Das Frauenkomplott
gemeinsam Saumagen essen können. Schließlich hatte Herr von Mautzenbach vor fünf Jahren noch nicht zu mir gesagt, wie bezaubernd ich sei. Und – ich nahm noch einen stolzen Schluck Champagner – ich konnte ihm heute glauben, dass er das auch so meinte, und konnte ihm sogar zustimmen. Das, hätte jetzt Martha Baum gesagt, ist doch das Entscheidende. Es machte Spaß, gemeinsam mit der Witwe Clicquot zu sinnieren. Prost! Möglicherweise hatte ich solche Komplimente auch vorher schon mal bekommen, aber all diesen Zungen keinen Glauben geschenkt und ihnen Schmeichlertum, Unehrlichkeit und böse Absichten unterstellt.
Der Champagner war zu Ende gegangen in regem Gespräch mit mir, meiner Tante Hedwig und Martha Baum. Da klingelte das Telefon in meine Balkonidylle.
»Hallo, Karoline!« Es war die Stimme von Friedbert.
Die leere Flasche noch immer in der Hand, konnte ich in meiner Überraschung nichts weiter vorbringen als ein trockenes »Prost.«
Friedbert sammelte seinen Charme, oder was er dafür hielt, zusammen und versuchte eine sinnlose Konversation. »Wie geht es dir?«
Die Flasche zerschellte in der Ecke. Ich hatte sie eigentlich nur hinstellen wollen, aber der Unwillen, den Friedbert bei mir erregte, ließ sie auf den Holzdielen zu Bruch gehen.
»Was war das denn?«, fragte Friedbert.
Die Tatsache im Ohr, dass er nun auch noch vorhatte, die letzen Zahlungen an Ruth einzustellen und sich trotzdem dazu verstieg, mich anzurufen, machte mich ganz fassungslos. Zudem funkte er hier in die beste Stimmung hinein, die ich seit Jahren hatte. Ich wollte mir diesen Zustand nicht durch irgendwelche Kompromisse verderben lassen, aber auch nicht extrem ausfallend werden. So sagte ich so beherrscht wie möglich: »Was geht dich das an?«
»Sorry, Karoline, ich rufe nicht an, um mich von dir beleidigen zu lassen.«
»Weshalb rufst du denn sonst an?« Ich ging in die Ecke und griff den abgebrochenen Flaschenhals. »Lass es doch einfach! Was anderes kannst du von mir nicht erwarten.« Das konnte ich ihm ganz sachlich, sogar mit einer gewissen Freundlichkeit in der Stimme empfehlen. Aber es musste ja große Not sein, dass er es tat. Darum schwieg ich und wartete.
»My God, ich dachte, du könntest mir noch einmal einen Gefallen tun … immerhin …«
Das musste mit Mari zusammenhängen, darum wurde ich jetzt ganz nachgiebig. Und er dachte daran, dass er dafür einiges gezahlt hatte.
»Um was für einen Gefallen handelt es sich denn, mein Lieber?«
Friedbert konnte mit diesem Ton noch weniger anfangen und raunzte mich nach einer kurzen Besinnung rundheraus an. »Vielleicht weißt du, wo Mari Rosenberg ist. Ich erreiche sie einfach nicht.«
Friedbert hatte es ja noch viel heftiger erwischt, als ich vermutet hatte. Denn nun sollte ich das zweite Mal intervenieren. Angesichts meiner sich immer konkreter abzeichnenden Pläne, einige Umschichtungen auf seinem Konto vorzunehmen, schien es mir aber angebracht, meine Beziehung zu Mari nicht zu eng darzustellen.
»Friedbert, soll ich dir den Postillon d’Amour spielen?«, fragte ich ganz sanft.
»Was?« Amour hatte er verstanden. »Sprich bitte vernünftig.«
Friedbert konnte es nicht lassen, obwohl er in der abhängigen Position war, Vorschriften zu machen. Also redete ich mit ihm kurz und knapp und sehr vernünftig. »Vielleicht will sie nichts von dir?« Das war jetzt gewagt, ich wollte ja, dass er was von ihr wollte und in der Hoffnung lebte, dass sie ihn auch nicht ganz abstoßend fand.
»Das ist doch gar nicht die Frage. Wir sind schon einige Male ausgegangen – und – anyway, das geht dich ja auch nichts an. Ich dachte nur – ich wollte was planen mit ihr – eine Reise machen.«
Das war ja eine Überraschung, Mari war also schon mehrfach mit ihm verabredet gewesen, nicht nur »einmal in Hannover«. Und Friedbert plante schon Reisen, die er – er war ja nicht realitätsfern – nicht in Erwägung gezogen hätte, wenn er nicht davon ausgehen könnte, dass Mari mitfahren würde.
»Mhmm, Mhmm«, zog ich das Gespräch jetzt ein wenig in die Länge, um noch mehr zu erfahren.
»Natürlich hat sie sich bei mir abgemeldet.« Welche Wortwahl, so eng sah er also die Beziehung schon. »Sie ist drei Wochen bei einer Tante im Bayerischen Wald.«
»Mhmm, mhmm«, ermuntere ich ihn weiterzusprechen.
»Ich müsste aber übermorgen zusagen, was die Reise – in eine Ferienvilla – angeht. Kann ich privat bekommen. Und ihr Festnetzanschluss ist außer Betrieb.«
»Mhmm,
Weitere Kostenlose Bücher