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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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zählen.«
    Wir zählten im Dunkeln und hielten uns an den Händen.
    Ich phantasierte. Das Kleine Ding da in Lias Bauch, das war etwas Wahres, Echtes, das durch seine Geburt allem Unsinn der Diaboliker Sinn geben würde. Arme Diaboliker, die ihre Nächte damit verbrachten, sich chymische Hochzeiten aus-zudenken und sich zu fragen, ob am Ende wirklich acht-zehnkarätiges Gold herauskommen würde und ob der Stein der Weisen der lapis exillis wäre, ein kläglicher Gral aus Steingut — während mein Gral hier in Lias Bauch war.
    »Ja«, sagte Lia und strich sich über die straffe Wölbung des Bauches, »in diesem Gefäß hier vergärt deine gute Prima Materia. Was dachten denn diese Leute, die du in dem Schloß gesehen hast damals, was in dem Gefäß passiert?«
    »Och, die dachten, da grummelt die Melancholie, da brodelt die Schwefelerde, das schwarze Blei, das Saturnische Öl, da blubbert ein Styx aus Aufweichungen, Sättigungen, Durchtränkungen, Verflüssigungen, Vermischungen, Ver-senkungen, fauliger Erde, stinkigen Leichen...«
    »Igitt, was waren das denn für Leute? Waren die impo-523
    tent? Wußten die nicht, daß in dem Gefäß unser Kleines heranwächst, ein rundum blankes, schönes, rosiges Ding?«
    »Sicher wußten sie das, aber für die ist auch dein Bauch eine Metapher voller Geheimnisse...«
    »Da sind aber keine Geheimnisse, Pim. Wir wissen sehr gut, wie sich das Kleine da bildet, mit seinen Nervchen und Müskelchen und Öhrchen und Milzchen und Bauchspeichel-drüselchen...«
    »Heiliger Himmel, wie viele Milzen soll es denn haben? Ist es etwa Rosemarys Baby?«
    »Na, wird schon nicht so schlimm kommen. Aber wir müssen bereit sein, es so zu nehmen, wie’s kommt, auch wenn es zwei Köpfe hat.«
    »Warum nicht? Dann würde ich ihm beibringen, Duette zu spielen, für Trompete und Klarinette... Nein, dazu brauchte es auch vier Hände, und das wäre denn doch zuviel — obwohl, denk bloß mal, was für ein Klaviervirtuose es dann werden könnte, von wegen Konzert für die linke Hand. Brr...
    Und übrigens, das wissen auch meine Diaboliker, an jenem Tag in der Klinik kommt es dann auch zum Weißen Werk, es wird der Rebis geboren, der androgyne Hermaphrodit...«
    »Na, der hat uns gerade noch gefehlt. Hör zu, jetzt mal im Ernst: Wir werden es Giulio oder Giulia nennen, nach meinem Großvater. Ist dir das recht?«
    »Warum nicht, klingt gut.«
    Es hätte genügt, wenn ich bis hierher und nicht weiter gegangen wäre. Wenn ich ein Weißbuch geschrieben hätte, ein gutes Zauberbuch für alle Adepten der Entschleierten Isis, um ihnen zu erklären, daß es nicht länger nötig war, nach dem Mysterium der Mysterien zu suchen, daß die Lektüre des Lebens keinen geheimen Sinn verbarg, daß alles schon da war, in den Bäuchen aller Lias der Welt, in den Geburts-stationen der Kliniken, auf den Strohlagern, in den Kiesbet-ten der Flüsse, daß die Steine aus dem Exil und der Heilige Gral nichts anderes sind als schreiende Äffchen mit herunterhängender Nabelschnur, denen der Onkel Doktor einen Klaps auf den Po gibt. Und daß die Unbekannten Oberen für unser Kleines Ding niemand anderes waren als Lia und ich, aber daß es uns dann sofort erkennen würde, ohne erst lange den alten Trottel de Maistre danach zu fragen.
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    Doch nein, wir — die Sardoniker — wollten ja unbedingt mit den Diabolikern Verstecken spielen und ihnen zeigen, daß, wenn sie partout ein kosmisches Komplott haben wollten, wir eins zu erfinden wußten, das kosmischer gar nicht mehr sein konnte.
    Geschieht dir ganz recht, sagte ich mir vorgestern abend im Periskop. Jetzt bist du hier, um zu warten, was unter dem Foucaultschen Pendel geschehen wird.
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    Gewiß kommt diese monströse Kreuzung nicht
    aus einem Mutterleib, sondern aus einem Ephial-
    tes, einem Incubus oder anderen schrecklichen
    Dämon, als wäre sie von einem faulen und gifti-
    gen Pilz geboren, ein Kind von Faunen und
    Nymphen, ähnlicher einem Teufel als einem
    Menschen.
    Athanasius Kircher, Mundus Subterraneus, Amsterdam, Jansson, 1665, II, p. 279-280
    An jenem Tag wollte ich lieber zu Hause bleiben, ich ahnte etwas, aber Lia hatte gesagt, ich solle nicht den Prinzgemahl spielen und ganz normal zur Arbeit gehen. »Es ist noch Zeit, Pim. Es kommt noch nicht. Auch ich muß noch aus dem Haus. Geh.«
    Ich war gerade vor der Tür des Büros angekommen, da öffnete sich nebenan die Tür von Signor Salon. Der Alte erschien in seinem gelben Arbeitskittel. Ich konnte nicht umhin,

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