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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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zu.
    Adrian konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Es lag an ihren Augen. Sie waren hellblau und es schien fast, als würden sie von innen heraus leuchten. Sie war sehr dünn, und sie aß wie jemand, der sehr lange Hunger gelitten hatte. Er wartete ab, bis sie den größten Teil ihrer Mahlzeit aufgegessen hatte. Dann nahm er all seinen Mut zusammen.
    »Wie heißt du?«
    »Isabella«, sagte sie kauend.
    Adrian fixierte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. »Und weiter?«
    »Was, weiter?«
    »Dein Nachname«, sagte er.
    »Der geht dich gar nichts an.«
    »Du hast wohl keinen, was?«
    »Natürlich hab ich einen. Jeder hat schließlich einen, oder nicht?«
    »Also?«
    »Bonaparte«, sagte sie nach einigem Zögern. »Isabella Bonaparte.« Wobei sie das E von Bonaparte mitsprach.
    »So ein Quatsch!« Adrian lachte. »Bonapar-te? Das glaubst du doch selber nicht. Wohl eher Münchhausen, wie?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Was willst du eigentlich, du halbe Wurst? Glaub ja nicht, du wärst was Besseres.«
    Damit hatte Adrian überhaupt nicht gerechnet. Er blinzelte verwirrt. Weshalb sollte er sich für etwas Besseres halten? Das wollte er nicht auf sich sitzen lassen. »Hab ich dir irgendwas getan, oder was?«
    Mehr als schnoddrig meinte sie: »Ach, was red ich überhaupt mit dir?«
    Sah man vom Dreck ab, sah Isabella ganz süß aus, fand Adrian, der das selbstverständlich niemals laut gesagt hätte. Sie hatte pechschwarzes lockiges Haar, das ihr fast bis auf die Schultern fiel, ihre hellblauen Augen wirkten wie zwei kleine Seen aus klarem Quellwasser und ihre Nase zeigte so spitz und frech nach oben, dass man damit fast ein Blatt Papier hätte aufspießen können. Adrian bekam ein ganz komisches Gefühl im Bauch, als er das Mädchen so anschaute.
    Sie schien seine Blicke bemerkt zu haben. »Was guckst du denn so blöd?«
    Adrian schüttelte den Kopf. »Ach, vergiss es.« Er stand auf und ging zum Rand der Mulde hinüber, dort war es dunkel und kühl. Er wollte nicht, dass sie sah, wie rot er geworden war. Er setzte sich hin und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen dicken Baum. Diese blöde Kuh, was bildete die sich eigentlich ein? Spielte hier die Oberzicke. Dabei konnte sie froh sein, dass sie von ihnen etwas zu essen und zu trinken bekam.
    »Hört auf zu streiten«, sagte Talbot ernst. »Ihr klingt ja wie ein altes Ehepaar. Merkt ihr das eigentlich?«
    »Igitt!« Isabella warf Adrian einen verächtlichen Blick zu und spuckte aus. »Da kommt mir ja gleich die Katze von heute Morgen hoch!«
    Jetzt hatte Adrian endgültig genug. »Ach, seit wann sind Ziegen denn Fleischfresser?«
    »Hör bloß auf!«, giftete sie zurück.
    »Vertragt euch«, sagte Talbot und warf eine Handvoll Zweige ins Feuer.
    »Die soll sich erst bei mir entschuldigen«, sagte Adrian.
    »So weit kommt es noch!« Isabella verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn sich hier einer entschuldigt, dann du!«
    »Ich sag’s ja«, meinte Talbot. »Wie ein altes Ehepaar.« Er nahm die dampfende Kanne vom Feuer, hob den Deckel und ließ zwei Teebeutel hineinfallen. Es war nicht festzustellen, wer mehr kochte, das Teewasser oder die beiden Teenager.
    Schließlich setzte sich Adrian doch wieder zu ihnen ans Feuer. Isabella spielte mit der silbernen Kette um ihren Hals und schaute ihn misstrauisch aus den Augenwinkeln an. Dann fragte sie: »Und du? Wie heißt du?«
    »Na, Adrian«, sagte Adrian.
    Sie schmunzelte. Nicht sehr, aber doch ein bisschen. Und das Eis war damit scheinbar gebrochen. Ab da sprudelten die Worte nur so aus Isabella heraus. Wie sie ihnen erzählte, waren ihre Eltern vor einer Woche wegen Taschendiebstahls in München verhaftet worden. Seitdem schlug sie sich ganz allein als Taschendiebin und Handleserin durch. Talbot fiel die Meldung wieder ein, die er in der Nacht im Radio gehört hatte.
    Adrian wollte eben fragen, ob sie das nicht fürchterlich fände, anderen Leuten die Brieftaschen und Handys zu klauen, als Isabella plötzlich aufsprang und Talbots rechte Hand ergriff. Mit theatralischer Begeisterung rief sie: »Soll ich Ihnen die Zukunft voraussagen, mein Herr? Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft. Nichts bleibt meinem hellsichtigen Auge verborgen.« Sie klang wie ein sprechendes Zirkuspferd, fand Adrian. Er bekam fast einen Lachanfall.
    Talbot hingegen schien das ganze Theater nicht besonders lustig zu finden. Mit einem Ruck entzog er ihr die Hand. »Heute nicht«, sagte er und mühte sich ein Lächeln ab. »Ein

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