Das Flüstern der Stille
als Ben noch klein war. Damals hatten wir es doch gut, oder? Ich gebe meinen Job an der Pipeline auf, suche mir was hier in der Stadt. Oder vielleicht ziehen wir auch um, fangen woanders noch einmal ganz neu an. Wäre das nicht besser? Wir könnten ans Meer ziehen. Du wolltest doch immer mal das Meer sehen. Wir könnten dort leben, uns ein kleines Haus direkt am Strand mieten.“
Ich nicke. „Ja, das wäre schön. Das wäre sehr schön.“ Ich bin überrascht, dass er sich an diese Dinge erinnert. „Komm jetzt, lass uns zurückgehen. Wir werden mit der Polizei reden, sie werden es verstehen.“
„Ich weiß nicht.“ Griff zögert. „Ich glaube, dass ich vielleicht Martin verletzt habe. Ich habe ihn ziemlich hart getroffen. Gott, ich hätte nicht so fest zuschlagen sollen.“
„Was hättest du tun sollen? Er hatte eine Pistole. Du hattest Angst. Du hast dich nur verteidigt. Komm jetzt, lass uns nach Hause gehen. Sie suchen bestimmt schon nach uns, und es ist besser, wenn wir zu ihnen gehen, als dass sie uns finden. Bitte, Griff, lass uns gehen, die Kinder brauchen uns.“
„Ich weiß nicht, ich weiß nicht“, sagt Griff unsicher. „Lass uns weitergehen. Du kennst den Wald besser als jeder andere. Lass uns noch weitergehen, und wenn die Lage sich beruhigt hat, gehen wir zu den Kindern.“
„Weiter davonlaufen?“, frage ich. „Aber warum? Ich habe dir gesagt, dass ich dich decken werde. Es ist alles gut. Wir müssen zu Calli und Ben, Griff. Bitte“, bettle ich.
„Du bist immer auf ihrer Seite. Jesus, Toni, tu mir dieses eine Mal den Gefallen, okay, danach gehen wir dann zu den Kindern. Wir können morgen früh in Maxwell sein, wenn wir es in den nächsten Stunden rüber zum Highway 18 schaffen. Dann überzeugen wir uns, dass die Luft rein ist, und holen die Kinder.“
„Griff, Callis Füße sind verbunden. Sie wird für eine ganze Weile nicht in der Lage sein zu reisen, und Ben hat einige gebrochene Rippen. Wir können sie jetzt nicht quer durchs Land zerren.“
„Dann kommen wir in einer Woche oder so wieder, wenn es ihnen besser geht. Toni, komm schon, sie werden uns bald eingeholt haben.“ Er klingt verzweifelt.
„Dann geh ohne mich weiter. Ich werde der Polizei alles erzählen. Dass du bei mir warst, dass du nichts anderes getan hast, als mit Calli einen kleinen Spaziergang im Wald zu unternehmen. Ich sage ihnen, dass du nur willst, dass sie die Wahrheit erfahren, bevor du wieder nach Hause kommst. Sie werden das verstehen. Ich bin mir sicher, dass das für sie nichts Ungewöhnliches ist. Du gehst weiter nach Maxwell, und ich stelle sicher, dass es den Kindern gut geht, und komme dann nach.“
„Du lügst“, sagt Griff, seine Stimme klingt verletzt. Er packt meinen Arm.
„Nein, tu ich nicht, wirklich nicht“, versichere ich ihm.
„Jesus, du lügst mich an!“ Gekränkt und traurig sieht er mich an und beginnt, mich tiefer in den Wald zu zerren.
„Griff, du tust mir weh, bitte hör auf!“ Ich versuche mich loszureißen, aber er zielt mit der Waffe in meine Richtung.
„Du kommst mit mir. Wir gehen nach Maxwell, danach holen wir die Kinder.“
Ich fange an, laut zu weinen, und stemme meine Füße in die trockene Erde. Er zieht mich so leicht hinter sich her wie ein Kind seine Spielzeugente. „Halt den Mund!“, befiehlt er. Ich kann mein Schluchzen aber nicht unterdrücken; meine Verzweiflung bricht aus mir heraus, ich schreie.
„Halt den Mund!“, brüllt er mich an. „Verdammt, Toni, sie können dich hören. Sei jetzt endlich still.“
Panik überfällt mich, und ich bekomme keine Luft mehr. Ich fange an, zu hyperventilieren. Meine Finger kribbeln, und ich habe ein merkwürdig taubes Gefühl im Mund. Hilflos schaue ich Griff an.
„Ich kann nicht atmen“, versuche ich ihm zu sagen, aber es kommt nur ein Zischen aus meinem Mund, als ich versuche, nach Luft zu schnappen.
„Halt den Mund! Halt den Mund, Toni, sie werden dich hören!“ Er packt mich an den Schultern und stößt mich gegen einen Baum, mein Kopf schlägt gegen die raue Borke. „Hör auf! Hör auf! Wenn du jetzt nicht sofort still bist, wirst du Calli und Ben nie wiedersehen, hast du mich verstanden? Halt den Mund!“
„Bitte“, flüstere ich, habe gerade genug Luft, um dieses Wort hervorzustoßen. „Bitte, lass mich gehen.“
Er beugt sich zu mir herunter, seine Lippen sind ganz nah an meinem Ohr, und er flüstert: „Wenn du noch ein gottverdammtes Wort sagst, werde ich dir dein Maul für immer
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