Das Flüstern des Windes (German Edition)
erwachenden Stadt drangen über die hohen Mauern bis in ihre Unterkünfte.
Sie hatten ein leichtes Mahl zu sich genommen. Nun lag jeder für sich auf seiner Liege und starrte zur Decke. Niemand sprach. Jeder war in Gedanken versunken.
Plötzlich schwang die Tür ihres Schlafsaales auf und hell klingendes Frauenlachen erfüllte den Raum. Die Männer sprangen hastig von ihren Betten.
Pinius, leicht angetrunken mit gerötetem Gesicht, führte vier ausnehmend hübsche Frauen herein, die sich neben ihm aufstellten. Als der Ausbilder die Überraschung seiner Gladiatoren sah, lachte er dröhnend.
»Männer!«, rief er laut aus. »Morgen ist der Tag der Tage, und ich bin der Meinung, niemand sollte in die Arena ziehen, ohne vorher ein Weib gehabt zu haben. Diese wunderschönen Lustsklavinnen ...«, er vollführte mit seiner Hand eine galante Bewegung, »... sollen euch die Zeit vertreiben, die ihr sonst bloß mit Grübeleien verbringen würdet. Jeder von euch darf sich eine Gespielin aussuchen. Ihr habt bis Mitternacht Gelegenheit, eure Träume wahr werden zu lassen, dann werde ich wieder erscheinen und diese Göttinnen der Liebe von hier fortführen, damit meine Krieger ausreichend Schlaf bekommen. Übrigens, falls es jemanden interessiert, das Gebäude der Gladiatoren des achten Grades, das über Einzelräume verfügt, steht leer. Da wir zurzeit niemanden dieses Ranges in unserer Schule beherbergen, wisst ihr vielleicht einen anderen sinnvollen Zweck für die mit Liegen ausgestatteten Zimmer. Falls mich jemand sucht, vergesst es. Auch ich habe Damenbesuch. Dass mir niemand auf die Idee kommt, mich zu stören, denn heute wird Pinius wieder einmal beweisen, dass er nicht nur ein großer Kämpfer, sondern auch ein außergewöhnlicher Liebhaber ist.« Er grinste zufrieden. Ohne weitere Worte drehte er sich um und stolperte aus dem Zimmer.
Die vier jungen Frauen waren allesamt von außergewöhnlicher Schönheit. Zwei von ihnen waren dunkelhäutige Thalisyrinnen, deren schwarze Haare kunstvoll nach oben gesteckt waren. Die dritte schien aus der Ringwelt zu kommen, denn sie war klein und zierlich und hatte die typischen Mandelaugen, die alle Bewohner dieser Welt aufwiesen.
Die letzte Frau war eine stille Schönheit, deren Aussehen an sich keine Besonderheiten vorzuweisen hatte, aber die langen, lockigen, braunen Haare, die weich auf ihre Schultern fielen, standen in einem reizvollen Kontrast zu ihrem schmalen Gesicht mit Stupsnase und Sommersprossen.
Masak, Kulan und Threm zögerten nicht lange und entführten die Thalisyrinnen und das Mädchen aus der Ringwelt. Kichernd verschwanden sie aus dem Gebäude.
Zurück blieb das Mädchen mit den braunen Locken. Karem war zu seiner Liege gegangen, hatte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Händen hingelegt und starrte nun zur Decke.
Die Frau stand ein bisschen hilflos in der Mitte des Raumes. Sie wirkte verloren und schien nicht zu wissen, wie sie sich nun verhalten sollte. Schließlich fasste sie sich ein Herz und schritt zu Karem hinüber. Sie setzte sich auf den Rand der Liege, während Karem sich bemühte, sie nicht zu beachten.
»Was ist mit dir?«, fragte sie leise. »Gefalle ich dir nicht?«
Karem konnte spüren, wie er errötete. Bis auf oberflächlichen Kontakt hatte er noch nie Umgang mit Frauen gehabt, und er wusste einfach nicht, was in so einer Situation von ihm erwartet wurde. Aus der Verlegenheit wurde langsam Zorn, während er weiterhin angestrengt nach oben starrte.
Ihre Hand fuhr zärtlich über sein Gesicht. Durch die Bewegung wurde ein zarter Hauch von Jasmin an seine Nase getrieben, ihre Berührung und der liebliche Duft ließen seinen Körper erschauern.
»Kannst du nicht sprechen?«, wollte sie wissen. Zum ersten Mal wandte er den Kopf und blickte sie an. Noch nie hatte er ein so vollkommenes Wesen gesehen. Ihre Schönheit war atemberaubend. Sie war eines Kaisers würdig. Ihre dunkelgrünen Augen erwiderten seinen Blick.
Nur mühsam schaffte es Karem, den Kopf wieder wegzudrehen. Sie sollte nicht bemerken, dass sie ihm gefiel.
»Mein Name ist Lelina«, flüsterte sie leise. »Du brauchst dich nicht vor mir fürchten. Schließe deine Augen und lass einfach alles geschehen. Ich werde dafür sorgen, dass du dich den Göttern nahe fühlst.«
In seinem Kopf begannen die Gedanken zu wirbeln. Als sie ihre Hand auf seinen nackten Oberkörper legte, fuhr er hoch, so dass sie erschrocken zurückwich.
»Ich wollte nicht ... ich ...«
»Wie ist dein
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