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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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»Entweder sie wurde entführt – zusammen mit dem Koffer. Oder sie ist mit dem Koffer abgehauen, um ihn zu Geld zu machen. In beiden Fällen können wir hier oben rein gar nichts tun.«
    »Und was haben Sie nun vor?«
    »Wir müssen das Mädchen suchen«, sagte er.
    Adrian fiel auf, dass Talbot ihren Namen nicht aussprach. Genauso, wie er ihn meist einfach »Junge« nannte.
    »Ich glaube, Sie tun ihr unrecht.«
    »Was du nicht sagst«, meinte Talbot. »Hast dich wohl in sie verguckt, hm?«
    »Und wenn schon.«
    »Mach einen Haken dahinter und vergiss sie, Junge«, sagte Talbot. »Glaub mir, mit Frauen gibt’s nur Schwierigkeiten.«
    »Sie mögen wohl niemanden, was?«, fragte Adrian. »Haben Sie eigentlich irgendwelche Freunde?«
    »Das könnte ich mir überhaupt nicht erlauben. Und du solltest dir das Mädchen auch besser aus dem Kopf schlagen. Sie hat uns einmal hintergangen und sie wird es wieder tun.«
    »Sie können reden, so viel Sie wollen.« Adrian schüttelte ernüchtert den Kopf. »Ich glaube nicht, dass Isabella einfach so abgehauen ist.«
    »Wir können hier jedenfalls nicht länger tatenlos herumsitzen«, sagte Talbot. »Wenn sie bis elf nicht zurück ist, müssen wir sie suchen.«
    Adrian nickte.
    Um Punkt 11:00 Uhr ließ Talbot den Wagen an. Adrian fühlte sich, als habe man ihm den Magen mit Beton ausgegossen. Bis zuletzt hatte er gehofft, Isabella würde doch noch auftauchen.
    Es war nicht sonderlich leicht, einen Mann wie Talbot zu überraschen. Zu viel hatte er in seinem bisherigen Leben schon gesehen. Doch als sie nun den Chemin Byron hinunterfuhren und er die Sonnenblende herunterklappte, erlebte er eine Überraschung.
    Treffen um 15:00 Uhr im Café du Clos. Ausführliche Erklärung später , stand auf dem handgeschriebenen Zettel, der hinter der Sonnenblende steckte. Unterschrieben war er mit: Salut, Isabella .
    Adrians Herz machte vor Freude einen Sprung. Ohne es zu wollen, musste er lächeln.

Seitengasse der Grande Rue, Genf
     
    Vor einem Geschäft in einer der Gassen, die von der Grande Rue abgingen, blieb Isabella stehen. Lombard Antiques stand in großen goldenen Lettern auf einem schwarzen Metallschild über der Ladentür.
    Sie sah sich noch einmal um, ehe sie die Ladentür öffnete und schnell hineinhuschte. Ein kleines Glöckchen bimmelte leise, als sich die Tür hinter ihr schloss und mit einem vernehmlichen Klicken zuschnappte. Hier drin war es erstaunlich dunkel. In den wenigen Sonnenstrahlen, die durch die Glasscheibe über der Tür hereinfielen, tanzten die Staubpartikel.
    Geradeaus befand sich ein Tresen mit Glasdeckel. Jede Menge alter Schmuck und Taschenuhren lagen darin. Ringsum an den Wänden standen mannshohe Vitrinen. Hinter der Verkaufstheke verbarg ein fadenscheiniger, brauner Vorhang den Durchgang in die hinteren Ladenräume.
    Ein alter, gebückt gehender Mann mit fast kahlem Schädel trat durch den Vorhang. Eine altmodische runde Nickelbrille klemmte auf seinem Nasenrücken. »Was kann ich für dich tun, mein Kind?«
    Isabella hatte den alten Handkoffer vor die Brust gepresst und sah ihn an. »Ich würde den gern verkaufen«, sagte sie.
    »Verkaufen? So, so.« Der Alte blinzelte sie über seine Brille hinweg an. »Na, dann zeig mal her.«
    Wie etwas, das fast zu heiß zum Anfassen ist, legte sie den Koffer in einer raschen Bewegung auf den Tresen. »Ist bestimmt steinalt und einiges wert.«
    »Hm, was du nicht sagst.« Der Antiquitätenhändler strich mit den Händen sachte über das Leder und unterzog den Koffer einer eingehenden Betrachtung. Er zog eine große Lupe hervor und besah sich das eingearbeitete Monogramm genauer. Dann öffnete er ihn, warf einen langen Blick hinein, betrachtete die Handvoll leerer Blätter, die sich darin befanden, und nickte nachdenklich.
    Isabella, die sich bemühte, nicht ständig von einem Bein aufs andere zu treten, wurde langsam ungeduldig. Sie konnte nicht ewig hier warten. »Und, was meinen Sie?«
    »Gut Ding will Weile haben, meine Liebe«, sagte der Händler. »Nur Dummköpfe lassen sich hetzen. Und du glaubst doch nicht, der alte Monsieur Lombard sei einer von ihnen, oder?«
    »Nein. Nein, natürlich nicht«, beeilte sie sich zu sagen.
    »Das dachte ich mir.« Wieder nahm er die Lupe zur Hand und warf einen Blick auf die eingeprägten, kunstvoll verschlungenen Buchstaben. »Sehr interessant«, murmelte er. »Ja, wirklich. Sehr interessant.«
    »Ich habe es etwas eilig, wissen Sie?«
    »Wer hat das nicht, mein Kind.«

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