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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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begrenzten die flachere Seite, wildes Efeu rankte an den steileren Wänden empor, was der Senke das Aussehen eines großen Nestes gab.
    Während Adrian auf Talbots Geheiß hin trockenes Reisig rund um das Lager sammelte, schichtete Talbot Steine aufeinander, die er im Wald gefunden hatte, und richtete auf der kleinen Lichtung eine kreisrunde Feuerstelle her. Dann brach er das gesammelte Holz mit den bloßen Händen entzwei und schichtete es so aufeinander, dass sich die einzelnen Stücke gegenseitig berührten. »Sonst brennen sie nicht«, erklärte er, als er Adrians fragenden Blick bemerkte.
    Adrian nickte. Er überließ es Talbot, das trockene Reisig in die Zwischenräume zu stopfen und es mit einem Streichholz anzuzünden. Gebannt sah er zu, wie die Zweige langsam Feuer fingen, die Flammen an den Ästen emporleckten und schließlich auch die kräftigeren Äste des Todholzes entzündeten. Dann, nachdem das Feuer lichterloh brannte, verschwand Talbot im Dickicht und kam schließlich mit einem etwa zweieinhalb Meter langen Baumstamm zurück.
    Adrian staunte. Was für eine ungeheure, ja übermenschliche Kraft musste dieser Mann haben?
    Talbot lehnte den aus dem Dickicht gezogenen Stamm in eine der unteren Astgabeln des Baumes, unter dem sie Feuer gemacht hatten. Dann wies er Adrian an, Tannenzweige zu besorgen, die sie als Abdeckung benutzen konnten. So entstand innerhalb kürzester Zeit eine Art Unterstand. Die Zwischenräume füllten sie mit kleineren Tannenzweigen aus. Er ging noch einmal zum Auto zurück und holte eine verbeulte Teekanne und die Tasche mit Proviant, die Sarah ihnen mitgegeben hatte. Zumindest um ihr Abendessen mussten sie sich keine Sorgen machen. Sarah hatte ihnen Brot, Käse und Wurst, Tomaten und eine Schlangengurke eingepackt. Als Talbot sich dem Lagerplatz wieder näherte, beschlich ihn das ungute Gefühl, dass sie nicht mehr allein waren. Es war kaum mehr als eine Ahnung, und doch war es vermutlich der Wolf in ihm, der etwas hörte, die Anwesenheit eines Fremden spürte und einen Geruch witterte, der sich nicht zuordnen ließ. Er hob die Taschenlampe und leuchtete in den Wald hinein.
    Doch da war nichts.

Hotel »Zum wilden Eber«, Ingolstadt
     
    »Hat er Ihnen gesagt, wohin er wollte?«
    Sie befanden sich in Zimmer 13 und die blonde Polizistin hatte die Frage jetzt zum vierten oder fünften Mal gestellt. Sarah Mertens saß mit trockenem Mund auf einem Stuhl, die Beine übereinandergeschlagen und die Arme vor der Brust verschränkt. Es war alles so unglaublich. Und schrecklich. Wenn es stimmte und Mr Talbot eine Frau in Ingolstadt umgebracht hatte, dann war der Junge in seiner Begleitung in Lebensgefahr! Andererseits hatte Talbot ihr eingeschärft, niemandem zu vertrauen. Auch nicht der Polizei.
    »Wissen Sie, wie hoch die Strafe für Beihilfe zum Mord in diesem Land ist?«, fragte der Polizist mit den etwas zu langen blonden Haaren, der sich als Kommissar Walter vorgestellt hatte. »Wollen Sie für die Taten eines anderen ins Gefängnis gehen, Frau Mertens?«
    »Beihilfe zum Mord?« Sarah sah von einem zum anderen. »Aber ich habe doch gar nichts gemacht.«
    »Das ist es ja eben«, sagte Kommissar Walter. »Sie sitzen hier und tun nichts. Während ein mutmaßlicher Schwerverbrecher da draußen herumläuft und einen Jungen in seiner Gewalt hat.«
    Sarah schlug die Hände vors Gesicht. Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Mr Talbots mahnende Worte, unter keinen Umständen jemandem zu verraten, wohin er fahren wollte, klangen ihr noch in den Ohren. Aber auch das, was ihr die Beamten erzählten, klang plausibel. »Bitte, lassen Sie mich in Ruhe. Ich hab Ihnen doch schon längst alles gesagt, was ich weiß.«
    »Sie haben uns lediglich bestätigt, was wir ohnehin schon wussten, Frau Mertens«, stellte Kommissar Walter fest, der seinen Notizblock konsultierte und ein paar Seiten zurückblätterte. »Nämlich, dass Talbot einen Jungen bei sich hatte. Und einen Koffer mit irgendwelchen Unterlagen in Geheimschrift, die Talbot angeblich mithilfe von Zitronensaft lesbar gemacht hat.«
    »Es war der Junge«, berichtigte ihn Sarah. »Der Junge hat die Schrift sichtbar gemacht. Mit Zitronensaftkonzentrat«, fügte sie hinzu. »Ich weiß es, weil ich ihnen das Konzentrat gebracht habe.«
    Die hübsche blonde Polizistin – eine Kriminalhauptkommissarin Müller – ging vor ihr in die Hocke, legte Sarah behutsam beide Hände auf die Schultern und sagte: »Falls Talbot der Täter ist, wird er

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