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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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Opfer hinabsehen wie auf eine Ameise, die unterm Vergrößerungsglas verbrennt. Doch vermutlich nahm er auf diese Weise wohl auch seine Mädels in Augenschein.
    Angel nutzte die Lage und öffnete mit einem boshaften Grinsen im Gesicht den nächsten Knopf. Ich tat jedoch, als wollte ich mir die Bluse zuknöpfen, und versetzte ihm bei der Gelegenheit einen Schlag auf die Finger. Dieser kleine Perverse. Angel legte enttäuscht die Stirn in Falten.
    »Wollen Sie Geld?«, fragte Price so cool – bei seinem Schmelzpunkt hätte ihm nicht mal eine Feuersbrunst etwas anhaben können. Er bedeutete dem Blonden, sich zu verziehen.
    Ich schluckte, unfähig, seinem Blick noch länger standzuhalten – wenigstens theoretisch – und nickte.
    Darauf streckte er die Hand aus und nahm mir die Brille ab. Er verströmte Schuld, reuelose Schuld. »Und da haben Sie sich gedacht, Sie tanzen hier an und fordern eine Geldsumme von mir?«
    »Ja, ich stecke … in Schwierigkeiten. Nach dem Tod der Anwälte wird man sicher die Buchhaltung der Kanzlei, für die ich arbeite, überprüfen.«
    »Ah«, machte er, klappte meine Brille zusammen und legte sie auf den Schreibtisch. »Und Sie waren ein böses Mädchen.«
    »Haben Sie … die drei umgebracht?« Ich blickte, ohne das Kinn zu recken, durch die Wimpern zu ihm hoch, was ihm durchaus zu gefallen schien.
    »Natürlich nicht. Dafür habe ich meine Leute.«
    Verdammt. Noch ausweichender konnte er kaum antworten. Ich benötigte ein Geständnis, keine windigen Behauptungen, die jeder Rechtsverdreher, der sein Geld wert war, in der Luft zerreißen konnte.
    Ich versuchte aufzustehen, aber er war mir lachhaft nah auf die Pelle gerückt. Also streifte ich ihn, wobei ich darauf achtete, dass ich mit der Schulter an seine Erektion rührte. »Sie haben Ihre Leute beauftragt, meine Chefs zu töten? Warum haben Sie das getan?«
    Wie den meisten Kriminellen brach ihm seine Arroganz das Genick. Er griff nach meinem Arm und half mir auf. »Weil ich es kann.«
    Nachdem ich angemessen entsetzt nach Luft geschnappt hatte, wollte ich mich aus seiner Umklammerung befreien. Ich tat, als spielte ich die Selbstbewusste, und verkündete, jetzt gehen zu wollen. Dabei hatte er gerade ein Mordkomplott gestanden. Normalerweise würde ich nicht mehr lebendig aus seinem Arbeitszimmer hinauskommen.
    »Warum so eilig?«
    »Wenn ich nicht bis neun heute Abend wieder auftauche, landen Sie im Gefängnis.«
    Price sah auf die Uhr, zog mich näher heran und schloss die Arme um meine Taille. »Damit bleiben uns drei wundervolle Stunden, um herauszufinden, wer Ihre Freunde sind.«
    Komischerweise fiel es mir immer leichter, die Ängstliche zu mimen. Ich warf den Kopf herum und gab Angel das vereinbarte Zeichen. Er nickte und verschwand, Sussman indes blieb wie angewurzelt stehen, in seinen Augen loderte ein ungeheurer Hass.
    »Also, um Ihre Frage zu beantworten, ja, ich habe diese drei Anwälte umgebracht.« Er fuhr mit dem Finger über mein Schlüsselbein bis in meinen Ausschnitt. »Sie müssen deshalb aber nicht die Nächste sein.«
    Ja, klar. Ich stemmte mich hilflos gegen seine breite Brust. Mal im Ernst, wie lange kann man brauchen, um ein Zimmer zu stürmen? Angel musste doch bloß an Onkel Bobs Krawatte zupfen und ihm damit das Zeichen geben, seine Männer bis an die Zähne bewaffnet reinzuschicken. Das konnte doch nicht schwer sein.
    »Sie meinen, wir könnten uns einigen?«, fragte ich mit vor Angst atemloser Stimme.
    Auf seinem ehemals hübschen Gesicht breitete sich ein dreckiges Grinsen aus. Nun sah ich das Gesicht eines Mörders, der Kinder in die Sklaverei verkaufte. Oder Schlimmeres. Er schlang eine Hand um meinen Hals, senkte den Kopf und nahm einen meiner Mundwinkel in Angriff. Ich begann mich zu fragen, ob ich ihn unterschätzt haben könnte.
    Im nächsten Moment begann auf seinem Schreibtisch ein Rotlicht zu blinken. Er richtete sich überrascht auf, dann stürzte sein Leibwächter in den Raum.
    »Die Bullen!«, rief der Mann, und Price sah mich verblüfft an.
    Wäre ich schlau gewesen, hätte ich etwas sagen können wie Und nie die Seife fallen lassen , doch Prices Gesichtsausdruck riet, mir das lieber zu verkneifen. Fürs Erste. Er wirkte, keine Ahnung, irgendwie ärgerlich und lief binnen eines Herzschlags knallrot an.
    Doch ehe ich ihn vor den Gefahren rapide ansteigenden Blutdrucks warnen konnte, packte er meinen Arm mit so viel Kraft, dass er ihn hätte brechen können, und drückte mich gegen die Wand.

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