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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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verlassen kann, die ihn unterstützt und die viel mehr Zeit mit ihm verbringt, als das eine Ehefrau täte. Ich bin hundertprozentig offen zu ihm. Er muss nicht fürchten, dass ihn seine junge Frau betrügt, wenn er nicht da ist, und er ist ja meist nicht da. Ich begleite ihn, am Abend, auf Reisen – wie es eben in meinem Terminplan zu integrieren ist.«
    »Ist das nicht ein unglaublich großer Organisationsaufwand?« Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie das zu bewerkstelligen sei, denn bislang musste ich nicht einmal einen Freund in meinem Leben unterbringen, und wenn mal einer auftauchte, brachte der mein geregeltes Einerlei jedenfalls immer durcheinander. Aber Mari hatte ihre beiden Männer offenbar in den verschiedenen Städten und Lebenszusammenhängen in so einen klaren Terminkalender mit Absprachen gepackt, dass sie – wie sie mir augenzwinkernd sagte – eigentlich noch Platz hätte, einen weiteren einzubauen.
    Ich war innerlich sprachlos. So blieb ich auch äußerlich ruhig und um nicht zu verstummen, rief ich die Kellnerin und bestellte mit entschiedener Stimme einen weiteren Milchkaffee.

5. Kapitel
    Als ich um die Ecke des Marktplatzes bog, um zum Parkplatz zurückzugehen, stand ich direkt vor Friedbert. Ich musste abrupt stoppen, um ihm nicht – im wahrsten Sinne des Wortes – in die Arme zu laufen. Mir waren der Schreck und meine Abscheu wohl ins Gesicht geschrieben, denn Friedbert grinste mich von oben herab an.
    »Schön, dich zu sehen, Karoline!« Er zog seine Mundwinkel noch ein wenig mehr nach oben, während ich um Fassung rang. Er legte ein mildes Lächeln auf sein Gesicht und den Arm auf Tobias’ Schulter. Denn der stand neben seinem Vater. Noch ein wenig größer, fast an die 1,90, versuchte der große Tobias seinen Kopf so weit wie möglich nach unten zu senken. Die Hand seines Vaters auf der Schulter schien den jungen Mann dazu zu bringen, fast in die Erde versinken zu wollen. Er musste von unten hochschauen, um mich anzusehen. Er sah aus wie ein Kind – trotz seiner 22 Jahre.
    »Hallo, Karoline!«, hauchte er und versuchte durch einen Schritt zur Seite, die Hand seines Vaters loszuwerden. Aber der war ganz locker und rückte einfach einen Schritt mit.
    Tobias sollte eigentlich in Hamburg sein. Dort studierte er im letzten Semester Geschichte und Ruth hatte mir gesagt, er hätte eine große Hausarbeit zu beenden und plane deshalb, am nächsten Wochenende zu ihr zu kommen. Nun stand er hier mit seinem Vater. Die Inkarnation des schlechten Gewissens.
    Entweder bemerkte Friedbert die Leiden seines Sohnes nicht, oder er genoss sie. So wie ich ihn einschätzte, Letzteres. Als kühler, kontrollierter Mensch konnte er über die Gefühle anderer Menschen hinweggehen, weil er sie gar nicht wahrzunehmen schien. Aber auf der anderen Seite hatte er ein ausgemacht feines Sensorium für die wunden Punkte seiner Mitmenschen. Der kurze Blick, den er Tobias zuwarf und sein feines – als Kunsthistorikerin gesprochen – sardonisches Lächeln, bestärkten diese Vermutung. Was wollte er hier mit seinem Sohn?
    »Warst du schon bei deiner Mutter?«, platzte ich heraus und ärgerte mich gleichzeitig unglaublich, dass ich Friedbert in die Falle gegangen war. Denn der schwieg und sah mich weiter süffisant an. Er hob nur kurz seine Hand, um sie dann erneut auf die Schulter seines Sohnes zu legen.
    »Nein«, stammelte Tobias, »aber …«
    Mari rettete Tobias, der aufhörte zu stottern und den Mund hielt. Sie war kurz hinter mir zurückgeblieben, um sich mit einem Blick ins Fenster der Boutique »Chic für Sie und Ihn« zu informieren. Jetzt hatte sie die Schaufensterbesichtigung beendet und war neben mir stehen geblieben. Mit einer leichten Kopfbewegung und einem so einladenden Augenaufschlag, dass mir – um mit Tante Hedwig zu sprechen – der Kaffee hochkam, wandte sich Friedbert zu Mari.
    »Oh – guten Tag!« Er gurrte wie die Synchronstimme von Brad Pitt und fixierte Mari mit dem leuchtendsten Blick, den er auf Lager hatte.
    Ich musterte ihn voller Abscheu, aber er nahm mich gar nicht mehr wahr. Er lächelte Mari an, die mich nun ihrerseits fragend anstarrte, weil sie wohl annahm, dass ich sie miteinander bekannt machen würde. Ich hatte das nicht vor.
    »Friedbert Hansen!«, durchkreuzte Friedbert meine Absicht, mich einfach umzudrehen und Mari mitzuzerren, und reichte Mari die Hand, die sie natürlich ahnungslos ergriff.
    Sie bedachte ihn mit einem freundlich Gesichtsausdruck. »Mari – Mari

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