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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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drehte er sich um und schlurfte davon.
    Sara ging zu Karem hinüber, der verzweifelt versuchte, sich aufzurichten, aber immer wieder auf sein stinkendes Lager zurücksank. Sie kniete sich neben ihn. Ihre Hände fuhren sanft durch sein Haar, während sie weinte.
    »Wer ist da?«, krächzte er heiser.
    »Ich bin es! Sara, deine Schwester!«
    Sein verunstaltetes Gesicht verzog sich zu einem gequälten Lächeln. »Du gibst wohl nie auf?«
    »Nein, genau wie du. Das liegt wahrscheinlich in unserer Familie.«
    Karem musste husten und spuckte einen Blutklumpen aus. »Ich glaube, dieser Hurensohn hat mir ein paar Rippen gebrochen«, meinte er kühl.
    »Karem, wir müssen fliehen! Mein Onkel hat dich zum Tode verurteilt. Du sollst hingerichtet werden.«
    Er lachte freudlos. »Meine Belohnung für deine Rettung hatte ich mir anders vorgestellt.«
    »Kannst du gehen?«
    »Was ist mit dem Wächter?«
    »Ich habe ihn bestochen. Mach dir um Sramar keine Gedanken. Viel wichtiger ist, kannst du gehen?«
    »Ich denke schon. Hilf mir beim Aufstehen!« Er streckte seine Hand aus, die sie fest packte. Karem schrie schmerzgepeinigt auf, als ihn Sara auf die Beine zog. Keuchend, mit zitternden Gliedern, blieb er schwankend stehen.
    »Ich habe dir einen Mantel mitgebracht.« Sie öffnete ein Bündel. »Leg ihn dir um und setz die Kapuze auf.«
    Ein brennender Schmerz durchzuckte Karem, als er in die Ärmel des Mantels schlüpfte.
    »Geht es?«
    Er nickte.
    »Stütz dich auf mich!« Sie knickte unter seinem Gewicht ein, als er seinen Arm schwer auf ihre Schulter legte.
    Schritt für Schritt brachten sie den langen Gang hinter sich und wirkten dabei wie zwei Betrunkene, die sich nach nächtlichem Trinkgelage auf dem Heimweg befanden.
     
     
     
    Heidar stürmte in den Thronsaal, ohne auf die Etikette zu achten. Sein Gesicht, welches das Übergewicht deutlich verriet, war gerötet und er schnaufte kurzatmig.
    König Canai, der sich allein im Thronsaal befand, blickte neugierig von dem Kartentisch auf, über den er sich gebeugt und auf einer Landkarte die Grenzen des Reiches eingezeichnet hatte.
    »Herr, bitte verzeiht mir, dass ich hier so eindringe. Aber der Gefangene ist aus dem Verlies entkommen. Es sieht so aus, als habe Eure Nichte Karem zur Flucht verholfen, denn auch sie ist verschwunden.«
    Canai kreuzte zufrieden die Arme vor der Brust. Er wirkte kein bisschen überrascht.
    »Herr?«, fragte Heidar verblüfft nach.
    Der König trat zu seinem Berater und legte ihm nachsichtig die Hand auf die Schulter.
    »Das weiß ich bereits. Sie hatte Sramar bestochen. Der Kalfaktor kam direkt zu mir und berichtete mir von ihrem Vorhaben.« Canai zog die Perlenkette aus einer Tasche seines Gewandes, die Sara vor wenigen Stunden dem Wärter gegeben hatte.
    »Ich verstehe nicht«, gestand Heidar. »Ihr habt sie entkommen lassen?«
    »Sieh mal, mein Freund, so schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Hätte ich Karem hinrichten lassen, wäre der Vorwurf laut geworden, ich hätte einen Konkurrenten um den Thron ausgeschaltet. Jetzt frage ich dich, wohin kann Sara mit diesem Burschen fliehen? Wer wird ihr Schutz und Unterschlupf gewähren?«
    Heidar zuckte verständnislos die Achseln.
    »Natürlich wird sie ihr Weg nach Melwar führen!«, beantwortete sich der König die Frage selbst. »Ihr verräterischer Schwager wird sie mit offenen Armen empfangen. Ronder, dieser Hund, intrigiert seit dem Tod seines Vaters gegen mich. Alle Welt weiß, dass er auf meinen Sturz hinarbeitet. So, und nun betrachten wir die ganze Sache mal aus einem anderen Licht. Ein Dieb und Betrüger flieht. Meine Nichte hilft ihm dabei, und alle beide werden von Ronder aufgenommen. Wirkt das nicht wie eine von Ronder inszenierte Verschwörung, um mich vom Thron zu stoßen? Ja!« Canai hatte seinen Berater losgelassen und schritt nun nachdenklich durch den großen Raum. »So wird es auch der Rat der Fürsten sehen. Endlich habe ich einen Vorwand, gegen Ronder vorzugehen.«
    Geschmeidig wandte er sich um. Seine Faust knallte in die offene Handfläche. Sein fanatischer Blick bohrte sich in Heidars Augen.
    »Ruf die Generäle zusammen. Sie sollen einen Plan für den Angriff auf Melwar entwerfen!«
     
     

7.
     
    Ronder, seine Gemahlin Miriam, Sara und Karem saßen um einen kreisrunden Tisch im Privatgemach des Fürsten und blickten sich nachdenklich an.
    Seit zwei Tagen befanden sich die Flüchtigen unter dem Schutz Melwars, aber erst jetzt war Karem nach der anstrengenden Reise in

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