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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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wo er abgeblieben ist. Wenn es dem Jungen nicht gelungen sein sollte, rechtzeitig zu verschwinden, hat der Mörder ihn unter Umständen in seiner Gewalt.«
    »Das oder Schlimmeres«, sagte Millycent düster.
    Night nickte langsam. »Das steht zu befürchten, Miss Miller. Finden Sie Talbot. Wenn der Junge bei ihm ist, bringen Sie ihn in Sicherheit. Mehr können wir leider im Moment nicht für ihn tun.«
    »Ach, und was die tote Frau angeht, Sir«, begann Purdy, aber Night unterbrach ihn sofort.
    »Ja, das ist ein bisschen unangenehm«, sagte er. »Wir schicken Ihnen mit der nächsten Elevator-Kapsel ein Team. Das wird im Haus wieder Ordnung schaffen.«
    »Ordnung schaffen, Sir?« Purdy sah ihn reichlich verdutzt an. Üblicherweise setzten sie wenigstens eine anonyme Botschaft an die Polizei ab, ehe sie sich aus dem Staub machten. Ordnung schaffen   – das klang auf unschöne Weise nach Vertuschung. »Ich fürchte, ich verstehe nicht, was Sie damit meinen, Sir. Wir können das doch nicht einfach so unter den Teppich kehren. Wir müssen den Tod der Frau melden. Was ist mit den Nachbarn? Der Familie? Freunden?«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein, Agent«, sagte Night. »Kümmern Sie sich lieber darum, den Koffer zu beschaffen.«
    »Selbstverständlich, Sir. Aber über kurz oder lang wird irgendjemand die Frau vermissen«, beharrte Purdy. »Man wird Fragen stellen. Ziemlich schwierig, sie völlig unbemerkt verschwinden zu lassen.«
    Ein ganz und gar untypischer Hauch von Milde hatte sich in Darwin Nights Gesichtszüge geschlichen, als er sagte: »Auch wenn es Sie eigentlich nicht zu interessieren hat, Mr Purdy – ich denke, ich kann Sie beruhigen, wenn ich Ihnen sage, dass wir die Leiche nicht einfach so verschwinden lassen werden. Wir heben sie natürlich auf. Unsere Agency vertuscht keine Morde, das sollten Sie eigentlich wissen. Dieser Mord wird lediglich auf Eis gelegt, wenn Sie so wollen. Sobald wir die Sache überstanden haben, melden wir ihn der örtlichen Polizei.«
    »Und ein Team richtet dann alles wieder so her, wie zur Tatzeit«, vermutete Purdy, der über Operationen dieser Art zwar zahllose Gerüchte gehört, sie jedoch noch nie im Einsatz erlebt hatte.
    »So ist es.«
    Was für ein gruseliger Gedanke. »Aber wozu der ganze Aufwand?«
    »Bitte erklären Sie es ihm, Agent Miller. Wie ich weiß, haben Sie bereits an zweien solcher Einsätze teilgenommen.«
    »Jawohl, Sir.« Sie drehte sich zu Purdy um und sagte: »Das liegt doch auf der Hand, Maxwell. Wir können es uns nicht leisten, die deutsche Polizei überall herumtrampeln zu lassen. Man würde eine europaweite Fahndung ausrufen und wir liefen dann Gefahr, dass womöglich Interpol den Koffer in die Finger bekommt. Das müssen wir unbedingt verhindern. Es würde alles nur zusätzlich verkomplizieren.« Sie sah wieder zum Display hinüber. »Bringt es das in etwa auf den Punkt, Sir?«
    »Exakt.«
    Purdy kam sich vor wie ein dummer Schuljunge, dem man gerade vor versammelter Klasse erklärt hatte, dass eins und eins zwei ergeben. »Aber, Sir …«
    »Genug der Rede«, sagte Night. »Machen Sie Meldung, sobald Sie Talbot haben. Und nehmen Sie wenigstens zwei Mann Verstärkung mit. Der Kerl ist verdammt schlagkräftig. Sehen Sie zu, dass er Ihnen nicht entwischt. Und hüten Sie sich um Himmels willen vor dem Vollmond.«
    Maxwell Purdy war noch immer ganz verdutzt, als das Display auf Millycents Handy plötzlich schwarz wurde und ihm dämmerte, dass das Gespräch beendet war.

Entschlüsselt

    Hotel »Zum wilden Eber«, Ingolstadt
     
    In Talbots Zimmer plumpste Adrian in einen der Sessel und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Mit leerem Blick saß er da und schaute teilnahmslos zu, wie Talbot das Paket auswickelte und den Koffer öffnete.
    Adrian sah aschfahl und hager aus, beinahe wie ein Geist, fand Talbot. Er hatte heute seine einzige noch lebende Verwandte verloren. Dafür hielt er sich erstaunlich gut, was wahrscheinlich daran lag, dass er ihre Leiche nicht zu Gesicht bekommen hatte. Sein Verstand weigerte sich ganz einfach, ihren Tod zu akzeptieren. Der Zusammenbruch würde später kommen, das war häufig so. Um ihn von seinen finsteren Gedanken abzulenken, fragte Talbot: »Willst du auch mal einen Blick darauf werfen, Junge?«
    Doch als Adrian nur wortlos den Kopf schüttelte, hob Talbot die Papiere vorsichtig heraus und trug sie zum Couchtisch hinüber, wo er die Zeitschriften, die darauf lagen, mit dem Unterarm auf den Boden fegte und

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