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Das französische Bett

Das französische Bett

Titel: Das französische Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und unterwegs bekam Bernt zu hören, dass sie zu einem Großfeuer draußen in einem der nördlichen Vororte unterwegs waren. Eine Fabrik war nach einer Explosion in Brand geraten und stand jetzt in hellen Flammen. Erik - so hieß der Journalist, obwohl er anfügte, man nenne ihn meist Jerka - erzählte weiter, dass der Notruf vor so kurzer Zeit erfolgt sei, dass kaum die Gefahr bestehe, dass eine andere Zeitung Wind bekommen habe.
    Als Bernt soweit informiert worden war, kurvte der Wagen mit kreischenden Reifen um die letzte Straßenecke vor dem Brandort. Vor der Absperrung der Polizei musste er plötzlich anhalten, aber sobald Erik seinen Presseausweis gezeigt hatte, sorgte ein Polizeibeamter dafür, dass der Wagen freie Durchfahrt erhielt, und sie konnten in Richtung Fabrik weiterfahren. Sie war offensichtlich nicht mehr zu retten - überall loderten hohe Flammen, und an der ganzen Längsfront platzten Fensterscheiben und flog verkohltes Holz herunter. Hier und da konnte man ein Fenster sehen, das noch unbeschädigt war. Aber dann, in gleichmäßigen Abständen, wurde es hinter den Scheiben weiß, und dann wurde ein Schauer von Glasscherben auf den Hof geschüttet. Lange Feuerzungen leckten lüstern nach ihrer Beute. Der Wind blies in Böen aus verschiedenen Richtungen, und als er Zuschauer und Presseleute erreichte - Erik und Bernt waren doch nicht die Ersten am Brandort gewesen -, rollte eine Woge beißender, heißer Luft auf die
    Zuschauer zu und zwang alle, ein paar Schritte zurückzugehen. Aber sobald die Hitze auch nur ein paar Sekunden nachließ, traten alle wieder ein paar Schritte vor und näherten sich dem Feuer. Das alles entwickelte sich zu einem etwas makabren Tanz, der hin und her wogte, und Bernt starrte dieses ungewohnte Schauspiel wie verhext an.
    Nach einer Weile sahen sie, wie die wenigen Feuerwehrleute, die hier als Erste eingetroffen waren, Verstärkung erhielten, und allmählich brachten sie die rasenden Flammen mit vereinten Kräften einigermaßen unter Kontrolle und konnten sich nach und nach dem eigentlichen Brandherd nähern. Bernt stand noch immer unbeweglich da und starrte das Feuer an, als er fühlte, wie ihn jemand an seinem Jackett zupfte. Es war Erik, der neben ihm stand. Verrußt und völlig durchschwitzt machte er ein paar eilige Notizen.
    »Komm jetzt, wir hauen ab.«
    Bernt warf noch einen letzten Blick auf das, was von der Fabrik übrig geblieben war - ein hohles Skelett von einem Gebäude -, und folgte Erik dann zum Wagen. Mit der gleichen Geschwindigkeit wie auf dem Weg hierher rasten sie jetzt zur Zeitung zurück. Der Mann, der vorn mit einer Hand den Wagen lenkte und mit der anderen Filmrollen sortierte, war offensichtlich der Fotograf, der schon jetzt überlegte, welches Material man dem Labor anvertrauen sollte und welches nicht.
    Sobald sie wieder in der Zeitung waren, rannte Erik die drei Treppen zur Redaktion hoch - er mochte nicht warten, bis einer der Fahrstühle kam - und stürzte sich sofort auf seine Schreibmaschine, um seinen Bericht herunterzutippen. Über eine halbe Stunde saß er über die Tasten gebeugt, während seine Finger auf der Maschine herumhämmerten. Blatt um Blatt wurde mit unerschütterlicher Präzision beschrieben und aus der Maschine genommen, und als das letzte Blatt voll geschrieben war, lehnte Erik sich gegen die Rückenlehne seines Stuhls und seufzte tief.
    »Schön. Das wäre erledigt.«
    Er sah zu Bernt hoch, der die ganze Zeit hinter ihm gestanden hatte.
    »Jetzt lassen wir die Zeitung sein. Mein Bericht wird gleich abgeholt. Wenn du mitkommen willst, lade ich dich zum Essen ein.«
    Um ganz korrekt zu sein, ging Bernt zu Karlén und fragte ihn, ob er gehen könne, und dieser sagte, er solle ruhig verschwinden, für heute habe er genug gesehen. Die Zeitung würde bald in Satz gehen, und dann sei ohnehin für die Redakteure der Tag zu Ende. Erik kam vom Waschraum zurück und ging mit Bernt zusammen auf die Straße, um ein Taxi zu bekommen.
    »Wir fahren jetzt zu einer Type, die ich ganz gut kenne«, sagte Erik, als der Wagen losgefahren war. »Ich habe sie angerufen, als ich zum Waschen rausging, und sie hat mir versprochen, dass wir beide was zu essen kriegen.«
    Bernt fand es ein bisschen albern, auf diese Weise zu einer völlig wildfremden Frau mitgeschleppt zu werden, aber dann schüttelte er plötzlich seine zögernde Haltung ab. Es war ja schließlich Eriks Einfall, und wenn er Ärger mit seiner Freundin bekam, war das seine Sache.

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