Das Flüstern des Windes (German Edition)
letzten Silbermünzen habe ich dem Heiler geben müssen. Das Kämpfen ist vorbei. Wir werden die Arena nie wieder betreten.«
»Und die Menschenfrau?«
Karems Kopf sank betrübt herab.
»Wo ist Suladi?«, wollte Crom wissen. »Wir müssen ihn töten!« Seine Unterlippe entblößte die mächtigen Hauer.
»Wir werden ihn finden!«, versprach Karem.
Drei Tage später entdeckte die Stadtwache die Leiche eines Mannes in mittleren Jahren. Sein Name oder seine Herkunft konnte nie in Erfahrung gebracht werden, da dem Leichnam Kopf und Arme fehlten. Der Schädel und die Gliedmaßen waren nicht durch eine Waffe abgetrennt worden. Irgendjemand hatte sie mit unglaublicher Gewalt abgerissen.
14.
Pinius wollte seinen Augen kaum trauen, als Karem und Crom das große Tor der Gladiatorenschule durchschritten. Mit für sein Alter erstaunlicher Geschwindigkeit stürmte er ihnen entgegen und umarmte sie herzlich.
Später saßen sie in der Abenddämmerung zusammen. Karem berichtete von ihren Kämpfen, und in den Augen des Ausbilders blitzte Stolz auf. Ihr Ruhm als Kämpfer war inzwischen bis nach Rom gedrungen, und der Imperator selbst hatte angefragt, wann Karem und der Ork zurückkehren würden, um das Volk Roms zu unterhalten, aber Pinius hatte wahrheitsgemäß antworten lassen, dass er nicht wisse, wo die beiden sich zurzeit befanden und ob sie planten, nach Rom zurückzukehren.
Als Karem seine Erzählung beendet hatte, blickte ihn Pinius nachdenklich an.
»Ihr müsst so bald wie möglich wieder verschwinden!«, meinte er eindringlich. »Der Kaiser hat nach euch gefragt und bestimmt lässt er die Schule überwachen. Er möchte euch in der Arena sehen.«
»Was ist, wenn wir ablehnen?«
»Man lehnt die Wünsche des Cassius nicht ab. Nicht, wenn man seinen Kopf behalten möchte!«
»Was ist mit Lelina? Ich habe das Gold!« Karem erwähnte nicht, dass das Gold von Suladi stammte. Crom hatte ihm mehrere Finger ausgerissen, bis der Omrak bereit gewesen war, sie zu seinem Geheimversteck zu führen. Karem war nicht stolz auf diese grausame Tat, aber Suladi hatte sein Schicksal durch seine verruchte Tat selbst bestimmt.
»Ich werde einen Boten zu Tiveritus schicken. Nein, ich werde selbst gehen!«
Karem reichte ihm das Gold.
Pinius nickte ernst und verschwand hinaus in die Dunkelheit.
Drei Stunden später war der Ausbilder zurück. Allein.
Karem stand wartend am Tor und blickte ihm ungeduldig entgegen. Pinius erstickte seine Fragen mit einer Handbewegung und führte ihn ins Haupthaus, wo Crom schnarchend auf dem Boden lag und schlief.
»Was ist jetzt?«, raunte Karem.
»Es gibt in dieser Schule zu viele neugierige Ohren. Man kann nicht wissen, ob der Kaiser einen Spion unter meinen Leuten hat.«
»Wo ist Lelina?«
»Beruhige dich! Ich habe sie in das Haus eines Freundes außerhalb der Stadt gebracht. So ist es für alle sicherer.« Er seufzte schwer. »Ihr müsst sofort aufbrechen. Ich werde euch bis zum Dimensionstor begleiten.«
Karem lächelte kurz, dann wurde er wieder ernst.
»Dann lass uns gehen!«
Drittes Buch
1.
Nach der Hitze Omraks, das sie als Passagiere eines Luftschiffes, das Waren in die Nähe des Dimensionstores transportierte, durchquert hatten, empfanden Karem, Crom und Lelina das ausgeglichene Klima Thuurs als unsagbare Erleichterung.
Vor drei Tagen waren sie in ihre Heimatwelt zurückgekehrt, die sie über zehn Jahre nicht gesehen hatten. Ihre anfängliche Freude wich aber bald der Ernüchterung, dass sie noch einen weiten Weg vor sich hatten. Die Hinreise hatten sie auf einem Sklavenschiff verbracht, das sich um dichte Wälder, steile Bergpässe und unwegsame Hochebenen nicht kümmern musste, entsprechend schnell war die weite Strecke zurückgelegt worden, aber zu Fuß waren die Entfernungen gewaltig.
Zwei Wochen lang waren sie auf größeren und kleineren Straßen stetig nach Westen gezogen, und nun kamen sie in ein Gebiet, das zumindest Crom bekannt war. Ungefähr in dieser Gegend war sein Familientrupp von den Omraks überfallen und er in die Sklaverei verschleppt worden. Die Tage vergingen und Crom wurde immer unruhiger. Ständig drängte er Karem und Lelina, schneller zu marschieren und weniger Rastpausen einzulegen.
Eines Morgens war es dann soweit. Crom hatte in der dicken Rinde einer alten Silbereiche ein eingeritztes Orksymbol entdeckt. Aufgeregt stürmte er in das Lager, wo Karem und Lelina müde die Decken zurückschlugen und versuchten, ein Kochfeuer
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