Das Flüstern des Windes (German Edition)
Karem, dass er des Diebstahls verdächtigt wurde.
»Ihr erlaubt, dass wir uns ein wenig umsehen.« Es war keine Frage, sondern eine versteckte Andeutung.
»Sicher!«, knurrte Karem. Sollte dieser aufgeblasene Höfling ruhig sein Zimmer durchsuchen. Er würde anschließend mit Freuden dessen unterwürfige Entschuldigung annehmen.
Die Soldaten rissen die Bettlaken herunter, durchwühlten die Kissen und alle Schubladenfächer einer alten Kommode, die im Zimmer stand.
Heidar ging zu Karems persönlichen Sachen hinüber, die über einem Stuhl hingen. Ein fragender Blick wurde dem jungen Mann zugeworfen. Karem gab durch ein Nicken stumm sein Einverständnis.
Sorgfältig durchsuchte der königliche Berater sämtliche Taschen von Karems Mantel und dessen Proviantbeutel. Als Heidar die alte Decke aufrollte, die Karem bei Übernachtungen im Freien als Windschutz diente, fiel etwas zu Boden.
Karem starrte verblüfft auf den Gegenstand. Es war ein mit Diamanten besetztes Armband, dessen Edelsteine im frühen Morgenlicht funkelten.
Heidar bückte sich. Er hob das Armband auf. Noch während er kniete, traf Karem sein anklagender Blick.
Seltsamerweise wurde Karem von einer tiefen Ruhe ergriffen. Der verschwundene Schmuck hatte sich unter seinen Sachen befunden, aber niemand konnte ernsthaft glauben, dass er ein Dieb war, schließlich hatte er der Nichte des Königs das Leben gerettet. Die Dinge würden sich aufklären. Der nächste Satz des Beraters zerstörte seine naive Hoffnung.
»Folgt mir!« Diesmal war es eindeutig ein Befehl, bei dem auf jegliche Höflichkeit verzichtet wurde.
Die beiden Soldaten stellten sich neben ihn. Ihre eiskalten Augen starrten ihn bösartig an, während ihre grimmigen Gesichter keine Miene verzogen.
»Was geschieht jetzt?«, wandte sich Karem an den Berater.
»Das entscheidet der König!«, fauchte Heidar kurz angebunden.
Karem wurde aus dem Zimmer geschleppt.
König Canai wirkte trotz der frühen Stunde ausgeruht. Obwohl er als einer der Letzten das Fest verlassen hatte, war sein Blick klar. Er trug seine goldene Rüstung und den blutroten Mantel des Herrschers darüber. Seine Augen blickten Karem entgegen, als dieser vor den Thron geschleift wurde.
Heidar verbeugte sich tief, bevor er den König ansprach.
»Der Schmuck war versteckt unter seinen Sachen, Herr.« Der Berater reichte dem Herrscher das Armband, das dieser nachdenklich durch die Finger gleiten ließ. Eine Minute verging schweigend.
»Was habt Ihr zu diesem Vorfall zu sagen?«, wandte er sich an Karem.
»Ich weiß nicht, wie das Armband unter meine Sachen gekommen ist. Ich habe es nicht gestohlen. Jemand muss in meinem Zimmer gewesen sein und es dort versteckt haben.«
»Warum sollte jemand so etwas tun?« Es war offensichtlich, dass der König ihm nicht glaubte.
»Herr, ich weiß es nicht«, gab Karem resigniert zu.
»Ihr wisst es nicht.« Ein seltsamer Blick wurde zwischen dem König und Heidar gewechselt, aber Karem war viel zu aufgeregt, um es zu bemerken. Noch immer hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, dass dieses Missverständnis sich aufklären würde.
»Werft den Mann in den Kerker!« Die Stimme des Königs dröhnte durch den großen Raum.
»Aber ...«
»Schweigt!« Canai hatte sich aus seinem Thron vorgebeugt. Seine ganze Körperhaltung drückte nun Drohung aus. »In diesem Land haben wir kein Mitleid mit Dieben, das werdet Ihr bald feststellen.«
Karem war bleich vor Entsetzen geworden.
»Übergebt ihn an Sramar, den Kalfaktor. Ich erwarte sein Geständnis noch heute.«
Die Wachen packten Karem grob und zogen ihn mit sich.
6.
Karem versank in einer Welt voller Schmerzen. Seine Augenlider waren durch die brutalen Schläge zugeschwollen, und so er konnte seine Umgebung nur noch undeutlich wahrnehmen. In seinem Kopf trieb ihn ein dumpfes Pochen fast in den Wahnsinn. Blut lief aus seinen Ohren.
Sramar trat näher. Sein flaches, ausdrucksloses Gesicht verriet keinerlei Gefühlsregung. Er war von übernatürlicher Größe, breitschultrig, mit langen Armen und mächtigen Schultern. Sein Kopf saß fast direkt auf dem Oberkörper, der Hals blieb von dicken Muskelsträngen verborgen.
Er hob Karems Kopf an und betrachtete ihn mit fast kindlicher Neugier.
Karem hatte die Folter fast zwei Stunden lang schweigend ertragen, aber nun hing er gebrochen, mit Metallbändern an die nackte Wand gefesselt und wimmerte leise.
»Du bist ein harter Mann!«, gestand ihm Sramar zu.
Ein Zittern durchlief
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