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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Frauen suchten seine Nähe, aber sein Herz war kalt geworden, und nur die Erinnerung an Lelina ließ eine kleine Flamme darin glühen, jedoch starb auch diese Flamme langsam.
    Mit einem Wetzstein zog er die Schärfe seines Schwertes nach. Crom hatte sich in eine Ecke des Raumes gelegt und betrachtete neugierig die anderen Kämpfer, die ebenfalls ihre Vorbereitungen trafen.
    Suladi betrat den Raum. Karem beobachtete den Geldwechsler ohne größeres Interesse aus dem Augenwinkel. Der kleine, wieselähnliche Mann ging zu einem der Wächter und drückte ihm einen kleinen Lederbeutel in die Hand, der daraufhin aus dem Raum verschwand. Suladi rieb sich die Hände und kam zu Karem herüber. In seinem braungebrannten, faltigen Gesicht lag ein seltsames Lächeln. Karem betrachtete den Omrak voller Abscheu. Unter seiner großen, nach unten gebogenen Nase baumelte ein grau durchsetzter Bart, links und rechts am Mund vorbei, bis zum Kinn hinunter. Die kleinen Augen blickten listig. Karem hatte ihn vom ersten Augenblick gehasst.
    »Was ist jetzt? Habt ihr das Gold?«
    Karem reichte ihm wortlos einen Beutel, in dem sechsunddreißig Goldsesterzen klimperten. Suladi sollte das Gold für ihn als Wetteinsatz auf den eigenen Kampf setzen. Der Omrak hatte ihm eine Quote von drei zu eins versprochen. Eigentlich hatten Karem und Crom nichts zu verlieren. Wurden sie besiegt, so starben sie in der Arena und das Gold hätte ihnen dann sowieso nichts mehr genützt. Gewannen sie aber den Kampf, dann hatte sich ihr Gold verdreifacht, und sie konnten endlich nach Rom zurückkehren und Lelina freikaufen.
    »Mein Anteil, solltet ihr siegreich sein, beträgt fünf Goldsesterzen!«, zischelte der Geldwechsler.
    »Du wirst dein Gold bekommen.«
    »Gut!« Suladi wollte sich abwenden, als Karems Hand vorschoss und ihn am Arm packte.
    »Mann aus Omrak, denk nicht einmal daran, mit diesem Gold zu verschwinden. Ich würde dir bis in die Hölle folgen, um dich zu finden!«
    Suladis Lächeln verschwand für einen kurzen Moment und machte einem erschrockenen Gesichtsausdruck Platz, aber kurz darauf hatte er sein Mienenspiel wieder in der Gewalt.
    »Ihr schätzt mich falsch ein, Herr. Ich werde das Stadion nicht verlassen und als Zeichen meiner Wertschätzung habe ich dafür gesorgt, dass euch vor dem Kampf noch ein Mahl gereicht wird. Niemand sollte dem Feind mit leerem Magen gegenübertreten.«
    »Warum diese Großzügigkeit?«, fragte Karem misstrauisch.
    Suladis Lächeln wurde noch eine Spur breiter. »Ich bin Geschäftsmann. Ihr habt gute Aussichten, den Kampf zu gewinnen, und ich plane, eine bescheidene Summe meines eigenen Geldes auf euren Sieg zu setzen. Nicht zu vergessen meine Provision. Fünf Goldsesterzen sind auch für mich eine Menge Geld. Ihr seht, ich tue nichts anderes, als meine Investition zu schützen, indem ich euch bestmöglich unterstütze.«
    »Nun gut, vielleicht war ich ungerecht zu dir.«
    »Das kann geschehen, Herr. Wenn ihr erlaubt, werde ich mich jetzt zurückziehen.«
    Suladi hastete aus dem Raum. Der Wächter, mit dem er gesprochen hatte, kam zurück. Auf seinen breiten Händen trug er eine polierte Metallplatte, die mit Bergen von gebratenem Fleisch überhäuft war. Die Augen der anderen Kämpfer folgten ihm gierig, als er zu Karem ging.
    »Herr, möchtet ihr speisen?«
    »Nein, danke. Ich esse nie vor dem Kampf.«
    »Suladi hat dieses Mahl extra für euch in seinem eigenen Haus zubereiten lassen.«
    »Also gut. Gebt mir das gebratene Huhn.«
    Der Wächter reichte ihm das Geflügel und ging weiter zu Crom, der ihn schon mit hungrigen Augen erwartete. Diesmal musste er nicht erst fragen. Der Ork riss ihm das ganze Tablett aus der Hand und machte sich über das Fleisch her. Der Mann wirkte kurz verblüfft, verschwand dann aber er aus dem Raum.
    Karem legte seinen Anteil am Essen auf den Boden. Er hatte keinen Hunger, und allein der Geruch des Fleisches ließ seinen nervösen Magen verkrampfen. Nur aus Höflichkeit hatte er die angebotene Speise nicht zurückgewiesen. Er nahm den Wetzstein wieder in die Hand und fuhr mit dem Schärfen seiner Waffe fort.
    Croms Schmatzen erfüllte den ganzen Raum, aber plötzlich herrschte für einen kurzen Moment Ruhe. Karem, der wusste, dass der Ork immer erst aufhörte zu essen, wenn nichts mehr da war, sah ihn überrascht an. Crom hatte eine große Kalbskeule in seiner mächtigen Pranke, die er nachdenklich anstarrte.
    »Schon satt, Crom? Das wäre das erste Mal, dass etwas übrig bleibt!«,

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