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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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»Swopes nehme ich bestimmt nicht mit. Der ist mies drauf.«
    Onkel Bob guckte mürrisch. Garrett beäugte mich ausdruckslos.
    »Entweder du gehst mit Swopes, oder du gehst gar nicht.«
    Ich schnappte mir meine Diätcola und ließ mich wieder in meinen Sitz sacken. »Dann gehe ich eben gar nicht.«
    »Seien Sie vorsichtig.«
    Ich sah Garrett durch den Maschendrahtzaun finster an, als ich auf der Rückseite gelandet war. Also, nicht auf der Rückseite, sondern auf der Rückseite vom Zaun. »Ja, das hat Onkel Bob mir auch schon eingetrichtert«, erwiderte ich beißend. Ich hatte mich nicht durchsetzen können. Obwohl ich es immer wieder versuchte, hatte ich selten Erfolg damit.
    Garrett tat es mir nach und erklomm den zweieinhalb Meter hohen Zaun, wenn auch mit weit mehr Muskelkraft, als mir zur Verfügung stand. Aber konnte er auch mit der Zunge einen Kirschstängel verknoten?
    Wir liefen über das offene Gelände auf das Lagerhaus zu. Meine Konzentration ging größtenteils dafür drauf, nicht lang hinzuschlagen, und der Rest dafür, Garretts Jackett nicht loszulassen, damit ich das Gleichgewicht nicht verlor.
    »Ich hab mal gelesen, dass Schnitter Seelen sammeln«, sagte er, während er neben mir herlief.
    Ich stolperte über einen Kaktus, hielt mich aber gerade noch auf den Beinen. Die Nacht war kohlrabenschwarz. Was vermutlich an der Uhrzeit lag. Das Mondlicht machte es ein kleines bisschen besser, trotzdem erwies sich die Überwindung des unebenen Geländes als Herausforderung.
    »Swopes«, antwortete ich und atmete langsam, damit er nicht mitbekam, dass ich allmählich außer Puste geriet, »da draußen laufen Heerscharen von Seelen herum, die mir das Leben zur Hölle machen. Warum sollte ich die verdammten Dinger sammeln. Und wo sollte ich sie aufbewahren?«
    Er sagte dazu nichts. Wir sprinteten über den Parkplatz zur Rückseite des fensterlosen Bauwerks. Zum Glück gab es keine Überwachungskameras. Aber der helle Lichtstreifen an der Dachkante verriet mir, dass es Oberlichter gab. Wenn ich also irgendwie aufs Dach hinaufgelangte, könnte ich vielleicht erkennen, was in dem Schuppen vorging. Nichts Gutes, so viel stand fest, aber ich brauchte Beweise, um die Befürchtung zu untermauern.
    Als Garrett mich hinter eine Reihe Mülltonnen zog, prallte ich gegen ein Metallrohr, das samt Klammern, die mir in regelmäßigen Abständen Halt bieten würden, bis zur Dachkante hinaufführte. Eine perfekte Kletterhilfe.
    »Hey, schieben Sie mich mal an«, zischte ich.
    »Was? Nein«, widersprach Garrett, während er das Rohr misstrauisch beäugte. Dann stieß er mich aus dem Weg. »Ich klettere da rauf.«
    »Ich bin leichter«, gab ich zu bedenken. »Das Rohr trägt Sie im Leben nicht.« Ich stritt mich allerdings mehr um des Streitens willen, denn das Rohr wirkte tatsächlich ein bisschen wackelig. Und rostiger als der Sonnenuntergang von New Mexico. »Ich klettere rauf und sehe mir die Oberlichter an. Wahrscheinlich kann man da sowieso nicht durchgucken, aber vielleicht finde ich irgendwo ein Loch. Oder mache selbst ein Loch«, überlegte ich laut.
    »Dann werden die Typen da drin auch ein Loch machen, nämlich in Ihren Dickschädel. Wahrscheinlich sogar zwei, wenn die sich an die Tradition halten.«
    Während Garrett zusammenhangloses Zeug über Löcher und Tradition brabbelte, sah ich mir das Rohr genauer an. Ich hatte beschlossen, jedes seiner Worte zu ignorieren. Als er fertig war, drehte ich den Kopf zu ihm. »Verstehen Sie eigentlich kein Englisch? Sie sollen mich anschieben«, ergänzte ich, als er verwirrt die Stirn krauszog.
    Ich schob mich zwischen ihn und das Rohr und legte beide Hände daran. Ich hörte genervtes Schnaufen, dann trat er vor und fasste nach meinem Hintern.
    Ob mir das gefiel? Klar. Ob ich es passend fand? Im Leben nicht.
    Ich schlug ihm auf die Finger. »Was, zum Teufel, machen Sie da?«
    »Ich sollte Sie doch anschieben.«
    »Ja. An schieben . Von An machen war keine Rede.«
    Er hielt inne und sah mir für einen langen, unbehaglichen Moment in die Augen.
    Was sagte man dazu? »Machen Sie ’ne Räuberleiter«, befahl ich, bevor er völlig schmalzig würde. »Wenn Sie mich bis zur ersten Klammer hochheben, kann ich alleine weiterklettern.«
    Widerstrebend legte er eine Hand in die andere und beugte sich vor. Ich hatte zu meinem schwarzen Ensemble passende Handschuhe dabei, die ich jetzt überstreifte, dann hob ich einen Fuß in Garretts Räuberleiter und hievte mich bis zur ersten Klammer

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