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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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jetzt klettere weiter.« Damit verschwand er aus Adrians Gesichtsfeld.
    Adrian krallte sich an den dünnen, wenig Vertrauen erweckenden Holzleisten des Spaliergitters fest und kletterte ganz langsam nach unten, wobei er versuchte, sich mit T-Shirt und Hosenbeinen nicht in den Rosen zu verfangen, die ihm mit ihren Dornen die Finger zerschnitten. Aber vor lauter Adrenalin im Körper spürte er es kaum. Dann, endlich erreichte er festen Boden. Er trat aus dem Blumenbeet heraus, löste den Koffer vom Gürtel und setzte sich hin, seine Beine mit den Armen umschlungen und das Kinn auf den vor Angst zitternden Knien. Ihn fröstelte ein wenig, doch das musste der Schock sein, denn selbst im Schatten waren es jetzt zur Mittagszeit noch wenigstens 25 Grad.
    Rechts über ihm befand sich ein Fenster. Adrian hörte, wie jemand im Haus mit Tellern oder Besteck hantierte. Sicher deckte ihre Nachbarin Frau Burghardt gerade den Mittagstisch. Genau gegenüber stand eine dichte Buchenhecke, die das Grundstück begrenzte. Gott sei Dank lag niemand im Garten, um sich zu sonnen.
    Adrian fühlte sich unbehaglich. Das Warten dauerte Ewigkeiten. Die Minuten verstrichen zäh wie Stunden, und der Einzige, dem er in dieser Situation vertrauen konnte, war ausgerechnet ein Mann, den er vor einer halben Stunde noch nicht einmal gekannt hatte! Für einen entsetzlich langen Moment glaubte Adrian, Talbot würde gar nicht mehr zurückkommen. Gerade als er dem Impuls nachgeben wollte, wieder hinaufzuklettern und nachzusehen, tauchte Talbots Kopf an der Dachkante auf. Er hielt Adrians Fotoalbum wie einen Pokal mit beiden Händen in die Höhe.
    »Ich komme runter.«
    Adrian fuchtelte mit den Armen. »Werfen Sie es bloß nicht, Mann!«, flüsterte er. »Sie machen es sonst kaputt!«
    Zu seinem Erstaunen kletterte Talbot mit dem Album unter dem Arm behände wie ein geübter Artist ein gutes Stück am Spalier herunter, ehe er die letzten zwei Meter sprang. Geschmeidig und nahezu lautlos wie ein Tier landete er direkt neben Adrian, der das Fotoalbum sofort an sich riss.
    »Du könntest wenigstens Danke sagen.«
    »Danke.« Adrian zog die Augenbrauen hoch. »Und was machen wir jetzt?«
    »Abhauen, natürlich«, sagte Talbot. »Das war knapp genug. Zum Glück hat uns niemand gesehen.«
    Aber das war ein Irrtum. Denn sie wurden beobachtet. Doch keiner von ihnen hatte den Mann im dunkelgrauen Designeranzug bemerkt, der, durch die Buchenhecke vor ihren Blicken geschützt, nun den Motor seines schwarzen Saab anließ, aus der Einfahrt des Nachbargrundstücks rollte und ihnen nach einer Weile in gebührendem Abstand folgte.

Unter Verdacht

    Talstraße 13, Ingolstadt
     
    Agent Purdy stand im Flur am Fuß der Treppe, als Millycent Miller aus dem oberen Stockwerk herunterkam. Er war leichenblass.
    »Was hast du denn, Maxwell?« Millycent ließ den Ratcatcher in die dafür vorgesehene Halterung an ihrem Gürtel einschnappen. »Stimmt was nicht?«
    Purdy deutete mit dem Daumen über seine Schulter zurück. »Sieh dir das an«, sagte er. »Jemand war schon vor uns hier.«
    Schon die blutüberströmten Hundekörper waren fürchterlich, der Anblick der aufrecht am Boden sitzenden Frauenleiche war jedoch das Entsetzlichste, was Purdy jemals zu Gesicht bekommen hatte.
    Besonders erschreckend war, mit welcher Brutalität und Kaltschnäuzigkeit der Täter vorgegangen war. Selbst für zwei Agenten, die im Laufe der Jahre so einiges gesehen hatten, war das schwer zu verdauen. Dem Zustand der Leichen nach zu urteilen, war der Mord vor gut zwei Stunden geschehen. Ganz offensichtlich war die Frau misshandelt worden, ehe man sie erschossen hatte. Wahrscheinlich hatte der Mörder zunächst die Hunde getötet und sich dann Frau Bertram zugewandt, um herauszubekommen, wo sie den Koffer versteckte.
    »Er hat sie geschlagen, um an die Informationen zu kommen«, sagte Millycent, die neben der toten Frau niederkniete, deren Kopf leicht hin und her drehte und die Blutergüsse im Gesicht betrachtete. »Dann hat sie wohl tatsächlich nichts von dem Koffer gewusst. Sonst hätte sie dem Kerl sicherlich gesagt, wo sie ihn aufbewahrt.«
    »Und als ihm das klar geworden ist, hat er sich ihrer entledigt.«
    Millycent stand auf und wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab. »Ich habe oben ein Kinderzimmer gefunden«, sagte sie. »Eher ein Jugendzimmer, würde ich sagen, den Büchern und Postern nach zu urteilen.«
    »Mädchen oder Junge?«
    »Junge, eindeutig.«
    »Fragt sich, wo der jetzt

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