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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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es auf den Tisch warf und die aufzüngelnden Flammen einfach mit der flachen Hand ausdrückte. Das Unternehmen wurde abgebrochen, um die Dokumente nicht weiter zu gefährden.
    Nein, durch Feuer wurde diese Tinte bestimmt nicht sichtbar gemacht. Sie mussten nach einer anderen Möglichkeit suchen, ehe noch alles in Flammen aufging.
    »Wir brauchen Zitronensäure«, sagte Adrian. Eine ganze Weile schon hatte er schweigend dagesessen und wie sein Idol Sherlock Holmes das Kinn auf die gefalteten Hände gestützt, Löcher in die Luft gestarrt und nachgedacht. »Damit könnte es gehen.«
    »Wenn du meinst.« Talbot nahm das Haustelefon vom Tisch und wählte die Nummer der Rezeption. Sarah war dran. Zitronensäure? Kein Problem, sagte sie. Ob auch Konzentrat ginge? Ja, sicher, sagte er, Konzentrat wäre wunderbar.
    »Und etwas Watte!«, rief Adrian aus dem Hintergrund.
    »Und etwas Watte, bitte«, sagte Talbot. Dann legte er auf.
    Zehn Minuten später hatten sie beides auf dem Zimmer. Adrian breitete einen der Papierbogen vor sich aus und träufelte Zitronensäure auf den Wattebausch. Gerade wollte er das Blatt damit betupfen, als Talbot sein Handgelenk festhielt.
    »Probier es lieber erst mal an einer kleineren Stelle aus. Nur um sicherzugehen, dass sich das Papier nicht auflöst.«
    »Okay«, meinte Adrian. Allerdings hab nicht ich eben das Papier fast abgefackelt, dachte er bei sich. Ehe er also eine größere Fläche mit Zitronensäure bestrich, probierte er deren Wirkung an einer Ecke des Blattes aus. Es tat sich nichts. Das Papier blieb intakt. Daraufhin nahm sich Adrian den größten Bogen vor und faltete ihn auf dem Tisch auseinander.
    Das Blatt schien auf den ersten Blick leer zu sein. Doch das war es keineswegs. Wenn man sehr genau hinsah, konnte man undeutlich einige Linien erkennen. Erst als Adrian es gegen das Licht der Deckenlampe hielt, sahen sie, um was es sich wirklich handelte: die schwach mit Grafit angefertigte Grundrisszeichnung eines Gebäudes. Adrian strich mit dem Wattebausch darüber und plötzlich füllten sich die leeren Räume auf dem Papier wie von Zauberhand mit eingezeichneten Gegenständen, Fenstern und Türen. Jeder Restaurator oder Archivar wäre angesichts der Grobschlächtigkeit des Verfahrens mit Sicherheit tot umgefallen. Talbot dagegen sah Adrian bei der Arbeit zu und war beeindruckt. Der Junge hatte wirklich einiges auf dem Kasten. Mit der richtigen Ausbildung konnte er es noch weit bringen.
    Dann nahm Adrian sich die erste Seite des vermeintlich leeren Notizbuches vor. Erneut beträufelte er den Wattebausch mit etwas Zitronensäure und strich vorsichtig über die Seite. Nichts geschah. Erst nachdem er abermals sachte darübergestrichen hatte, wurden nach und nach die Buchstaben einer teilweise kunstvoll verschnörkelten Handschrift sichtbar.
     
Konstruktion der notwendigen Apparatur und Anleitung zur Wiederbelebung toter Materie von Victor Frankenstein
     
    Talbot und der Junge sahen sich an. Beide schienen dasselbe zu denken: Das kann unmöglich wahr sein.

Talstraße 13, Ingolstadt
     
    Auch wenn man von draußen nichts bemerkte, herrschte im Haus mehr Aktivität als in einem Taubenschlag. Die Verstärkung war so schnell vor Ort gewesen, dass Millycent Miller sicher war, Night habe sie nicht aus London hergeschickt, sondern von einem Einsatz ganz in der Nähe abgezogen. Oder es handelte sich bei den Männern um sogenannte Schläfer. Das waren Agenten, die mit Scheinidentitäten versehen unauffällig in ganz gewöhnlichen Gegenden unter ganz gewöhnlichen Menschen lebten, gewöhnlichen Berufen nachgingen und nur im dringenden Bedarfsfall von der Agency aktiviert wurden.
    Während Millycent herumtelefonierte, verfolgte Purdy nebenbei, wie sich das Verstärkungsteam um die Leiche kümmerte und im Haus Ordnung schaffte. Trotz seiner langjährigen Erfahrung hatte er dergleichen noch nie zuvor gesehen und war verblüfft, mit welcher Akribie und Hingabe die Agenten ihre Arbeit machten. Wenn sie in ein paar Stunden fertig wären, würde es den Anschein haben, als sei Margret Bertrams Tod nichts weiter als ein böser Traum gewesen.
     
    Die Hotels und Pensionen waren ein Reinfall.
    Millycent wählte Nummer für Nummer. Das Ergebnis war jedes Mal negativ. Entweder hatte sich Talbot nirgendwo dort aufgehalten oder man erinnerte sich einfach nicht an ihn. Schließlich war nur noch ein einziges Hotel übrig geblieben, das ihrem Suchraster entsprach. Laut Google Earth lag es weit außerhalb der

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