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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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eine Seifenblase.
    »Ach, Sie sind es, Monsieur.«
    »Wer denn sonst?«
    »Keine Ahnung«, sagte Renfield. »Sie waren ja überhaupt nicht zu sehen.«
    »Also manchmal machen Sie mich krank«, sagte Rains genervt. »Was glauben Sie, wie viele Leute es auf der Welt gibt, die direkt vor einem stehen und anklopfen können, ohne dass man sie sieht?« Und als Renfield ihn nur ausdruckslos anstarrte, fügte er hinzu: »Herrgott noch mal, erinnern Sie mich bloß daran, dass ich Ihnen ein neues Gehirn einsetze, wenn wir hier fertig sind. Kommen Sie. Es geht los.«
     
    Talbot war im Schutz der Dunkelheit an der Mauer entlanggeschlichen, die das Grundstück umgab, und hatte eine geeignete Stelle gefunden, an der er sie überwinden konnte. Ausgerechnet jetzt trat der Mond hell hinter den Wolken hervor. Der Wetterbericht hatte einen bewölkten Himmel versprochen. Es war aber auch auf gar nichts mehr Verlass.
    Er zog sich am Efeu hinauf, das die Bruchsteinmauer bewuchs, ließ sich auf der anderen Seite leise hinunterfallen und rollte sich über die Schulter ab. Dann rannte er im Schatten der Mauer geduckt bis zum Haupthaus weiter, wo er sich mit dem Rücken gegen eine der dorischen Steinsäulen drückte, die den Balkon über der Terrasse stützten.
    Nur in den obersten Fenstern brannte Licht. Wenn er Glück hatte, hielt sich im Erdgeschoss und in Mary Shelleys ehemaligem Zimmer im ersten Stock niemand auf.
    Die Villa glich einer Festung. Obgleich keiner der schweren, grünen Fensterläden geschlossen war, war jedes Fenster mehrfach alarmgesichert. Selbst die Lichtschächte der Kellerfenster waren zusätzlich mit Gittern versehen, die von innen mit der Betoneinfassung verschraubt waren. Da hindurchzukommen war nahezu unmöglich.
    Ohne Isabellas Methode wäre es nicht ganz so einfach, ins Haus zu gelangen. Hoffentlich fand er eine Tür, die sich nach außen öffnete – andernfalls funktionierte der Plan nämlich nicht.
    Talbot presste den Zeigefinger aufs Ohr, als er Adrians Stimme über den Funkempfänger hörte.
    »Vergessen Sie die Terrassentüren. Probieren Sie es bei der Tür, die auf dem Lageplan als Lieferanteneingang bezeichnet wird.«
    Leichter gesagt als getan, dachte Talbot und versuchte, sich den Plan ins Gedächtnis zu rufen. Wo genau war der Eingang, von dem Adrian gesprochen hatte? Irgendwo auf der Rückseite. Dummerweise konnte er auf die Anweisungen des Jungen nicht antworten. Geduckt schlich er dicht an der Hauswand weiter. Es dauerte eine ganze Weile, bis er erneut Adrians Stimme hörte. Es knackte und knisterte in seinem Ohrstöpsel, als der Junge »Direkt rechts neben Ihnen ist es« sagte. Der Empfang schien schlechter zu werden.
    Hoffentlich verlässt uns nicht die Technik, sobald ich im Haus bin, dachte Talbot. Wenn die Verbindung jetzt schon so schlecht war, verhieß das nichts Gutes.
     
    Hätte Rains nicht aus Erfahrung gewusst, dass etwas so Absurdes wie Glückstage nicht existierte, heute hätte er sich fast vom Gegenteil überzeugen lassen. Denn der Wagen am Fuß des Hügels, den er mehr aus Neugier hatte ausspähen wollen, gehörte niemand Geringerem als Lawrence Stewart Talbot, Nights berüchtigtstem Agenten. »Ex-Agenten« besser gesagt, denn der Mann war vor einigen Jahren in Ungnade gefallen. Rains hatte die Agency seit Jahrzehnten studiert und von Lawrence Talbot natürlich zwangsläufig gehört. Jetzt fiel der ihm geradewegs vor die Füße! Mehr noch: Er besaß auch den Koffer, dem er, Rains, so verzweifelt nachjagte. Dass die Gruppe um Talbot ihn überhaupt mit sich führte, hatte Rains erst herausgefunden, als er sie eine Zeit lang belauscht und von Talbots Plänen erfahren hatte, in die Villa Diodati einzubrechen.
    Was für ein außerordentlicher Glücksfall das gewesen war! Doch was half das schon? An Talbot und den beiden Teenies in seiner Begleitung vorbeizukommen, war nahezu unmöglich. Was sie auch taten, sie waren ständig auf der Hut. Und den Koffer ließen sie nicht eine Sekunde lang aus den Augen. Ihnen den Koffer zu entwenden, war ein Ding der Unmöglichkeit, solange die drei zusammen waren. Es blieb ihm also nichts weiter übrig, als sie einen nach dem anderen auszuschalten. Rains würde sich zunächst Talbot vornehmen, wenn er ihn allein im Garten der Villa erwischte. Danach kämen der Junge und das Mädchen dran.
    Rains nieste.
    »Gesundheit, Monsieur«, sagte Renfield.
    »Ich glaube, ich habe mich erkältet.«
    »Kein Wunder, wenn Sie auch immer barfuß herumlaufen, Monsieur.

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