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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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die Ohren, Junge«, sagte Talbot. »Du wirst ihn nicht verkaufen. So einfach ist das.«
    »Aber er gehört mir«, protestierte Adrian. »Ich habe ihn ersteigert. Und wenn er wirklich so unglaublich viel wert ist, wie Sie meinen, dann muss ich ihn sogar verkaufen.«
    »Ah ja? Und verrätst du mir auch, weshalb du das musst? «
    »Na, ich brauche doch Geld, um über die Runden zu kommen. Ohne Tante Margret habe ich gar nichts.« Elend sah er auf seine Knie. Plötzlich wurde sein Blick grimmig. »Und dann will ich denjenigen kriegen, der ihr das angetan hat.«
    »Und deine Tante rächen?«, fragte Talbot. »Wie Monte Christo, was?«
    »Ja, genau.«
    »Ich sag dir mal was: Das, was mit deiner Tante geschehen ist, ist furchtbar und tut mir unendlich leid für dich. Aber du musst vernünftig sein, Adrian. Denk daran, was ihr passiert ist. Jemand hat sie getötet, nur weil er glaubte, sie habe diesen Koffer. Denkst du, dieser Jemand würde zögern, einen weiteren Mord zu begehen, wenn er weiß, dass du ihn hast? Bestimmt nicht. Du wirst erst wieder sicher sein, wenn wir herausgefunden haben, wer der Kerl ist und ich ihn unschädlich gemacht habe. Und so lange, Adrian, werde ich auf dich aufpassen. Und du wirst genau das tun, was ich dir sage. Dein Leben kann davon abhängen. Ist das klar?«
    »Hmm.« Adrian nickte. Er fühlte sich mit einem Mal gar nicht mehr wie ein Rächer. Sobald das mächtige Gefühl der Wut ein wenig nachließ, schaltete sich auch sein Verstand wieder ein. Was hatte er denn jemandem entgegenzusetzen, der mit einer Waffe herumlief und ohne mit der Wimper zu zucken, Menschen erschoss?
    »Vertrau mir«, sagte Talbot. »Ich werde dafür sorgen, dass du zu deiner Vergeltung kommst. Versprochen.«
    »Bestimmt?«
    »Bestimmt. Und jetzt iss noch etwas, ehe wir schlafen gehen.«
    »Okay.«
    »Hey … Moment mal …« Talbot blickte verwirrt um sich. Das gab es doch gar nicht. Eben noch hatte das Brot dort auf dem Stein gelegen. Jetzt war nur noch ein Kanten übrig.
    Adrian sah es auch. »Was zum Geier …?«
    Ein kurzes Kopfschütteln und Talbot hob rasch den Zeigefinger an die Lippen.
    Mit angehaltenem Atem sah Adrian dabei zu, wie eine schmale Hand mit Fingernägeln, so schmutzig, als habe man unlängst Leichen damit ausgegraben, aus dem Gebüsch auftauchte, vorsichtig nach dem Teller tastete und ihn, als sie ihn zu fassen bekam, langsam näher zog. Dann schnappte die Hand den Brotkanten und verschwand damit blitzschnell zwischen den Blättern.
    Talbot beobachtete das seltsame Schauspiel einen Moment lang amüsiert und mit schief gehaltenem Kopf. Als dann die schmale schmutzige Hand abermals zum Vorschein kam, zögerlich nach der geräucherten Mettwurst tastete und damit erneut zu verschwinden drohte, packte er sie am Handgelenk.
    Aus dem Gebüsch ertönte ein Aufschrei.
    Die Hand gehörte zu einem vielleicht 15 Jahre alten Mädchen, das sich nach Kräften zur Wehr setzte. Es trug ein violettes Kleid mit schwarzen Säumen, stemmte die Absätze seiner ziemlich ramponierten Schuhe in den Waldboden und versuchte vergeblich, sich aus Talbots Griff zu winden.
    »Hey, was soll das, Mann? Lassen Sie mich sofort los!«
    Talbot sah die Kleine ernst an. »Wie lange versteckst du dich schon dort?« Seine Stimme war leise und unaufgeregt.
    »Lange genug.«
    »Hast du gehört, worüber wir gesprochen haben?«
    »Alles«, sagte sie patzig und funkelte ihn böse an. »Und zwar jedes kleine bisschen. Das mit Frankenstein und dem Koffer und so.«
    »Hm.« Talbot nickte. Dann ließ er sie so unvermittelt los, dass sie auf den Hosenboden fiel. »Hast du immer noch Hunger?«
    »Ja.« Sie rappelte sich auf. »Und Durst«, sagte sie kleinlaut. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich hab ewig nichts getrunken.«
    Talbot goss Wasser in einen Becher und reichte ihn ihr. Sie schnappte danach wie eine Ertrinkende nach einem Rettungsring. Binnen Sekunden war der Becher leer.
    »Hier«, sagte Adrian, »du kannst das haben. Ich bin echt satt.« Er hatte eine Mettwurst zusammen mit einem Stückchen Brot auf einen Teller gelegt und hielt ihn ihr hin.
    Für einen kurzen Moment sah sie ihn an, als würde er ihr statt der Wurst und des Brotes eine Portion tödlicher Knollenblätterpilze servieren. Dann blinzelte sie und nahm ihm den Teller aus der Hand.
    Talbot war unterdessen aufgestanden und verschwunden. Als er kurz darauf zurückkam, trug er ein paar zusätzliche Decken auf dem Arm. Zwei davon warf er dem Mädchen

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