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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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»Ja, das stimmt.«
    »Wohin hast du ihn schicken lassen?«
    »Was sollen die ganzen Fragen? Ich will endlich wissen, wo meine Tante ist!«, beharrte Adrian.
    »Beruhige dich«, sagte Talbot. »Du wirst gleich alles erfahren. Beantworte zuerst meine Fragen. Wohin hast du den Koffer schicken lassen?«
    »In die Schule, mache ich immer so.«
    »Verstehe. Jetzt wird mir einiges klar.«
    Plötzlich war aus dem Keller ein Geräusch zu hören. Es war die Tür zur Waschküche. Talbot war sicher, sie vorhin geschlossen zu haben. Er konnte das Schleudern der Waschmaschine hören. Den Zeigefinger an die Lippen gelegt, bedeutete er dem Jungen, still zu sein. Er drehte Adrian an den Schultern herum und schob ihn in Richtung Treppe.
    »Hoch jetzt! Rasch!«, sagte er. »Aber leise.«
     
    Der Taxifahrer, ein dicker Mann im verschwitzten T-Shirt, war nach ungefähr 15 Minuten gekommen und hatte ziemlich schnodderig gefragt, weshalb sie eigentlich ihn und nicht den ADAC gerufen hätten. Es sei doch bekannt, wie lange diese Vereine brauchen würden, hatte Millycent freundlich entgegnet und ebenso freundlich hinzugefügt, er könne ja wieder fahren, wenn er kein Interesse daran hätte, sich ein bisschen Geld zu verdienen. Sie würden schon jemand anders finden. Der Mann war natürlich geblieben und hatte ihnen Starthilfe geleistet – diesmal ohne blöde Fragen zu stellen.
    Jetzt, gut anderthalb Stunden später, stieg Agent Millycent Miller, den aufgeladenen Watts Blaster im Anschlag, langsam die Kellertreppe des Hauses Talstraße Nummer 13 hinauf, dicht gefolgt von Maxwell Purdy, der sorgsam darauf achtete, keinen unnötigen Lärm zu machen, was nicht ganz einfach war, weil die Treppe bei jedem ihrer Schritte lautstark knarrte und ächzte.
    »Pssst!« Millycent blieb stehen und machte Purdy mit erhobener Hand Zeichen, ebenfalls stehen zu bleiben. Die rechte Hand an die Ohrmuschel gelegt, fragte sie: »Hörst du das auch?« Und als Purdy den Kopf schüttelte: »Da spricht doch jemand.«
    »Das ist ein Radio, wenn du mich fragst. Oder der Fernseher.«
    »Hm.«
    Sie erreichten einen schmalen Korridor im Erdgeschoss. Es war niemand dort. Purdy hatte recht gehabt, aus der Küche drang Radiomusik.
    Die Treppe über ihnen knarrte, und Millycent meinte, das Klappen einer Tür im oberen Stockwerk gehört zu haben. Wieder blieb sie stehen. »Da war doch ein Geräusch.«
    »Okay, geh du rauf«, sagte Purdy. »Ich sehe mich derweil hier unten um. Aber lass deinen Ratcatcher an – nur für den Fall.«
    Der Ratcatcher war ein kleines Gerät, das der allereinfachsten Kommunikation zwischen den Agenten diente. Genau genommen bestand es aus einer Art lautloser Hundepfeife, die mit einem winzigen Empfänger verbunden war. Benötigte man Hilfe, so blies man hinein, und das Gerät zeigte den am Einsatz beteiligten Kollegen an, aus welcher Richtung und aus welcher Entfernung das Signal gekommen war. Die Agenten der Agency benutzten den Ratcatcher wie Londoner Streifenpolizisten ihre Polizeipfeifen – nur mit dem kleinen, aber bedeutenden Unterschied, dass nicht gleich die halbe Unterwelt ebenfalls Wind davon bekam.
    Millycent nickte wortlos, umfasste ihre Waffe mit beiden Händen, atmete einmal tief durch und stieg dann in gebückter Haltung die Treppe hinauf.
     
    Das ausgebaute Zimmer unter dem Dach war Tante Margrets altes Büro, allerdings wurde es nur noch selten genutzt. Es herrschte ein heilloses Durcheinander an Aktenordnern und gestapelten Kartons, aus denen Papiere quollen. Die Tür stand offen.
    Talbot bugsierte Adrian hinein und ließ die Tür angelehnt, vermutlich um hören zu können, was im Haus vor sich ging. Er wandte sich zu Adrian um und fragte im Flüsterton: »Wohnt sonst noch jemand hier?«
    »Nur meine Tante und ich.«
    »Erwartet ihr Besuch? Einen Nachbarn vielleicht, der einen Schlüssel hat?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Adrian konnte kaum atmen, so heftig schlug sein Herz. »Was zum Geier ist denn hier los?«
    »Deine Tante wurde überfallen«, sagte Talbot. »Ich fürchte, es sieht nicht gut aus.«
    Adrian starrte ihn an. »Ist sie verletzt?«
    Talbot nickte.
    »Ist es schlimm?«
    »Ja«, sagte er. »Es tut mir leid, Junge. Sie ist tot.«
    »Oh … Oh Gott …« Adrians Stimme wehte wie ein Windhauch davon. Er hatte plötzlich ein Rauschen in den Ohren und das fast übermächtige Gefühl, in einen bodenlosen Abgrund gesogen zu werden. Talbot machte einen Schritt auf Adrian zu, als er sah, dass er in den Knien

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