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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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schauen, ob irgendetwas Ungewöhnliches auftaucht.
    Hat irgendeiner Ihrer Besucher ein besonderes Interesse an Petra gezeigt, während er hier war? Mit ihr auf eine Art gesprochen oder sie angeschaut, die Ihnen unangenehm war?“, fragt Fitzgerald und schaut uns aus seinen blauen Augen unverwandt an.
    „Alle lieben Petra“, erwidert Fielda. „Sie erhellt jeden Raum, sie kann mit beinah jedem über alles sprechen.“
    „Ich freue mich auch schon darauf, sie kennenzulernen.“ Fitzgerald lächelt. „Aber versuchen Sie, sich zu erinnern. Hat jemand besondere Anstrengungen unternommen, um sie zu umarmen, oder hat jemand auf eine Art mit ihr gesprochen, die Sie aufmerksam gemacht hat, und sei es auch nur für eine Sekunde?“
    Fielda blinzelt ein paarmal, und ich kann beinah hören, wie es in ihrem Kopf klickt. Aber sie schweigt.
    „Ich weiß, es sind unangenehme Fragen für Sie, Mrs. und Mr. Gregory, aber je eher wir uns alle denkbaren Szenarien anschauen, desto eher bekommen wir die Mädchen wieder nach Hause. Wir schicken Polizisten von Tür zu Tür und überprüfen außerdem alle bekannten Sexualverbrecher in der Gegend.“
    „Sie glauben nicht, dass Petra und Calli allein losgezogen sind, oder? Sie denken, jemand hat sie mitgenommen.“ Fielda schaut Fitzgerald verzweifelt an, und als er stumm bleibt, wendet sie sich an Deputy Sheriff Louis.
    „Es gibt einige vage Ähnlichkeiten zu dem Fall des kleinen McIntire-Mädchens“, sagt Louis. „Nichts Konkretes, aber … aber wie Agent Fitzgerald schon sagte, wir müssen in jede Richtung schauen, egal, wie schwer das für uns ist.“
    „Oh, mein Gott. Oh, mein Gott!“ Langsam gleitet Fielda vom glatten Chintzbezug des Sofas auf die Knie und rollt sich dann zu einem Ball zusammen. „Oh, mein Gott“, schluchzt sie.
    Ich setze mich zu ihr auf den Boden und schaue Louis und Fitzgerald an. „Gehen Sie bitte“, sage ich aufgebracht und überrasche mich damit selbst. Dann füge ich etwas ruhiger hinzu: „Bitte, lassen Sie uns für einen Moment allein, wir können später noch einmal miteinander reden. Bitte, gehen Sie.“ Ich schaue zu, wie die beiden Männer aufstehen und ruhigen Schrittes aus der Haustür in die sengende Hitze treten. Als die Tür mit einem sanften Klick hinter ihnen ins Schloss fällt, lege ich mich neben Fielda, passe mich ihrem Körper an, drücke meine Brust gegen ihren Rücken, meine Knie in die sanfte Mulde hinter ihren, umfasse ihre Taille mit meinen Armen und verstecke mein Gesicht in ihren Haaren. Sie duftet süßlich nach Parfüm und Talkumpuder, was für mich von nun an für immer der Geruch der tiefen, tiefen Trauer sein wird. Ihr Weinen wird nicht leiser, aber angespannter, und meine Brust hebt und senkt sich mit jedem ihrer Schluchzer.

Deputy Sheriff Louis
    Fitzgerald und ich treten in den Vorgarten der Gregorys, die Sonne steht direkt über uns, nur leicht verdeckt von einem enormen Ahornbaum – ein perfekter Kletterbaum, würde Toni sagen.
    „Jesus.“ Fitzgerald klingt verärgert, und ich wappne mich gegen die Kritik daran, wie ich die letzten drei Minuten bei den Gregorys gehandhabt habe.
    „Wie halten Sie dieses Geräusch nur aus?“, fragt Fitzgerald angewidert.
    „Welches Geräusch?“
    „Diese Käfer. Es hört sich an, als wenn Millionen von Insekten an irgendetwas knabbern. Mich juckt es schon überall.“ Fitzgerald holt eine Packung Zigaretten hervor und klopft eine heraus, hält sie zwischen seinen schlanken Fingern.
    „Das sind Zikaden“, erkläre ich. „Das Geräusch entsteht durch Vibration, weil ihre Haut so eng über den Körper gespannt ist.“
    „Es nervt. Wie halten Sie das nur aus?“
    „Ich nehme an genauso, wie man sich an den Lärm in einer Großstadt gewöhnt. Er ist einfach da – nach einer Weile bemerkt man ihn gar nicht mehr.“
    Fitzgerald nickt und zündet sich die Zigarette an. „Es stört Sie doch nicht?“, fragt er dann.
    „Nein, machen Sie nur“, erwidere ich, und dann stehen wir beide da und lauschen dem unruhigen Gesang der Zikaden.
    „Sie fühlen sich schlecht“, beobachtet Fitzgerald.
    „Stimmt“, gebe ich zu.
    „Es musste gesagt werden, das mit der kleinen McIntire. Sie müssen wissen, dass diese Möglichkeit besteht. Geben wir ihnen ein paar Minuten, um es sacken zu lassen, und dann werden sie bereit sein, weiterzumachen. Sie werden auf gar keinen Fall akzeptieren, dass ihr kleines Mädchen aus dem Haus gelockt, vergewaltigt und ermordet worden ist. Aber die Möglichkeit

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