Das Frauenkomplott
– »Ja …das ist er hier.« Miriam tippt dreimal mit ihrem langen Fingernagel auf eine Karte. »Der steht sehr nah zu deiner Karte.« – Rita freut sich. »Hmm, ja!« – Miriam schaut in die Kamera. »… aber da ist noch nicht alles ganz klar!« – Rita stimmt zu. Wir auch, denn deshalb hatte sie ja angerufen. – Miriam weiß aber, warum nicht alles so reibungslos läuft. »Ja, ich hab hier die schwarze Sieben daneben. Der ist ein bisschen vorsichtig, was?«, mutmaßt Miriam. – Rita stimmt wieder zu und will wissen, wann er sich denn endlich entscheiden wolle. – »Ja, da ist hier wie gesagt noch eine Bremse …da musst du Geduld haben!« – »Da gäbe es noch eine andere Frau, meint Rita, ob das wohl die schwarze bremsende Sieben sein könne.« – »Ja!« Miriam ist sich da ganz sicher. »Die Karten sagen genau das. Also der Mann ist, wie gesagt, da, der will auch was von dir, aber die andere Frau, die steht da … noch dazwischen. Du musst Geduld haben, Rita.« – Rita lacht. – »Ja, Geduld ist nicht deine Stärke, was?«, stellt Miriam mit sicherem Blick in die Kamera fest. – »Nein«, lacht Rita und fragt, ob sie den Kerl vor die Entscheidung stellen solle. – »Das kannst du machen, Rita, wie gesagt, die Sieben bremst hier, wenn du wissen willst, was dran ist an der Liebe, dann sag ihm, du willst es wissen. Wenn er das nicht will, Rita, dann lass ihn laufen. So was brauchst du nicht.« – Rita lacht. Dankt Miriam. – »Mach’s gut, Rita, alles Liebe.« Das Telefon klingelt, Miriam lächelt: »Ja, wer ist da? Grüß dich, Claudia. Was ist deine Frage?« – Claudia möchte gern wissen, ob sie demnächst endlich einen Mann kennenlernen wird. Beim letzten Mal hätte Miriam ihr gesagt, dass ihr im Lauf von sechs bis neun Monaten jemand ins Haus stehe. Jetzt seien aber schon zehn um, meint Claudia zaghaft. – Miriam kann sich eigentlich nicht vorstellen, dass sie danebengelegen haben soll. Fragt deshalb zur Sicherheit nach, ob Claudia denn wirklich keinen Einzigen kennengelernt hat. – Claudia gibt zögernd zu, sie hätte beim Kundenservice am Counter vor drei Monaten einen sehr netten Kunden gehabt, der aber lediglich die Rechnung bezahlt habe. Zu mehr sei es nicht gekommen – Miriam triumphiert und gibt zu bedenken, dass Claudia vielleicht nicht entschieden genug war, ihn anzusprechen. »Du hast in deinem Haus hier die Karo-Dame. Das ist das Problem.« – »Wie?«, will Claudia wissen. Ja, wir wollen das auch wissen. – »Du bist zu zurückhaltend. Hab ich nicht recht, Claudia?« – Claudia stimmt zu und lässt sich von Miriam ermuntern, die Chancen, die ihr die Karten gezeigt haben, und die ja auch eingetreten waren, beherzt zu ergreifen und nicht erneut vorüberziehen zu lassen. – Claudia ist dankbar und will noch schnell wissen, ob sie diesen Kunden denn nun anrufen solle. – Miriam bedauert, verweist auf die Schnellrunde, gibt aber den Tipp, auf das eigene Herz zu hören. »Wenn du dir sicher bist, ruf ihn an.« – Claudia ist erleichtert und begeistert von Miriam. – Miriam grinst uns ermunternd an und schon wieder klingelt das Telefon.
»Hallo, Mama!« Wir drehten uns um wie eine Frau. Tobias stand in der kleinen Küchentür. Wir hatten ihn nicht hereinkommen hören.
*
Außer dass Ruth fragte, ob er denn seine Hausarbeit schon fertiggestellt habe, sagte sie nichts, was irgendein Erstaunen erkennen ließ. Sie umarmte ihren groß gewachsenen Sohn und fragte ihn, ob er was zu essen haben wolle. Es gäbe noch Salat und ein paar Spaghetti. Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie. Obwohl er so groß war, war sie es, die ihn in den Arm nahm. Das hat offenbar nichts mit der Körpergröße zu tun.
Während Ruth das Essen in der Mikrowelle warm machte, brachte Tobias seinen Rucksack in sein Zimmer, das andere Gästezimmer im Obergeschoss. Vielleicht wollte er nicht mit mir in der Wohndiele bleiben, argwöhnte ich, allen immer das Schlimmste zutrauend. Er kam nämlich erst in dem Moment wieder herunter, als Ruth die Spaghetti auf den Tisch stellte.
Tobias stopfte die Reste in sich hinein und warf mir ab und zu einen Blick zu. Er fragte sich offensichtlich, ob ich von unserem kurzen Treffen berichtete hatte. Hatte ich nicht, klopfte ich mir innerlich auf die Schulter, ich bin schließlich keine fiese Petze. Aber dass Tobias mir das zutraute, kränkte mich doch.
»Wie bist du denn von Hamburg gekommen?«, fragte ich, »mit dem Zug?«
»Ja!«
»Wann bist du denn
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