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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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versuchte, sein Gesicht zu schützen. Obwohl seine Haut wesentlich widerstandsfähiger als die eines Menschen war, hinterließen die Metalldornen der Peitsche klaffende, blutende Wunden und rissen ganze Fetzen herunter.
    Der Ork rüttelte wie wahnsinnig an dem Balken, um den Schlägen zu entkommen, aber es gab keinen Ausweg. Die Peitsche sang ihr grausames Lied, bis das Wesen zusammenbrach, und selbst dann ließ Muran erst von ihm ab, als er erschöpft außer Atem kam.
    Seine Augen fixierten Karem.
    »Du gehst jetzt in den Schuppen dort, holst dir einen Rechen und eine Schaufel und reinigst den Laufweg dieses Mistviehs!«
    »Ich ... aber ...«
    Murans Gesicht bekam wieder einen bösartigen Ausdruck. »Du widersetzt dich mir?«
    Karem nahm all seinen Mut zusammen. »Aber er wird mich töten!«
    »Das wird er nicht! Das Vieh ist jetzt ruhig und außerdem bin ich da. Wenn er dich angreift ...« Muran sprach nicht weiter, sondern ließ nur die Peitsche knallen. »Los jetzt, Junge.«
    Karem flitzte zu dem kleinen Schuppen, in dem der Futtereimer und die Reinigungsgeräte untergebracht waren. Obwohl es in der winzigen Holzbude düster war, er hatte gerade mal genug Platz um sich umzudrehen, fand er den Rechen und die Exkrementenschaufel gleich.
    Muran stand noch immer vor der Laufgrube und starrte den Ork finster an. In den Gedanken des Aufsehers begann, Panik aufzusteigen. Das Tier lag bewegungslos und blutete stark aus mehreren offenen Wunden. Farcellus würde ihn zu Tode foltern lassen, wenn der Ork starb. Er beschloss, dass er seinem Herrn die Verletzungen des Monsters verschweigen würde. Farcellus kam nur selten zur Grube, um den Ork bei der Arbeit zu beobachten. Mit etwas Glück würde er sich mit Murans Aussage begnügen, dass der Ork bestraft worden war. Die Schwere der Bestrafung musste dabei nicht erwähnt werden. Muran warf nochmals einen Blick auf den Ork, der ernsthaft verletzt schien. Besser, man behandelte seine Wunden. Mit großen Schritten ging er zu seiner Hütte, um eine heilende Salbe zu holen.
    Karem kam zurück zur Grube. Zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass Muran gegangen war. Unschlüssig stand er da und überlegte, was er jetzt tun sollte, aber bevor er eine Entscheidung treffen konnte, sah er den Aufseher wieder auf sich zu kommen. Muran hielt einen irdenen Tiegel in den Händen, der mit einem Korken verschlossen war.
    »Karem, hier drin ist eine heilende Salbe. Hol etwas Wasser und einen sauberen Lappen. Du wirst die Wunden des Orks reinigen und sie mit dieser Paste beschmieren.« Muran zog den Korken heraus. Ein widerlicher Gestank drang aus dem Tiegel. »Verwende nicht zu viel davon, diese Salbe ist sehr kostbar. Benütze sie nur für die noch blutenden Wunden, die anderen, die sich bereits geschlossen haben, heilen von selbst. Hast du das verstanden?«
    Der Junge nickte ängstlich. Er legte Rechen und Schaufel beiseite, holte aus dem Schuppen ein Tuch und einen Eimer, den er am Brunnen halb mit Wasser füllte. Als er zurückkam, wartete der Aufseher schon ungeduldig.
    »Los jetzt!«
    Karem sprang den halben Meter in die Grube hinab. Muran reichte ihm den Eimer und den Lappen. Vorsichtig, Schritt für Schritt ging Karem auf den noch immer regungslosen Ork zu.
    Der Boden der Grube war vollkommen verdreckt. Überall lagen verfaulte Essensreste und Exkremente herum. Jedes Mal, wenn er den Fuß aufsetzte, erhob sich eine dunkle Wolke Fliegen, die ärgerlich um sein Gesicht herumbrummten. Karem wagte nicht, sie mit dem Lappen zu verscheuchen und vermied jede hastige Bewegung.
    Nur noch ein kurzes Stück trennte ihn von dem Ork, der auf dem Bauch lag, die gefesselten Arme bizarr nach oben zum Holzbalken verrenkt. Sein ganzer Körper war erschlafft, trotzdem näherte sich Karem ihm vorsichtig.
    Auf dem Rücken des Wesens klafften mehrere fingerlange Wunden, aus denen dunkelrotes Blut zäh über die lederartige Haut zu Boden tropfte, wo sich schon eine kleine Lache im Sand gebildet hatte. Muran hatte ganze Arbeit geleistet.
    Karem tauchte den Lappen in den Eimer und begann mit zitternden Händen, die Wunden vorsichtig abzutupfen. Ein Schauer durchlief den riesigen Körper, und der Junge schreckte zurück. Als er bemerkte, dass es sich nur um eine instinktive Reaktion des Orks gehandelt hatte und das Monster noch immer ohnmächtig war, machte er weiter.
    Der Lappen hatte sich bald rot verfärbt, und Karem musste ihn mehrmals auswringen. Die Sonne brannte auf ihn herab und in seinem Nacken konnte

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