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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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das Notizbuch und die losen Blätter auf die Tischplatte legte. Den kleinen Koffer stellte er aufgeklappt daneben.
    Irgendetwas an diesem Koffer oder dessen Inhalt war es jemandem wert gewesen, einen Mord dafür zu begehen. Möglicherweise sogar zwei. Denn wie Talbot annahm, hatte auch die junge Schauspielerin, die sich ihm gegenüber als Ilena Camataru ausgegeben hatte, wegen dieses Koffers ihr Leben verloren.
    Und auch Adrian war in Gefahr. Er stand jetzt an einem Wendepunkt. Sein Leben hatte sich heute von einem Augenblick auf den anderen völlig verändert. Solange derjenige, der seine Tante ermordet hatte, noch frei herumlief, musste Adrian sich versteckt halten. Noch hatte Talbot ihm das nicht gesagt, aber er würde es nicht mehr lange aufschieben können.
    Er sah den Jungen an und fragte: »Warum hast du ihn eigentlich ersteigert?«
    »Ist das seit Neuestem etwa auch schon verboten?« Adrians Tonfall verriet, dass er es satt war, sich ständig und für alles zu rechtfertigen.
    Talbot hob entschuldigend die Hände. »Hey, das war nicht als Vorwurf gedacht.«
    »Kam aber so an.«
    »Sorry. Tut mir wirklich leid, das wollte ich nicht.« Er nahm sich vor, in Zukunft etwas mehr Rücksicht auf den Jungen zu nehmen. »Hast du Hunger? Wir können etwas zu essen raufkommen lassen, wenn du magst.«
    Essen? Adrian fühlte sich, als könne er niemals wieder einen Bissen runterbringen. Obwohl ihn die schreckliche Endgültigkeit der Tatsache noch gar nicht mit voller Wucht getroffen hatte, lag der ganz und gar irreale Gedanke, er könne seine Tante tatsächlich verloren haben, wie ein giftiger Bleiklumpen in seinem Magen.
    »Nee, lassen Sie mal«, sagte er schließlich.
    »Was zu trinken vielleicht?«, fragte Talbot.
    »Was haben Sie denn?«
    »Orangensaft? Oder eine Cola? Steht beides im Kühlschrank.«
    »Ja.« Adrian entspannte sich langsam. Er nickte, ließ die Arme sinken und rutschte auf die Sesselkante vor. »Eine Cola wäre jetzt echt klasse.«
    »Also noch mal ganz ohne Vorwurf«, sagte Talbot, nachdem er ein Glas geholt und dem Jungen die Cola eingeschenkt hatte. Hinter seiner Stirn begann sich allmählich ein dumpfer Kopfschmerz bemerkbar zu machen. »Aus welchem Grund hast du den Koffer ersteigert?«
    »Weil er mich interessiert hat«, entgegnete Adrian. »Das mache ich oft. Ich biete auf Sachen, die irgendwie seltsam sind. Manchmal bekomme ich sie billig, manchmal bekomme ich sie nicht.«
    »Seltsam?«, hakte Talbot nach. »Inwiefern? Was kam dir so seltsam vor an diesem Koffer?«
    Adrian hob die Hände in die Luft. »Na, alles eben. Er sah ja schon toll aus, so abgestoßen und ramponiert, und dazu die in das Leder geprägten Initialen. Und dann die scheinbar leeren Papiere und das Notizbuch. So was muss man doch einfach haben.« Er sah Talbot an, als spräche er mit einem Schwachsinnigen. »Sagen Sie mal, haben Sie nie James Bond gesehen? Oder wenigstens Sherlock Holmes gelesen?«
    Talbot ignorierte die Frage. »Und was wolltest du tun, wenn du ihn hast?«
    »Na, die Geheimschrift sichtbar machen«, sagte Adrian, als wäre das das Selbstverständlichste von der Welt. »Falls es eine gibt«, setzte er hinzu. »Aber das ist ja leicht rauszufinden.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Ja. Wenn es mit Zitronensäure, Kartoffelsaft, Essig oder Milch geschrieben ist, kann man es mit Hitze wieder sichtbar machen. Das ist ziemlich simpel. Allerdings weiß das fast jedes Kind. Wenn es was wirklich Wichtiges ist, und ich sichergehen wollte, dass nicht jeder sofort drauf kommt, würde ich mir eher eine andere Methode überlegen.«
    »Versuchen wir es erst mal mit den einfachen Methoden«, schlug Talbot vor. »Immerhin sehen der Koffer und die Papiere so aus, als stammten sie aus einer Zeit, in der sich noch nicht jeder Zehnjährige Rezepturen für Geheimtinte einfach so aus dem Netz herunterladen konnte.«
    »Okay.« Adrian überlegte kurz. »Versuchen wir es mit dem Föhn. Haben Sie einen?«
    Talbot verneinte. Aber es gab einen Heißlufthandtrockner im Bad, den sie ausprobierten. Erfolglos, wie sich herausstellte. Blieben noch zwei Alternativen: ein Bügeleisen und offenes Feuer. Da es genügend Kerzen im Zimmer gab, entschieden sie kurzerhand, es mit dem offenen Feuer zu versuchen.
    Talbot entzündete eine der aufgestellten Kerzen mit einem Streichholz und hielt dann das Blatt Papier darüber. Kaum hatte er das getan, fing durch eine Unachtsamkeit seinerseits der Rand des Papiers plötzlich Feuer. Talbot löschte es, indem er

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