Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
Vom Netzwerk:
Mädchen“, flüsterte ihre Mutter ihr ins Ohr, als Calli sich auf ihren Schoß kuschelte. Calli nickte und spielte mit dem Kragen von der Bluse ihrer Mutter. „Wir sollten etwas Nettes für sie machen, meinst du nicht?“ Wieder nickte Calli. „Wir wär’s mit Keksen?“, fragte Antonia. Calli glitt von ihrem Schoß, öffnete den Kühlschrank und begann, Eier und Butter herauszuholen.
    „Erinnere dich daran, was für eine gute Freundin sie dir ist, Calli. Vergiss das niemals. Petra wird irgendwann eine genauso gute Freundin brauchen, okay?“
    Später am Abend lieferten Calli und Antonia die Kekse ab, die noch ganz warm und weich waren. Petras Eltern hatten beide stolz gelächelt, als sie von Petras Einsatz für Calli hörten. Calli und Petra waren nach draußen auf die Terrasse gerannt, um es sich dort gemütlich zu machen und die Schokoladenkekse zu essen.
    Jetzt, auf der Wiese, knurrte Callis Magen bei der Erinnerung an die Schokokekse, während sie eine Blumenkrone für ihre beste Freundin flocht. Calli fühlte, wie die Haut auf ihrer Nase von der heißen Sonne anfing zu brennen, und sie machte sich wieder auf den Weg in die dämmrige Kühle des Waldes.

Antonia
    Martin, Fielda und ich sitzen zusammengedrängt auf dem Sofa in Mrs. Norlands Wohnzimmer und überlegen, was wir als Nächstes tun sollen. Wir müssen mit der Presse sprechen, so viel ist klar. Aber wir wissen nicht, womit wir anfangen, was wir sagen sollen. Ich meine, wie kann ein Elternteil vor eine Kamera treten und vor der ganzen Welt erklären: „Ich habe mein Kind verloren, bitte helfen Sie mir, es wiederzufinden.“ Wie macht man das?
    Aber es muss getan werden. In meiner Hand halte ich eine ganze Sammlung mit Fotos von Calli. Calli auf ihrem ersten Klassenfoto, ein zögerliches Lächeln auf dem Gesicht, die beiden Vorderzähne fehlen, die Haare gebürstet und gelockt, starrt sie direkt in die Kamera. Calli am Anfang dieses Sommers in ihrem gelben Badeanzug, ihre Haut leicht gerötet von der Sonne, die Haare zu Zöpfen geflochten. Calli und Petra letzte Woche, am Küchentisch, die Arme umeinandergeschlungen, ihre Köpfe berühren sich.
    „Lasst uns gehen“, sage ich und stehe auf.
    Verblüfft schauen mich Martin und Fielda an.
    „Wir machen es einfach, wie es kommt“, versichere ich ihnen. „Kommt schon.“
    Ich halte Fieldas Hand, als wir zur Haustür gehen, und sie hält Martins Hand. In einer seltsamen kleinen Polonaise verlassen wir das Haus. Wir gehen die lange Auffahrt zur Timber Ridge Road hinunter, wo die Reporterin auf uns wartet. Mit einer Hand schirme ich meine Augen gegen die gleißende Sonne ab, und die Reporterin blickt uns erwartungsvoll entgegen. Einen Augenblick herrscht Stille, dann spricht uns die Frau in dem roten Anzug an.
    „Es tut mir sehr leid, was wir über Ihre Töchter gehört haben. Ich bin Katie Glass, Reporterin für KLRS. Würden Sie mir ein paar Fragen beantworten?“
    „Ich heiße Antonia Clark“, fange ich an, „und das hier sind Martin und Fielda Gregory. Unsere Töchter Calli und Petra werden … vermisst.“ Ich halte das Foto von Calli und Petra am Küchentisch hoch. Meine Hand zittert.
    Fielda drückt meine Hand und sagt mit leiser Stimme: „Bitte, helfen Sie uns, unsere Kinder zu finden. Bitte helfen Sie, die Mädchen zu finden“, wiederholt sie. „Sie sind sieben Jahre alt. Sie sind beste Freundinnen. Es sind gute Mädchen. Bitte, wenn irgendjemand weiß, wo sie sind, dann sagen Sie es.“
    Ich schaue zu Martin. Er hat die Augen geschlossen und das Kinn auf die Brust gedrückt.
    „Um welche Uhrzeit haben Sie die Mädchen als vermisst gemeldet?“, will die Reporterin wissen.
    Agent Fitzgerald tritt vor. „Petra Gregory wurde um circa vier Uhr dreißig heute Morgen als vermisst gemeldet, Calli Clark kurz darauf. Beide Mädchen sind sieben Jahre alt. Petra trug zuletzt einen kurzärmligen blauen Schlafanzug. Calli Clark ein pinkfarbenes Nachthemd. Die Mädchen wurden als Letztes zu Hause in ihren Betten gesehen.“
    „Gibt es irgendwelche Verdächtigen?“
    „Wir haben im Moment weder einen Verdächtigen noch irgendwelche Hinweise“, erklärt Agent Fitzgerald. „Allerdings versuchen wir, Callis Vater, Griff Clark, und seinen Freund Roger Hogan zu erreichen. Sie sind heute in der Früh zu einem Angelausflug aufgebrochen, und wir müssen die Herren über die Situation in Kenntnis setzen. Jeder, der weiß, wo sich die beiden Männer aufhalten, möchte sich bitte beim Jefferson County

Weitere Kostenlose Bücher