Das Flüstern der Stille
versucht, sich auf das zu konzentrieren, was Agent Fitzgerald und Deputy Louis uns erzählen, hat aber Schwierigkeiten, dem Gespräch zu folgen.
„Entschuldigung?“, sagt sie zerknirscht, als sie die an sie gestellte Frage offensichtlich nicht mitbekommen hat.
„Um welche Uhrzeit haben Sie Petra das letzte Mal gesehen?“, wiederholt Agent Fitzgerald.
Er ist überhaupt nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Ich dachte, er sei sehr viel älter. Aber er sieht aus, als sei er gerade mal Mitte vierzig. Er ist nicht sehr groß, mit dem Kinn einer Bulldogge und kleinen, femininen Händen. Sein Anblick erfüllt mich nicht mit Vertrauen, und ich bin etwas verärgert über Deputy Sheriff Louis, der gesagt hat, Agent Fitzgerald sei ein sehr anerkannter Mann bei der Polizei und jemand, auf den man sich verlassen kann.
„Gestern Abend“, antwortet Fielda. „Ich würde sagen, so gegen halb neun. Nein, neun. Es war neun, denn sie war noch einmal nach unten gekommen, um mich zu fragen, was das eine Wort in dem Buch bedeutet, das sie gerade liest.“
„Welches Wort?“, fragt Fitzgerald sanft.
„Welches Wort? Ähm … ungenießbar. Sie wollte wissen, was es bedeutet, und ich habe es ihr erklärt.“
Ich rutsche unruhig hin und her. „Was hat das mit Petras Verschwinden zu tun? Wir haben diese ganzen Fragen doch schon Deputy Sheriff Louis beantwortet. Ich verstehe nicht, warum wir das alles noch einmal durchgehen müssen. Wir sollten lieber nach den Mädchen suchen. Damit würden wir unsere Zeit sinnvoller verbringen“, erkläre ich freundlich, aber bestimmt.
„Mr. Gregory, ich verstehe Ihre Besorgnis“, geht Fitzgerald auf mich ein. „Es ist wichtig für mich, diese Fragen zu stellen und Ihre Antworten persönlich zu hören. Sie könnten sich an etwas erinnern, das Sie Deputy Sheriff Louis nicht erzählt haben. Bitte, haben Sie Geduld. Wir arbeiten gerade alle hart daran, Ihre Tochter wiederzufinden.“
„Ich weiß im Moment nur, dass mein kleines Mädchen vermisst wird, genau wie ihre beste Freundin. Sie ist irgendwo da draußen, in ihrem Schlafanzug, und ich sitze hier einfach nur rum!“ Meine Stimme wird gefährlich laut. „Warum sind wir nicht da draußen und suchen sie?“ Fielda greift nach meinem Arm und beginnt zu weinen, dabei schaukelt sie sanft vor und zurück.
„Schsch, Fielda“, beruhige ich sie. „Es tut mir leid“, flüstere ich ihr zu.
Fitzgerald beugt sich vor. „Wenn wir uns auf die Fakten konzentrieren, die wir vorliegen haben, wenn wir uns jede Einzelheit ansehen, egal, wie unwichtig sie erscheint, haben wir eine größere Chance herauszufinden, wo Petra und Calli sind. Ich verstehe, wie sehr Sie diese Wiederholungen ermüden, aber sie sind sehr wichtig für uns.“
Ich nicke. „Es tut mir leid. Bitte fahren Sie fort.“
„Können Sie mir eine Liste mit Leuten geben, die im letzten Monat in Ihrem Haus waren?“, fragt er.
Fielda zieht die Nase hoch und wischt sich mit dem Handrücken über die Augen. „Calli, natürlich, sie war hier. Callis Bruder, Ben; er trägt die Zeitung aus. Meine Freundin Martha …“
„Bitte auch die Nachnamen, wenn es geht“, unterbricht Fitzgerald sie.
„Martha Franklin. Die beiden Männer vom Möbelladen Bandleworth. Ich weiß ihre Namen allerdings nicht. Sie haben das Bücherregal geliefert.“
„Vor ungefähr zwei Wochen hatten wir eine Dinnerparty mit einigen meiner Kollegen vom College. Walt und Jeanne Powers sowie auch Mary und Sam Garfield“, ergänze ich.
„Es kommen auch oft Studenten vom College vorbei, um kleinere Aufgaben im und ums Haus zu erledigen“, sagte Fielda. Fitzgerald schaut sie erwartungsvoll an. „Mariah Burton war in den letzten zwei Jahren öfter mal Babysitter. Chad Wagner hat diesen Sommer ein wenig im Garten gearbeitet – er sitzt in einer von Martins Wirtschaftsvorlesungen – und Lucky Thompson. Er kommt ab und zu mal vorbei. An mehr Leute kann ich mich nicht erinnern. Du, Martin?“
„Da unser Grundstück direkt am Wald liegt, kommen öfter mal Wanderer an unserem Haus vorbei. Viele Leute aus der Stadt kommen her, um zu wandern, meistens am Wochenende. Beinah jeder, den wir kennen, ist hier schon langgekommen“, erkläre ich.
„Wenn wir fertig sind, möchte ich, dass Sie eine Liste von allen machen, die innerhalb des letzten Jahres Kontakt zu Petra hatten. Einige Namen davon haben wir eben schon gehört, aber das macht nichts. Wir werden alle Personen durch unser System laufen lassen und
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