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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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äußeren Form. Dieser Gegenstand ist erstaunlich schwer, messingfarben und hat drei kleine Schwungräder, die mit Pleuelstangen untereinander verbunden sind – genau wie bei einer Dampfmaschine. Am hinteren Ende, über dem Griff, der wohl aus schwarzem Ebenholz gefertigt ist, befindet sich eine kleine Kuppel aus Glas oder Bergkristall. Ich fand diese fein gearbeitete und eigentlich recht hübsch anzusehende Kuriosität unter Byrons Sachen. Ich hinterlasse sie Ihnen. Betrachten Sie es als sein Vermächtnis.
     
    Wie lange mochte es her sein, dass er solch eine Waffe gesehen hatte?
    Der Reaktionsbehälter aus geschliffenem Kristall war über der eisernen Feuerkammer montiert, wo Karbid und tropfenweise aus der Wasserkammer abgegebene Feuchtigkeit für einen Überdruck sorgten. Eine komplizierte, äußerst kunstvolle Vorrichtung aus drei Schwungrädern und Pleuelstangen verdichtete das Gasgemisch weiter. Ein Überdruckventil verhinderte, dass einem die Waffe unter den Händen explodierte. Die Grundkonstruktion dieser alten Handfeuerwaffe bestand aus Eisen. Der größte Teil war allerdings von einem Bronzemantel und einem zweiten aus Messing umgeben. Der Griff war tatsächlich aus Ebenholz gefertigt, das man wegen seiner Härte und der schlechten Wärmeleitfähigkeit verwendet hatte.
    Soviel Talbot wusste, wurde diese Waffenart von der Agency seit circa 1820 benutzt. Ende der 1970er Jahre hatte man dann nach einigen misslungenen Experimenten mit Laserstrahlen eine völlig neuartige Version des Watts Blastersentwickelt: die Electryn. Diese war eine auf Basis der alten, mit Karbidfeuerdampf betriebenen Waffen konstruierte, elektrische Pistole, die Kugelblitze verschoss. Das ursprüngliche Design behielt man jedoch weitestgehend bei – vermutlich aus sentimentalen Gründen.
    Es gab höchstens noch ein halbes Dutzend dieser alten Waffen. Ein Original hatte er zuletzt in Darwin Nights privatem Museum zu Gesicht bekommen. So unglaublich es klang: Diese hier musste Lord Byron gehört haben! Wenn das stimmte, hatte der große Dichter als aktiver Agent in den Diensten der Night-Familie gestanden!
    Talbot wickelte den Watts Blaster wieder in das Tuch und legte ihn zusammen mit dem Schlüssel in das Holzkästchen zurück. Er hatte, was er wollte. Als Zeichen für Adrian, dass er seine Mission erfolgreich erfüllt hatte und sich nun auf den Rückweg machen würde, hielt er die Schatulle in die winzige Kamera.
    »Super«, erklang Adrians Stimme im Kopfhörer. »Dann nichts wie raus.«
    Und nichts anderes tat Talbot.

Schutzschild!

    Garten der Villa Diodati, Cologny
     
    Millycent beobachtete die sechs Monitore mit Argusaugen. Gerade hatte sie Maxwell Purdy am Rande des Koikarpfenteichs ausgemacht. Ein Wasserspeier in der Mitte verteilte seine sprühende Gischt im Wind, der während der letzen Minuten aufgekommen war und vom See herwehte. Vielleicht war es nur eine kurze Bildstörung gewesen, aber sie hätte schwören können, eben eine Bewegung dicht hinter Purdy gesehen zu haben. Sie schaute genauer hin. Da war es wieder! Jedes Mal, wenn der Wind den feinen Wassernebel des Springbrunnens erfasste und in Richtung Beckenrand wehte, sah sie die Umrisse einer Gestalt. Konnte das sein? Außer Purdy war doch niemand dort. Um ganz sicherzugehen, steuerte sie die Kamera auf dem Mauersims an und zoomte so dicht an den Wassernebel heran wie möglich. Und dann, als der Wind abermals auffrischte und die Gischt den Beckenrand und Teile des Rasens besprühte, sah sie es ganz deutlich! Es war unglaublich! Vollkommen unfassbar! Keine drei Schritte hinter ihrem Kollegen stand jemand, der nur sichtbar wurde, wenn das Wasser auf ihn fiel – es war eine ansonsten unsichtbare Gestalt! Den letzten Zweifel wischten die dunklen Spuren fort, die ein offenbar feuchtes Paar unsichtbarer nackter Füße auf den Steinplatten neben dem Teich hinterließ.
    Hastig griff Millycent nach dem Headset und setzte es auf.
     
    Purdy versuchte, so gut es ging, das helle Mondlicht zu vermeiden. Was auf diesem Teil des Grundstücks allerdings schwierig war, denn es gab kaum Bäume oder Sträucher, in deren Schatten er sich bewegen konnte. Doch den schlimmsten Teil, die weite freie Rasenfläche und den Swimmingpool, hatte er bereits weit hinter sich gelassen und erreichte jetzt einen reich mit Seerosen bewachsenen Teich. Koikarpfen zogen im Schein des Mondes träge ihre Bahnen.
    Talbot, das hatte Millycent ihm über Funk mitgeteilt, hatte das Haus bereits betreten.

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