Das Flüstern der Stille
niederträchtigsten, bösesten Menschen. Ich bin nur ein wütender, dummer, schwacher Mann, der wieder einmal die Kontrolle über die Dinge verloren hat. Ich suche den Boden vor mir ab, suche nach der Waffe, die Griff mir aus der Hand geschlagen hat. Sie ist weg und Antonia auch. Auch sie habe ich im Stich gelassen. Mir ist schwindelig und übel von der Beule an meinem Kopf, und ich lehne mich Halt suchend gegen die Wand von Antonias Schuppen.
Als die Sirenen mich erreicht haben und ich Polizisten aus ihren Wagen springen sehe, mache ich mich bemerkbar, da ich nicht mit einem Kriminellen verwechselt werden will. Obwohl ich genau das bin. Wenn auch ziemlich untauglich. Innerhalb von Sekunden bin ich von Polizisten umringt, zu meiner großen Erleichterung ist einer von ihnen Deputy Sheriff Louis.
„Wo ist Toni?“, fragt er mich sofort. „Wohin hat er sie gebracht?“
„In den Wald“, sage ich und deute in die grobe Richtung, in die ich sie habe laufen sehen. „Sie hat versucht wegzulaufen, aber er war zu schnell. Sie sind in den Wald.“
Ohne ein weiteres Wort ist Deputy Louis weg, und eine Schar seiner Kollegen folgt ihm, einschließlich Agent Fitzgerald.
Eine Frau in einem für diese Situation viel zu formellen blauen Anzug fasst meinen Arm, um mich zu stützen. Ein Mann nimmt meinen anderen Arm, und vorsichtig helfen sie mir, mich auf den Boden zu setzen.
„Der Krankenwagen ist auf dem Weg“, versichert mir die Frau. „Sind Sie Martin Gregory?“
„Ja, das bin ich“, erwidere ich matt, während ich mir immer noch meinen pochenden Kopf halte.
„Lassen Sie mich das mal anschauen.“ Sie richtet ihre Taschenlampe auf meinen Hinterkopf und zuckt zusammen, als sie die wohl tiefe Wunde sieht. Ihr Kollege zieht ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und drückt es mir in die Hand.
„Ich bin Agent Simon, und das ist Agent Temperly. Wir helfen bei den Ermittlungen zur Entführung Ihrer Tochter. Können Sie uns sagen, was passiert ist?“
„Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe einen großen Fehler gemacht“, sage ich. Ich fühle mich so schläfrig. So muss sich Petra gefühlt haben, denke ich. Ich habe Schmerzen, so viel ist sicher, und ich habe den unglaublichen Drang einzuschlafen, aber was Petra durchmacht, muss so viel schlimmer sein.
„Was ist passiert?“, fragt mich die Frau erneut.
Eine ganze Weile sitze ich schweigend da, nicht sicher, wie ich die lächerliche Geschichte meiner Selbstsucht in Worte packen soll. Endlich rettet mich Agent Simon, indem sie sagt: „Was ist mit Antonia Clark passiert?“ Darauf kann ich antworten.
„Ihr Mann hat sie in den Wald geschleppt.“ Ich deute wieder in die Richtung, in die ich Antonia habe rennen sehen.
„Hatte er irgendwelche Waffen? Es sind Schüsse gehört worden“, fragt der Agent namens Temperly.
„Eine Pistole“, sage ich, und mir wird klar, dass ich das Unvermeidliche nicht länger hinauszögern kann. „Ich denke, er hat die Pistole vom Boden aufgehoben und Antonia mit in den Wald genommen.“ Blut sickert durch das Taschentuch, das Temperly mir gegeben hat. Ich falte es neu zusammen, versuche, einen sauberen Fleck zu finden, den ich mir gegen den Kopf drücken kann.
„Welche Pistole vom Boden?“, hakt Agent Simon nach. Ich denke, dass sie die Antwort bereits weiß.
„Meine Pistole. Ich bin mit einer Waffe hierhergekommen“, gebe ich zu. „Dann ist Antonia gekommen, und ich konnte sie nicht einfach in den Wald laufen lassen, wo er war. Nicht nach all dem, was er meiner Tochter angetan hat. Also habe ich sie gewarnt. Wir haben uns versteckt, und er hat uns gefunden.“
„Haben Sie ihn mit der Waffe bedroht?“, will Agent Temperly wissen.
„Nein, nein, aber ich hielt sie in der Hand. Das war bedrohlich genug, glaube ich. Er hat sie mir aus der Hand geschlagen, und dabei ist sie losgegangen, die Kugel ist in den Boden eingeschlagen.“ Ich zeige ihnen die Stelle. „Er hat mich mit der Pistole geschlagen, und Antonia hat versucht wegzulaufen. Aber er hat sie eingeholt und mit sich in den Wald gezogen. Sie können nicht weit gekommen sein. Sie ist nicht geladen, die Waffe. Ich hatte nur eine Kugel, und die ist verschossen worden.“
„Sie ist nicht geladen“, sagt Simon mit seltsam ernster Stimme.
„Das ist doch gut?“ Ich schaue sie verwirrt an.
„Es ist gut, wenn man Antonia Clark ist. Es ist nicht gut für Griff Clark und die Polizisten, die vielleicht auf ihn schießen werden, weil sie denken, dass die Waffe
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