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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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der Jugend sein sollte, war ihm schlichtweg entgangen.
    »Ja, Varania«, bestätigte seine Gattin. »Ständig schleicht sie um ihn herum und gestern, während du bei Drevus gewesen bist, habe ich sie beobachtet, wie sie zu ihm auf den Südhang gestiegen ist.«
    Farcellus sprang erschrocken auf. »Du meinst doch nicht ...?«
    Ihr helles Lachen beruhigte ihn. »Nein, soweit ist es noch nicht. Ich denke dieser Karem ist klug genug zu wissen, was ihm angetan wird, sollte er deine Tochter berühren. Aber Varania ist ein außergewöhnlich schönes Mädchen, irgendwann einmal könnte er schwach werden.«
    »Was schlägst du vor?« Farcellus hatte gelernt, in privaten Dingen dem kühlen Verstand seiner Frau zu vertrauen.
    »Verheirate Varania mit einem jungen, adligen Römer; Bewerber gibt es genug, und ihre Glut wird dir viele Enkelkinder bescheren.«
    »Meinst du wirklich? Ist sie nicht noch zu jung?«
    »Ich selbst war zwei Jahre jünger, als du mich zu deiner Gattin erwählt hast.«
    Er nickte stumm.
    »Gut, bitte triff die Vorbereitungen.«
    Farcellus trat leise näher. Seine Hände fuhren ihren noch immer straffen Körper hoch und umfassten ihre vollen Brüste. Als er mit den Fingern sanft über die sich aufrichtenden Spitzen strich, seufzte sie erregt.
    »Komm zurück ins Bett, Adesthe.«
    Lächelnd befreite sie sich von ihm. Als er den Ernst in ihren Augen entdeckte, zerstörte sie seine aufkommende Erregung.
    »Mein Gatte, es gibt noch etwas, über das wir sprechen müssen.«
    »Was?«, fragte er nun misstrauisch.
    »Unser Sohn Luvon verkehrt mit den falschen Leuten. Er und sein verrückter General sprechen inzwischen offen von Rebellion. Leanda, die Schwester eines der kaiserlichen Prätorianer, hat mich heimlich gewarnt, dass dieser Unfug in Rom nicht unbemerkt geblieben ist. Der Imperator ist sehr erzürnt und plant eine Strafaktion.«
    Aus Farcellus’ Gesicht war jede Farbe gewichen.
    »Aber Luvon ist doch nicht mehr in der Legion.«
    »Trotzdem ist sein Name am kaiserlichen Hof nicht unbekannt.« Ihre schmalen Hände umfassten seine breiten Hände. »Farcellus, ich habe Angst um unseren Sohn. Was wird geschehen, wenn ihn Cassius III. des Verrats bezichtigt?«
    »Er wird seine Unschuld vor dem Senat beweisen müssen. Kann er das nicht, wird er hingerichtet.«
    »Oh, nein!«
    »Mach dir keine Sorgen, Adesthe. Ich spreche noch heute mit ihm. Sollte die Lage sich weiter zuspitzen, schicke ich ihn nach Omrak oder Thuur.«
    Sie hauchte dankbar einen Kuss auf seine Wange. Die erloschen geglaubte Erregung flammte wieder auf, und er zog sie auf das gemeinsame Ehebett.
    Als sie protestieren wollte, verschloss er ihren Mund mit seinen Küssen.
     
     

4.
     
    Es war ein ungewöhnlich heißer Tag. Die Sonne brannte auf Karem herab, dessen Gesicht inzwischen durch eine Unzahl von Insektenbissen bis zur Unkenntlichkeit aufgequollen war.
    Seine Lippen waren blutig gebissen und begannen nun, in der Hitze aufzuplatzen. Obwohl es heiß war, fror es ihn erbärmlich. Sein Kopf glühte, während sein Körper von Schüttelfrost geplagt wurde.
    Karem, inzwischen halbverrückt, begann zu kichern. Er hatte erst eine Nacht und noch nicht einmal den ersten Tag zur Hälfte hinter sich, und er wünschte sich schon jetzt zu sterben. Er würde die ganze Strafe niemals durchstehen. Ab jetzt gab es nur noch ein unbarmherziges Warten auf den Tod.
    Am Morgen war einer der anderen Sklaven gekommen und hatte die Wasserschale geleert, in der tote Insekten schwammen. Frisches Wasser wurde eingefüllt und ihm direkt wieder vor die Nase gestellt. Karem glaubte inzwischen, das Wasser sogar riechen zu können. Er hatte unsagbaren Durst. Ohne dass er es bemerkte, fuhr seine angeschwollene Zunge wie bei einer Eidechse zwischen seinen aufgesprungenen Lippen hervor und führte Leckbewegungen aus.
    Karem bot einen erbärmlichen Anblick.
    Für einen kurzen Moment wurde sein Geist klar und er blinzelte gegen die Sonne an, um Muran zu erkennen. Der Aufseher hatte Glück, noch schien ihm die Sonne nicht direkt ins Gesicht; das würde erst ab der Mittagszeit so weit sein, doch sein kahler Schädel glänzte schon jetzt feuerrot.
    Karem sah, dass ihn Muran noch immer anstarrte. Seine Augen bewegten sich nicht, nicht einmal die Lider zuckten. Vielleicht war er schon tot. Letzte Nacht hatte Muran erst spät begonnen zu schreien, aber nachdem ihn sechs Stunden lang Unmengen von Insekten geplagt hatten, war auch sein Wille gebrochen, und er hatte vor Wut gebrüllt,

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