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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Ritual an die Ahnen vollzogen war, erhob er sich wieder und verschwand mit seiner Familie im Haus.
    Die Wachsoldaten führten den Karren und den Wagen mit dem Ork an der Villa vorbei auf einen großen Flachbau mit Holzdach zu.
    Vor dem Gebäude stand ein riesiger, muskelbepackter Mann, dessen Gesicht und Körper mit schrecklichen Narben bedeckt war. Er trug den Oberkörper frei und um seine Hüften war lediglich ein Ledertuch geschlungen, das von einem Metallgürtel gehalten wurde. Um seine Handgelenke spannten sich breite, verzierte Kupferbänder. Wie bei allen Sklaven, die Karem bisher auf dem Gut gesehen hatte, lag auch um seinen Hals ein Eisenring mit dem Symbol Farcellus, ein zweiköpfiger Adler, das ihn als Sklave auswies.
    Einer der Begleitsoldaten der Karawane kam zu Karem und löste seine Kette von dem Wagen. Stumm und abwartend blieb der Junge stehen.
    Der menschliche Riese trat vor ihn. Seine flache Hand schoss vor und schlug Karem nieder, der rückwärts gewirbelt wurde. Blut floss aus Mund und Nase, als er sich wieder aufrichtete. Erneut wurde er geschlagen. Diesmal traf die steinharte Faust des Mannes seine Schläfe. Karem fiel nach hinten. Er musste sich erbrechen und hatte Mühe, nicht ohnmächtig zu werden. Die Welt begann, sich um ihn zu drehen. Nur undeutlich vernahm er die Stimme des Mannes.
    »Ich bin Muran, der Aufseher unseres Herren Farcellus. Du wirst mir gehorchen, oder ich breche dich wie einen dürren Zweig! Hast du mich verstanden?«
    Karem wollte antworten, aber er brachte die Lippen nicht auseinander, also nickte er nur.
    »Gut!« Muran deutete auf einen alten, gebrechlichen Mann im Hintergrund. »Drulla wird dir zeigen, wo du wohnst, schläfst und isst. Morgen wirst du mit der Arbeit beginnen.«
     
     

Zweites Buch
    1.
     
    Karem ächzte unter der schweren Last, aber schließlich schaffte er es, den Stein hochzuheben. Für einen kurzen Augenblick schien es, als würde ihm der Felsbrocken aus den Händen gleiten, aber dann hatte er ihn auf den Karren gehoben.
    Die Sonne brannte heiß vom Himmel auf seinen nackten Oberkörper herab. Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn und blickte ins Tal. Er und drei andere Sklaven waren damit beschäftigt, einen weiteren Teil des Südhanges für eine Bepflanzung mit Rebstöcken vorzubereiten.
    Ihm als Kräftigsten fiel die härteste Arbeit zu. Während die anderen die spärlichen Büsche ausrissen, war es seine Aufgabe, die Steine zu entfernen und die niedrig gewachsenen Bäume zu fällen. Karem war trotzdem nicht unzufrieden. Die körperliche Arbeit gefiel ihm und gab ihm die Möglichkeit, seinem immerwährenden Zorn freien Lauf zu lassen.
    Inzwischen war er fast sechs Fuß groß und somit nur noch einen halben Kopf kleiner als Muran, den er aus tiefster Seele hasste. Er hatte sich durch die schwere Arbeit im Lauf der Jahre verändert. Muskeln bedeckten seinen Körper, und selbst der Aufseher wagte es nun nicht mehr, ihn zu schlagen.
    Weiter oben am Hang plagten sich die drei Brüder Masak, Kulan und Threm damit ab, einen ziemlich großen Busch aus der Erde zu reißen. Schon als Kleinkinder waren sie in die Sklaverei verkauft worden und kannten im Gegensatz zu Karem kein Leben in Freiheit.
    Masak bemerkte seinen Blick und winkte ihm zu. Karem hob die Hand zum Gruß. Er musste lächeln. Masak ging, wann immer es möglich war, jeder Arbeit aus dem Weg und nutzte jede Gelegenheit für eine kleine Pause. Trotzdem war er wegen seines fröhlichen, stets gutgelaunten Wesens bei den anderen Sklaven beliebt. Lediglich Muran mochte ihn nicht und ließ keine Möglichkeit aus, Masak die Peitsche spüren zu lassen.
    Karem spuckte bei dem Gedanken an Muran aus. Diese Bestie in Menschengestalt, obwohl selbst ein Sklave, kannte kein anderes Vergnügen als jemand anderem Qualen zu bereiten.
    Neben dem Wagen lag ein mit Wasser gefüllter Ziegenlederschlauch. Karem bückte sich und nahm einen tiefen Schluck. Einen Teil des kühlen Wassers ließ er über sein Gesicht und seinen Oberkörper laufen.
    Muran war heute nicht auf dem Anwesen, er begleitete Farcellus zu einem entfernten Nachbargut, um vom dortigen Hengst eine seiner Stuten decken zu lassen. Vor dem Abend würden sie nicht zurück sein. Es gab also keinen Grund, sich zu verausgaben, außerdem war der Karren schon fast mit Steinen gefüllt und Karem musste warten, dass Drulla mit den Pferden kam, die den Wagen ins Tal hinunterziehen würden.
    Er setzte sich in den Schatten einer noch

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