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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Wignall
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gingen, warf er schnell noch einen Blick zurück auf die Straße. Und dann hörte er, wie hinter seinem Rücken ihr Name fiel – und es war nicht die Stimme von Chris, sondern die eines Fremden.
    »Ella!« Es schwang eine aufgesetzte Freude in dem Wort mit – wie wenn man aus heiterem Himmel einen alten Freund wiedersieht.
    Lucas wirbelte herum und griff nach der Waffe unter seinem Hemd. Von woher war er bloß gekommen? Vielleicht hatte er sich hinter der Treppe versteckt. Er hätte ihn einfach sehen müssen, aber für Vorwürfe war es jetzt zu spät. Als sie ihren Namen hörte, drehte sich Ella um und sah den jungen Mann an, der seine Pistole genau auf ihr Gesicht richtete.
    Chris stand am Aufzug und starrte fassungslos herüber. In Ellas Miene war noch immer der halb neugierige, halb belustigte Ausdruck, den sie beim Umdrehen gehabt hatte.
    Lucas war sich der Langsamkeit seiner Bewegungen schmerzlich bewusst. Wahrend der andere Mann bereits schussbereit war, schien seine Waffe sogar noch irgendwo festzuhängen. Endlich schaffte er es, sie aus der Hose zu zerren.
    Und während Lucas noch mitten in der Bewegung war, passierte etwas Seltsames. Für eine Sekunde, nur für eine Sekunde, waren die drei wie zu Salzsäulen erstarrt: Chris, wie vom Blitz getroffen, Ella, deren freundliches Lächeln wie festgefroren schien, und auch der Killer, der zwar seinen Finger am Abzug hatte, aber nicht abdrückte – obwohl der Schalldämpfer nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt war.
    Lucas konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen, da er ihn nur von der Seite sah, aber plötzlich war seine Hand mit der Pistole genau darauf gerichtet – fast so, als hätte jemand anders seinen Arm bewegt. Er drückte ab, und der Mann ging zu Boden. Der Schuss detonierte in der leeren Lobby, als würde eine Tür zugeknallt.
    Er reagierte sofort, schob Ella und Chris in den Aufzug, nahm die Waffe des Killers und drückte sie Ella in die Hand. Er schaute sich noch einmal um und zerrte dann die Leiche in das Dunkel unter dem Treppenaufgang. Die Blutspuren waren nicht zu übersehen, aber da die Lobby nur schlecht beleuchtet war, würden sie vielleicht für eine Weile nicht auffallen.
    Er trat in den Aufzug und drückte den Knopf zum vierten Stock. Ella und Chris starrten ihn als, als seien sie völlig traumatisiert – was ihm aber immer noch lieber war als Panik und Geschrei.
    Ihr Gesicht und Hemd waren mit Blut bespritzt, es klebte auch in ihrem Haar. Er wischte das Gröbste mit den Fingern ab, nahm ihr die Waffe ab und stopfte sie in eine Einkaufstüte.
    »Wenn wir an der Rezeption vorbeikommen, hältst du dich auf dieser Seite von mir, okay?« Er schaute ihr direkt in die Augen und bekam ein zuckendes Kopfnicken als Antwort. »Chris, bist du okay?« Noch ein unsicheres Nicken. »Gut. Reißt euch zusammen, bis wir wieder im Zimmer sind.«
    Die Rezeption war menschenleer, aber Lucas versuchte trotzdem, sie so gut wie möglich hinter sich zu verbergen. Er hoffte, dass der Killer von unten nicht noch Komplizen hatte. Und er war noch immer verärgert über sich selbst: Hätte der Mann nicht diese eine Sekunde gezögert, wäre alles aus und vorbei gewesen. Er hätte ihn sehen, er hätte einfach noch vorsichtiger sein müssen.
    Als sie im Zimmer waren, verriegelte Lucas die Tür und warf sicherheitshalber einen Blick ins Bad. Ella schnappte nach Luft, als sei sie seit der Lobby unter Wasser gewesen und würde erst jetzt auftauchen. Er packte sie bei den Schultern: »Alles klar?« Sie nickte. Tränen vermischten sich mit dem Blut auf ihren Wangen, aber er spürte, dass sie dagegen ankämpfte, sich zusammenriss.
    »Es ist meine Schuld.« Lucas drehte sich um und schaute Chris an, der völlig verängstigt in einer Ecke stand. »Es ist meine Schuld«, sagte er noch mal.
    »Du hast mit jemandem telefoniert, richtig?«
    »Aber aus einer Telefonzelle«, sagte er abwehrend. »Und ich habe auch nur zu Hause angerufen und mit meinem Bruder gesprochen.«
    »Um ihm was zu sagen?«
    »Wo wir sind. Der Name des Hotels.« Er sah verstört und schuldbewusst aus – und hatte wohl auch allen Grund dazu. Lucas fühlte, wie die Wut in ihm hochkochte.
    »Du gottverdammter Idiot.«
    »Ich wusste doch nicht, ob ich Ihnen trauen konnte. Ich wollte doch nur, dass jemand unseren Aufenthaltsort kennt, falls etwas …«
    »Falls was?« Chris antwortete nicht. »Falls was? Glückwunsch, du hast es geschafft, dass diese Leute nun genau wissen, wo wir sind.« Er ging auf

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