Das Flüstern des Windes (German Edition)
Name?«, fragte Karem aufgeregt.
»Lelina«, meinte sie verwundert.
»Ich kannte einmal eine Lelina, aber das ist lange her. Wir wurden als Kinder von omrakischen Sklavenjäger von Thuur entführt und waren auf dem gleichen Luftschiff. Auf Omrak haben wir uns dann aus den Augen verloren.«
»Eine traurige Geschichte, aber Lelina ist kein seltener Name.«
»Wahrscheinlich hast du recht und die Lelina, die ich kannte, ist längst tot.«
Ja, Karem, dachte sie. Das Mädchen Lelina, mit dem du dein Schicksal an Bord des Sklavenschiffes geteilt hast, ist tot. Jetzt gibt es nur noch Lelina, die Frau. Lelina, die Hure.
Er wollte noch etwas sagen, aber sie beugte sich zu ihm und verschloss seinen Mund mit ihren Lippen. Karems Geist wurde davongetragen, während sein Körper in Leidenschaft versank.
Später war er eingeschlafen. Auf seinem Gesicht lag ein entspanntes Lächeln.
Lelina erhob sich vorsichtig von der Liege, um ihn nicht zu wecken. Für einen kurzen Moment betrachtete sie ihn liebevoll, dann hauchte sie einen Kuss auf seine Stirn.
»Karem, ich danke den Göttern, dass du lebst. Mögen sie dich auch morgen beschützen«, flüsterte sie leise und schlich aus dem Zimmer.
8.
Obwohl es noch nicht einmal Mittagszeit war, drang die Hitze in die Vorbereitungsräume der Gladiatoren, die unter der Haupttribüne des Coloseums lagen. Trotz der Tatsache, dass sie durch meterdicken Stein getrennt waren, konnten alle Anwesenden die trampelnden Schritte der Zuschauer hören, die die Stufen emporstiegen, um einen freien Platz zu finden.
Es würde ein heißer Tag werden.
Zwei römische Legionäre standen an der Tür des Raumes und sorgten dafür, dass niemand in letzter Sekunde entkommen konnte.
In dem großen Raum, der zwanzig mal zwanzig Meter maß, waren über dreißig Gladiatoren damit beschäftigt, ihre Ausrüstung anzulegen und den Körper an den freien Stellen einzuölen.
Die meisten Gesichter waren Karem und seinen Freunden fremd. Sie stammten nicht aus der Schule des Pinius, und zum ersten Mal wurde ihnen bewusst, dass viele Menschen heute in der Arena sterben würden. Es gab fünf Vorbereitungsräume wie diesen, und heute war lediglich der erste Tag der großen Herbstkämpfe. Weitere Gladiatoren aus allen Teilen des Reiches würden noch eintreffen.
Als erstes würden die Einzelkämpfer den Wettkampf beginnen. Rao und Hersan saßen in einer Ecke des Raumes und flüsterten leise miteinander. Beide trugen Arm und Wadenschutz und waren mit Schwert und Schild bewaffnet. Auf ihren Köpfen saßen Rundhelme, denen jede Verzierung fehlte. Bis auf einen schmalen Lendenschurz waren sie nackt, und ihre Körper glänzten durch das aufgetragene Öl, das verhindern sollte, dass sie gepackt werden konnten. Pinius hatte ihnen einen Lederschutz für den Körper angeboten, aber beide hatten abgelehnt. Sie wollten in ihren Bewegungen nicht behindert sein.
Crom, der Ork, hatte sich ebenfalls hingesetzt. Um ihn herum war eine freie Fläche von mindestens fünf Metern. Die anderen Gladiatoren schienen sich vor ihm zu fürchten und hielten Abstand. Nur heimlich warfen sie Blicke hinüber.
Karem schnürte gerade seine Sandalen, als Pinius den Raum betrat und auf ihn zuhielt. Sofort kamen auch Kulan, Masak und Threm herüber, lediglich Crom blieb auf seinem Platz und starrte weiterhin auf die mächtige Axt in seinen Pranken.
Pinius betrachtete sie wortlos. Im Gegensatz zu den anderen Kämpfern waren seine Schüler wesentlich besser ausgerüstet und trugen zusätzlich mit Metallnieten verstärkte Lederkleidung, so dass nur ihre Oberarme ungeschützt waren. Andere Leiter von Gladiatorenschulen hielten so etwas für Verschwendung. Die meisten Kämpfer würden schon am ersten Tag sterben; warum also Geld für Ausrüstung verschwenden, die nach nur wenigen Minuten unbrauchbar geworden war.
Der Ausbilder hatte seinen Männern Helme mit Gesichtsvisier angeboten, aber sie alle hatten wegen der großen Hitze abgelehnt und trugen ihren gewohnten Kopfschutz.
Pinius konnte sehen, dass sie die ungewohnte Atmosphäre nervös machte, und das Zittern ihrer Hände erinnerte ihn an seinen eigenen ersten Auftritt in der Arena. Zehn Jahre war das nun her und er trauerte ein wenig der vergangenen Zeit hinterher, als er noch ein umjubelter Liebling der Massen gewesen war, dessen Tapferkeit im Kampf legendär war. Er betrachtete seinen Armstumpf, über den er wie immer einen Messingschutz gestülpt hatte. Heute war er nur noch
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