Das Flüstern des Windes (German Edition)
Stämme unter seinem Banner, und wir zogen in die Schlacht gegen die Menschen. Wir waren viele, eine gewaltige Streitmacht. Tausende waren Grumans Ruf gefolgt, aber als wir in der Ebene von Thoras auf die Menschen trafen, sah ich, dass wir nur eine kleine Wolke am Himmel waren, die der Sturm zerschmettern würde. Von Horizont zu Horizont erstreckte sich das Lager des Feindes. Ihre Zahl übertraf unsere bei weitem.«
Ein Ast zerbrach im Feuer und kleine, glühende Sterne stoben zum Himmel. Die anderen Orks lauschten den Worten Barks, die sie trotz der Wärme des Feuers frösteln ließen. »Gruman, von seiner Tapferkeit berichten noch heute viele Lieder, befahl uns, nicht zu weichen, sondern den Feind anzugreifen. Das Donnern unseres Kriegsgebrülls hallte von den Bergen wider, als wir auf die Menschen zustürmten. Es sollte der bitterste Tag unseres Volkes werden.« Bark seufzte tief auf. »Ihre Pfeile töteten uns schon aus großer Entfernung. Nur wenigen gelang es, ihre Schlachtreihen zu erreichen, sie wurden von Eisenwaffen in Stücke gehauen. Gruman fiel an meiner Seite. Er starb würdelos, ohne dem Feind ins Auge sehen zu können. Seit dieser Zeit lebt unser Volk in den Bergen. Es gibt nicht viel Wild, das wir jagen können und jeden Winter leiden wir Hunger.«
»Was willst du uns mit dieser Geschichte sagen?«, begehrte einer der jüngeren Orks auf.
Barks blitzende Augen ließen ihn verstummen. »Crom, gib mir deine Axt!«, befahl der Anführer. Als er sie in Händen hielt, funkelte der blanke Stahl im Licht der Flammen. Bark erhob sich. Seine Hand deutete auf das Bärenfell, auf dem er gesessen hatte.
»Wir sind wie dieser Bär, stark und mächtig!« Die Axt zischte herab und spaltete den Schädel des toten Tieres. »Und wir sind genauso leicht zu töten.« Ehrfürchtig starrten die anderen Orks auf die Waffe und auf das, was sie angerichtet hatte. »Trotz aller Bemühungen sind unsere Zauberer nicht hinter das Geheimnis des Stahls und seiner Herstellung gekommen. Die Menschen sind zahlreicher als wir, und solange sie über solche Waffen verfügen, werden wir uns vor ihnen verstecken müssen. Ich frage euch meine Brüder, was wird geschehen, wenn die Menschen beschließen, uns aus den Bergen zu vertreiben? Wohin werden wir gehen?«
Bark nahm wieder seinen Platz in der Runde ein. »Wir werden zu den Göttern gehen, denn in dieser Welt wird es keinen Ort mehr geben, an den wir fliehen könnten.«
Niemand sprach, als Bark betrübt seinen mächtigen Kopf senkte. Der Respekt vor seiner Weisheit ließ sie schweigen.
»Was sollen wir tun?«, fragte Naam den Anführer.
Bark sah auf. Nacheinander blickte er in ihre Gesichter.
»Wir werden diesem Menschen Karem helfen, mit ihm in die Schlacht ziehen. Eine neue Zeit ist angebrochen. Vielleicht kommt mit ihr der Friede zwischen unseren Völkern. Es ist die einzige Hoffnung, die wir haben.«
»Können wir den Menschen vertrauen?«, verlangte Guur zu wissen.
Crom wollte etwas erwidern, aber Bark gebot ihm zu schweigen.
»Guur hat recht. Wir wissen nicht, ob wir ihnen trauen können. Deswegen werden wir für jeden unserer Kämpfer eine Eisenwaffe verlangen. Geben uns die Menschen die Waffen, dann sind wir in Zukunft in der Lage, uns zu verteidigen. Verweigern sie uns aber das Eisen, dann werde ich den Kopf des jungen Menschen an meine Kette hängen.« Bark wandte sich Crom zu. »Du gehorchst deinen Führern, was immer auch geschieht.«
Die Beratung war zu Ende.
Karem saß wieder den Orks gegenüber. Ihren fremdartigen Gesichtern war nicht zu entnehmen, wie sie sich entschieden hatten. Selbst Crom mied seinen Blick.
»Wir werden mit dir kämpfen ...«
Erleichtert ließ Karem den angehaltenen Atem entweichen.
»... aber wir verlangen für jeden unserer Kämpfer Eisenwaffen!«
In Karems Kopf begannen die Gedanken zu wirbeln. Er erkannte sofort die Gefahr, die hinter dieser einfachen Bitte verborgen war. Sollten sich die Orks irgendwann einmal wieder gegen die Menschen wenden, dann waren sie gut ausgerüstete Gegner, die trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit hier oben in den Bergen keinen Feind mehr fürchten mussten.
»Ihr werdet die Waffen bekommen!«, antwortete Karem lächelnd. »Wie viele Kämpfer könnt ihr aufbieten?«
Bark ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Zweihundert Krieger.«
Karem erschrak. Zweihundert waren bei weitem zu wenig.
Bark sah seine Sorgen. »Wir sind die Schwarzschädel, aber es leben auch noch andere Stämme in den
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