir sollen unsere Armee auflösen? Was ist das für ein Blödsinn?«, brauste Jayan auf. »Vater, dieser khaffit ist ein Feigling und ein Narr! Ich bitte dich, erlaube mir, dass ich ihn töte!«
»Idiot!«, schnauzte Jardir. »Denkst du etwa, der khaffit spricht Dinge aus, die ich nicht längst weiß?«
Verdutzt starrte Jayan auf seinen Vater.
»Eines Tages, meine Söhne«, fuhr Jardir fort, während sein Blick zwischen Jayan und Asome hin und her wanderte, »werde ich sterben. Wenn ihr dann Wert darauf legt, euer eigenes Leben zu sichern, müsst ihr euch Weisheiten von allen Seiten öffnen.«
Jayan wandte sich Abban zu und verneigte sich. Es
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