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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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Fielda. „Und ich weiß, dass Ben ihnen nichts tun würde. Es tut mir so leid. Wir sprechen uns später, okay?“ Fielda klopft mir sanft auf den Arm, dann gehen sie.
    Mir fällt auf, dass sie über Griff nicht gesagt hat, er würde den Mädchen nichts tun.
    Griff war nicht immer so, wie er jetzt ist. Zumindest nicht am Anfang. Er hat immer viel getrunken, das wusste ich schon, als ich anfing, mit ihm auszugehen. Ich dachte damals, es wäre einfach das Alter; jung sein, Spaß haben. Es war so aufregend, mit ihm zusammen zu sein. Ich war begeistert, dass sich jemand Älteres für mich siebzehnjähriges Küken interessierte. Und er war süß und wollte  mit mir zusammen sein.
    Ich war so einsam zu der Zeit. Meine Mutter war gestorben, meine Brüder weggezogen, und mein Vater saß im Haus und vermisste meine Mutter und meine Brüder. In diesem Winter meines letzten Schuljahres schlenderte Griff in den Gas & Co. , den kleinen Supermarkt, in dem ich arbeitete. Er lächelte mich an, ging zum Bierregal, nahm sich ein Sixpack, eine Tüte Chips und einen Schokoriegel und packte alles vor mir auf den Tresen.
    „Tolles Abendessen, was?“, fragte er.
    „Sehr gehaltvoll“, gab ich zurück, während ich die Preise eintippte. „Für das Bier muss ich deinen Ausweis sehen.“
    „Warum? Sehe ich etwa nicht aus wie einundzwanzig?“, grinste er mich an.
    „Das hab ich nicht gesagt. Ich muss nur von jedem den Ausweis prüfen, auch wenn er aussieht wie achtzig“, grinste ich zurück.
    „Du meinst, ich sehe aus wie achtzig?“
    „Tja, das kommt davon, wenn man sich von Bier, Chips und Schokoriegeln ernährt“, erwiderte ich und versuchte, nicht zu lachen. Gott, ich war so dumm.
    „Wie alt bist du? Zwölf?“, schoss Griff zurück.
    „Witzig. Nein, ich bin fast achtzehn.“ Ich straffte die Schultern, versuchte größer, älter auszusehen.
    „Huh, ich hätte gedacht, vielleicht …“, er schaute mich genauer an, „… dreizehn. Vierzehn an einem guten Tag.“
    „Ha, ha.“ Ich fühlte, wie ich rot wurde, und hoffte, dass ich nicht zu sehr schwitzte.
    „Ich bin übrigens Griff Clark“, stellte er sich vor, als er den Führerschein aus seinem Portemonnaie zog und mir hinlegte.
    „Ich bin Antonia Stradensky“, erwiderte ich. Ich sagte extra meinen ganzen Namen in der Hoffnung, vielleicht wenigstens älter zu klingen.
    Griff schaute auf mein Namensschild. „Wer zum Teufel ist dann Toni?“, fragte er. „Und wo hast du sie hingebracht?“
    „Ich bin Toni“, sagte ich verlegen. „Ich meine, das weißt du doch. Toni, Kurzform von Antonia.“ Peinlich berührt legte ich das Wechselgeld in seine ausgestreckte Hand.
    „Wir sehen uns, Antonia!“ Griff warf mir ein strahlendes Lächeln zu. „Und denk dran, Toni aus der Kühlkammer zu lassen, bevor du gehst.“
    „Ja“, sagte ich. „Ich werde dran denken.“
    Danach kam Griff beinah jeden Abend vorbei, wenn ich arbeiten musste. Wenn er es nicht tat, machte ich mir Sorgen, überlegte, ob er doch nicht an mir interessiert war. Dann kam er wieder hereinspaziert mit seinen feuerroten Haaren. Mein Magen schlug Purzelbäume, und ich konnte den Rest des Abends nicht aufhören zu lächeln.
    Eines Abends im April fragte er mich endlich, ob wir uns mal verabreden wollen. Na ja, so was in der Art. Es war Mitternacht, und ich schloss gerade den Laden ab. Es war eine wunderschöne Frühlingsnacht, und Griff wartete auf dem Parkplatz.
    „Ein junges Mädchen wie du sollte nicht ganz allein und bei Nacht hier draußen arbeiten. Das ist nicht sicher.“
    „Na, dann ist es ja umso besser, dass du grad da bist“, erwiderte ich.
    „Stimmt. Hey, Lust auf eine kleine Spritztour?“
    Ich zögerte. „Lieber nicht. Mein Dad wartet zu Hause auf mich.“ Das stimmte nicht. Ich glaube, seit dem Tod meiner Mutter ist mein Vater nie später als um neun Uhr ins Bett gegangen.
    „Wie wär’s dann mit ‘nem kleinen Spaziergang?“
    Ich war einverstanden; es war allerdings kein kleiner Spaziergang. Wir gingen über zwei Stunden lang, wanderten mindestens drei Mal durch jede Straße im Ort und fanden uns zum Schluss inmitten der alten, gotisch anmutenden Bauten des St. Gilianus College wieder.
    „Was machst du?“, fragte ich.
    „Ach, Verschiedenes“, lachte Griff. „Ich esse, ich schlafe, ich gehe spazieren …“
    „Ich meine, was arbeitest du?“
    „Im Moment arbeite ich drüben in Lynndale auf der Farm meines Onkels. Aber ich versuche gerade, einen Job bei der Pipeline in Alaska zu

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