Das Frauen-Hormone-Buch
produktiver.
Achtung, Opernsängerinnen!
Natürlich können wir dieses Kapitel nicht beenden, ohne auf die möglichen Risiken und Nebenwirkungen einer solchen Behandlung einzugehen. Selbstverständlich gibt es diese auch bei der Testosteronsubstitution, wie bei jeder Art von Hormonbehandlung. Übermäßig hohe Androgenspiegel stimulieren die Talgdrüsen der Haut. Die Folge ist eine fettige Haut mit einer vermehrten Neigung zu Pickeln und Mitessern. Im Bereich der Haare hat Testosteron eine differenzierte Wirkung. Es lässt die Körperbehaarung sprießen, die Kopfhaare jedoch eher ausfallen – umgekehrt wäre es sicherlich schöner. Aber genau dies ist der Grund, warum Männer zu Geheimratsecken und behaarten Beinen neigen.
Nach der Lektüre der letzten Zeilen werden Sie sich nun sicher denken: Dann lieber eine etwas reduzierte Libido als Haarausfall und Damenbart. Aber wie fast alles im Bereich der Hormone sind natürlich auch diese Nebenwirkungen eine Frage der Wirkspiegel. In der üblichen, für Frauen angepassten Dosierung treten sie nicht auf. Mehr als 95 Prozent aller Patientinnen tolerieren zum Beispiel das Intrinsa ® -Pflaster ohne jede unerwünschte Begleiterscheinung. Es gibt jedoch auch einen kleinen Prozentsatz von Frauen, die auf Androgene mit Nebenwirkungen reagieren, weil ihre Rezeptoren für diese Hormone überaus empfindlich sind. Wer zu dieser kleinen Gruppe gehört, lässt sich im Voraus nur schwer feststellen. Es kommt also auf den Versuch an. Diesen kann man allerdings auch deshalb bedenkenlos unternehmen, weil sich die eventuellen Nebenwirkungen auf Haut und Haare nach Absetzen des Testosterons rasch und vollständig zurückbilden. Eine einzige mögliche Nebenwirkung ist davon ausgenommen. Gelegentlich führt Testosteron dazu, dass die Stimme ein wenig tiefer wird. Auch dies kennen wir ja von Männern. Die Veränderungen sind meist so diskret, dass sie niemandem auffallen, auch den behandelten Patientinnen selbst nicht. Falls Sie allerdings hauptberuflich als Sopranistin ihr Geld verdienen, sollten Sie diese Nebenwirkung berücksichtigen.
Die Wechseljahre
Über Jahrzehnte hinweg steuern die Eierstöcke jene hormonellen Zyklen, die die fruchtbaren Jahre einer Frau bestimmen. Die Eierstöcke weisen jedoch eine Besonderheit auf, die man sonst im menschlichen Körper kaum findet: Sie sind Organe auf Zeit.
Ruhestand mit Hindernissen
Etwa mit Ende 40, Anfang 50 verabschieden sich die Eierstöcke in den Ruhestand. Allerdings tun sie dies nicht von heute auf morgen, sondern über einen längeren Zeitraum von etwa sechs Monaten bis zwei Jahren. In der Anfangsphase dieses Umstellungsprozesses produzieren die Eierstöcke zunächst weniger Hormone, der Eisprung wird unregelmäßig und bleibt in manchen Zyklen ganz aus.
Diese Phase der beginnenden Wechseljahre ist gekennzeichnet durch stark schwankende Hormonspiegel. Der Grund dafür liegt in dem bereits beschriebenen Regelkreis der Hormonproduktion. Dieser verhindert, dass sich die Eierstöcke »einfach so zur Ruhe setzen«. Registriert der Hypothalamus ein Nachlassen der Hormonproduktion der Eierstöcke, so schüttet er über die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) vermehrt stimulierende Hormone aus. Man kann die Situation mit einer Kutschfahrt vergleichen, bei der der Hypothalamus als Kutscher merkt, dass seine Pferde (die Eierstöcke) lahm werden und deshalb zur Peitsche (den stimulierenden Hormonen) greift. Anfangs hat diese Maßnahme den gewünschten Erfolg: Die Eierstöcke mobilisieren noch einmal letzte Reserven. Irgendwann sind diese erschöpft und die Eierstöcke nicht mehr in der Lage, weitere Hormone zu produzieren. Da hilft es auch nicht, dass der Kutscher nun immer häufiger und fester zur Peitsche greift und die FSHKonzentration im Blut auf enorme Höhen treibt. Die Eierstöcke sind ausgebrannt, die Fahrt ist zu Ende.
WISSEN
Nicht jede Frau ist betroffen
Lediglich ein Drittel aller Frauen in den Wechseljahren leidet unter heftigen Beschwerden, ein weiteres Drittel verspürt gelegentlich leichte Symptome und ein weiteres Drittel durchlebt diese Phase völlig beschwerdefrei.
In dem Kapitel über Zyklusstörungen (→ Seite 48 ) haben Sie erfahren, wie hormonelle Schwankungen zu unregelmäßigen Blutungen führen. Blutungsstörungen sind jedoch nicht die einzigen Beschwerden, die während der Wechseljahre auftreten können. Der Hypothalamus weist als wichtigstes Steuerorgan für die hormonellen Abläufe im Körper vielfältige Verbindungen
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