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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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des Ork, aber Crom begann sich zu langweilen und die Abende herbeizusehnen, wenn Karem ihn in der Scheune besuchte, und sie sich stundenlang unterhielten.
    Aber selbst dann wirkte Karem oft geistesabwesend und knetete die sandgefüllte Lederkugel in seiner rechten Hand.
    Masak und seine Brüder hatten inzwischen ebenfalls Freundschaft mit dem Ork geschlossen, und besonders Masak mit seinem fröhlichen Wesen hatte es Crom angetan.
    Nur Rao, der Adesianer und Hersan, der Schafhirte, fürchteten sich noch immer vor dem riesigen Wesen, zu dem sie stets einen großen Abstand hielten. Die beiden waren aber auch sonst sehr verschlossen und sprachen nur wenig mit den anderen.
    Eines Abends saßen Masak, Kulan, Threm, Karem und Crom in der Unterkunft des Orks beisammen und unterhielten sich über die Unterschiede und Vorteile der einzelnen Waffen, als Pinius den Pferdestall betrat.
    Der Ausbilder war nie zuvor hier gewesen, und deshalb trafen ihn überraschte Blicke. Karem und die anderen wollten sich erheben, aber Pinius bedeutete ihnen, sitzen zu bleiben. Er zog sich einen Strohballen heran und setzte sich mit einem Lächeln.
    »Ich habe über eure Zukunft nachgedacht und eine Entscheidung getroffen.« Er machte eine kleine Pause, die die Spannung im Raum steigen ließ. »Ihr werdet als Kampfgruppe zusammen in die Arena ziehen.«
    »Zusammen?«, fragte Kulan verblüfft nach.
    »Ja! Ich habe euch alle beobachtet und mit euren Lehrern gesprochen; wir sind einer Meinung. Als Gruppe habt ihr eine große Chance, in der Arena zu überleben, aber als Einzelne sieht es schlecht aus. In drei Monaten beginnen die großen Herbstkämpfe, bei denen sich die besten Gladiatoren des ganzen Reiches miteinander messen. Es ist unmöglich, euch bis dahin auf den geforderten Stand zu bringen, und der Berater des Kaisers gesteht uns für eure Ausbildung kein weiteres Jahr zu. Cassius selbst drängt darauf, vor allem den Ork in der Arena zu sehen.«
    Crom zog seine Unterlippe zurück und knurrte tief.
    »Aber ...«, versuchte Karem einzuwenden, aber Pinius ließ ihn nicht ausreden.
    »Ihr alle habt Stärken und Schwächen. Du Karem bist schnell, aber noch zu ungeschickt mit dem Schwert. Masak, dein Blut gerät leicht in Wallung und dann verlierst du jedes Mal den Überblick. Dagegen kämpft dein Bruder Threm zu verhalten, und Kulan ist zwar brillant im Angriff, aber jeder Anfänger könnte seine Deckung durchstoßen. Zusammen könnt ihr euch ergänzen, eure Stärken werden gebündelt und eure Schwächen gemildert, aber allein überlebt keiner von euch auch nur den ersten Tag.«
    Sie alle schwiegen betreten. Niemand sprach ein Wort.
    »Der größte Vorteil eurer Gruppe aber ist Crom. Allein seine Größe wird den meisten Gegnern Furcht einflößen und seine Kampfkraft wiegt dreifach. Schicken wir ihn allein in die Arena, dann bedeutet das für ihn, dass er gegen wilde Tiere, Bären, Löwen, Grouls kämpfen muss und auch da stehen seine Chancen schlecht. Crom, du brauchst mich gar nicht so anstarren, ich weiß, was du denkst, aber lass dir gesagt sein, du hast noch nie ein Rudel halbverhungerter Löwen oder einen verletzten Hewat-Bären kämpfen sehen. Glaubt mir«, sprach er in die Runde. »Es ist für euch alle besser so.«
    »Werden wir sterben, Pinius?«, fragte Karem.
    »Bei den Göttern, ich weiß es nicht.« Der Ausbilder erhob sich. »Ab morgen trainiert ihr gemeinsam.« Mit diesen Worten verließ er den Stall. Eine Zeit lang saßen sie noch beisammen, schweigend. Bis jeder in seine Unterkunft ging, um mit seinen Gedanken allein zu.
     
     

7.
     
    »Kulan!«, brüllte Pinius über den Hof. »Du Idiot, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst nicht so unbeherrscht vorstürmen. Die ganze linke Seite deines Bruders ist dadurch ungeschützt. Masak, das sieht ja ganz nett aus, was du da machst, aber lass jetzt dieses Rumgefuchtel mit dem Schwert. Du sollst Stoßbewegungen ausführen! Geht das nicht in deinen dummen Schädel!«
    Karem, Crom und die drei Brüder schwitzten im Hof, während Pinius beobachtete, wie sie sich ein Scheingefecht mit sechs Hilfsausbildern lieferten. Alle, bis auf den Ork und Threm, waren mit Holzschwertern bewaffnet. Crom wirbelte mit einer Holzaxt, Threm benutzte seit einer Woche einen Dreizack und ein Fischernetz, was seinem defensiven Kampfstil mehr entsprach.
    Pinius hatte ihm aufgetragen, die Gegner mit dem langen Dreizack auf Distanz zu halten und in die Richtung der anderen zu treiben. Das Netz sollte nur

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