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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Möglichkeit anzugreifen. Karem hatte eine Hand auf seinen Unterleib gelegt. Nur langsam ließ der Schmerz nach.
    Beide umkreisten einander wie wilde Tiere. Diesmal war es Karem, der zuerst zuschlug. Seine Faust donnerte gegen Murans Schläfe, der zurücktaumelte. Als Karem nachsetzen wollte, schlug der Aufseher einen Körperhaken, der alle Luft aus seinen Lungen entweichen ließ.
    Karem schaffte es, seinen Oberkörper zu drehen, so dass Murans nächster Schlag ins Leere ging. Noch während der Ausweichbewegung riss Karem den Ellenbogen hoch, traf aber Muran nur seitlich am Hals.
    Andere Sklaven kamen aus den Unterkünften herbeigestürmt und feuerten die Kämpfer an, die unermüdlich aufeinander eindroschen. Beide bluteten aus unzähligen Platzwunden, hatten Brüche und schwere Prellungen, aber keiner gab nach. Der blanke Hass hielt sie aufrecht.
    Karem gelang es, einen schweren Schlag gegen Murans Kiefer zu landen, wurde aber gleichzeitig von Murans Fußtritt gegen sein Knie aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Taumelnd kamen sie beide wieder auf die Füße. Ihre Arme hingen schwer herunter, während das wilde Schreien der Zuschauer in ihren Ohren dröhnte.
    Plötzlich knallte ein Peitschenschlag auf Karems Rücken nieder. Er wandte sich langsam um und blickte in Farcellus Augen, die ihn ruhig musterten. Auch Muran hatte den Römer jetzt bemerkt. Erschöpft ließ er sich auf die Knie sinken.
    »Was ist hier los?«, fragte Farcellus.
    Muran deutete mit einer Hand auf Karem. »Dieser Sklave hat mich angegriffen, Herr.«
    »Stimmt das, Karem?«
    »Nein, Herr.«
    »Herr ...«, rief Muran, aber Farcellus gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen.
    »Karem?«
    »Muran hat den Ork geschlagen!« Er deutete auf die Peitsche, die am Rand der Grube im Staub lag. Der Ork stand aufrecht hinter seinem Holzbalken und beobachtete das Geschehen. Seine Augen blickten hasserfüllt, während ihm aus einer offenen Stirnwunde Blut über das Gesicht floss.
    Farcellus ging zur Grube und hob die Peitsche auf. Seine Finger befühlten die in das Leder eingeflochtenen Metallsplitter. Als er zurückkam, wirkte seine Miene bedrohlich. Seine Hand hob sich und die Peitsche klatschte auf Murans nackten Rücken herunter.
    »Damit schlägst du den Ork, Muran!«, brüllte er aufgebracht. »Dieses Vieh hat mich zweihundert Goldtalir gekostet, dein eigenes erbärmliches Leben ist nicht einmal einen Bruchteil davon wert.«
    »Herr ...«, flehte Muran. Wieder fuhr die Peitsche auf ihn herab und hinterließ eine blutige Spur, die von Murans Nacken bis zu den Hüften reichte.
    »Schweig, oder ich schlage dich tot!« Farcellus wandte sich nun an Karem. »Junge, du bist ein guter Arbeiter, und seitdem du dich um den Ork kümmerst, gibt es keine Probleme mehr mit ihm. Trotzdem kann ich nicht zulassen, dass du meinen Aufseher schlägst, selbst wenn du dich nur verteidigen wolltest. Du hättest zu mir kommen und mir von dem Vorfall berichten sollen. Ihr beide tragt einen Teil der Schuld, deshalb werdet ihr beide bestraft werden. Drei Tage und drei Nächte sollt ihr im Omrakischen Bad leiden. Die Strafe wird sofort vollzogen!« Farcellus wandte sich an die schweigend herumstehenden Sklaven, die eingeschüchtert zu Boden starrten. »Und ihr anderen verschwindet in eure Unterkünfte. Sollte ich erfahren, dass einer von euch einem der beiden während dieser drei Tage etwas zu essen oder zu trinken gibt, erwartet ihn das gleiche Schicksal.«
    Muran hatte sich erhoben. Einen Augenblick lang loderte Wut in seinen Augen auf, und Karem dachte schon, er würde sich wieder auf ihn stürzen, aber dann sah er, dass der Hass nicht ihm, sondern dem Römer galt.
    Farcellus bemerkte den Blick. Ein freudloses Lächeln überzog sein Gesicht. »Muran, ich hoffe, dein Hass wird dir die Kraft zu leben geben, denn nun wirst du eine Woche in dem Loch verbringen.«
     
    Mitten auf dem Hof wurden zwei Löcher gegraben, die ungefähr einen Abstand von drei Metern zueinander hatten.
    Karem und Muran mussten sich, an Händen und Füßen gefesselt, die Gesichter einander zugewandt, jeder in eines der Löcher stellen, dann wurden sie bis zum Hals eingegraben. Die Erde wurde festgestampft, bis sie außer dem Kopf nichts mehr bewegen konnten.
    Vor jedem der Beiden wurde, gerade außerhalb der Reichweite ihrer Münder, eine flache Schale Wasser gestellt. Neben ihren Köpfen wurden brennende Fackeln in den Boden gerammt.
    Karem konnte sich nicht vorstellen, warum Farcellus nicht wollte, dass sie

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